GK0144 - Die Todesgondel
seines Messers gegen die Kehle.
Sheila Conolly war vor Schreck starr. Sie fühlte, wie die Klinge gegen das straffe Fleisch ihres Halses drückte, und ein winziger Blutstropfen perlte aus der kleinen Wunde.
Das Zimmermädchen war inzwischen von einem der Männer gepackt worden. Der Kerl holte aus und setzte seine Faust gegen die Schläfe des Mädchens.
Es sackte zusammen, wurde in das geräumige Bad geschleift und in die Wanne gelegt.
Dann lief der Mann nach draußen auf den Gang, sammelte die Wäschestücke ein und warf sie ebenfalls in das Badezimmer. Leise lachend schloß er die Tür von außen ab.
Sheila hatte die Augen verdreht und alles mitbekommen. Jetzt starrte sie wieder auf die höllisch scharfe Messerklinge. Das Herz schlug ihr bis zum Hals hoch, sie roch die Körperausdünstung des Mannes und sah die kalten, grausamen Augen hinter der goldene Maske.
Sheila wußte, daß diese Männer sie gnadenlos töten würden, wenn sie nicht gehorchte.
Und das schlimmste war: Niemand konnte ihr helfen. Bill war weg, und auch John Sinclair war noch nicht eingetroffen. Die Eindringlinge hatte alle Vorteile für sich.
Zwei Männer kippten kurzerhand einen Tisch um und zogen eine lange Teppichbrücke hervor.
Sheila ahnte, was kommen würde.
Die Messerklinge verschwand von ihrem Hals, und eine Faust schoß auf sie zu.
Ein genau dosierter Schlag traf Sheilas Schläfe. Etwas explodierte in ihrem Kopf. Bunte Sterne blitzten auf, und dann umfaßten Sheila Conolly die Wogen der Bewußtlosigkeit.
Die drei Männer verständigten sich durch Kopfnicken. Sheila wurde angehoben und auf den Teppich gelegt. Geschickt rollte man sie darin ein. Es war der alte Trick, aber immer noch wirksam und sicher.
Zwei Männer luden sich den Teppich mit der eingerollten menschlichen Last auf die Schulter.
Luigi ging zur Tür und spähte nach draußen auf den Gang.
Er zuckte zurück, als nebenan im Zimmer die Tür aufgestoßen wurde und ein Ehepaar die Räume verließ. Die beiden lachten, waren guter Dinge. Bestimmt lag ein ausgedehnter Nachtbummel vor ihnen.
Luigi wartete, bis das Ehepaar verschwunden war. Er winkte den beiden Komplizen zu, und wenige Sekunden später standen sie wieder auf dem Gang.
Der ganze Überfall hatte nicht einmal fünf Minuten gedauert. Und er war so gut wie lautlos über die Bühne gelaufen.
Die Schwierigkeit war jetzt noch der Rückweg. In den Park kam man schnell, denn die Tür eines Notausgangs führte hinein.
Ungesehen verschwanden die Männer mit ihrer menschlichen Last zwischen den Büschen. Sie störten nicht einmal ein Liebespaar, das eng angeschmiegt und weltvergessen auf einer Bank saß.
Gras und weiche Erde dämpften die Schritte der Männer bis zur Geräuschlosigkeit.
Ohne entdeckt zu werden, erreichten sie schließlich die hüfthohe Mauer mit dem schmiedeeisernen Gitter, die das Hotel einfriedete.
Der Mann, der zurückgeblieben war, erwartete sie bereits. Die Masken der Männer verschwanden wieder, und in einer günstigen Minute wurde der Teppich über das Gitter gehoben.
Dann kletterten die Männer hinterher.
Ihr Auftrag war gelungen, und der Goldene Löwe würde wieder zufrieden sein.
***
John Sinclair hatte den Flug verschlafen. Er tat dies in weiser Voraussicht, denn er ahnte, daß ihn in Venedig einiges erwarten würde.
Als die Maschine auf dem Flughafen Trevisio landete, war es neunzehn Uhr. Im Westen war der Himmel schon grau. Die Farbe wurde von Minute zu Minute dunkler, und bald würde die Dunkelheit einbrechen.
John lächelte der Stewardeß noch einmal zu und ließ sich dann wie die anderen Passagiere zur Abfertigungshalle fahren.
Hier in Italien war bereits der Frühling angebrochen. Ein lauer Wind strich von der Adria her über das Land.
Die Kontrolle verlief ohne Schwierigkeiten. John legte sich seinen Staubmantel über den Arm, nahm den kleinen Koffer in die andere Hand und schlenderte zu der Filiale von Hertz-Rent-a-Car. Reklameschilder wiesen ihm den Weg.
Bei einer Schönheit mit rot gefärbten Haaren mietete sich John einen grünen Lancia. Die Kleine lächelte den blondhaarigen, gut aussehenden Engländer an. Wahrscheinlich suchte sie noch einen Begleiter für den heutigen Abend. Doch da mußte John passen. Er hatte etwas Wichtigeres vor.
Der Wagen war völlig in Ordnung. John schnallte sich an und fuhr los.
Es gab genügend Hinweisschilder, die den Weg nach Venedig kennzeichneten.
Die Straße war phantastisch und schnurgerade. Wie ein Strich führte sie durch
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