GK0157 - Zirkus Luzifer
Grimasse. Nie gekannte Schmerzen durchrasten ihren Körper.
John Sinclair zog die Beine an und schleuderte die Untote von sich. Dumpf krachte sie auf den Rücken.
Der Brieföffner steckte in ihrer Brust. Ein fürchterliches Stöhnen drang aus dem Mund der Untoten. Innerhalb von Sekunden zerfiel die Haut, wurde gelb und faltig. Das Haar nahm eine schlohweiße Farbe an, hing strähnig zu beiden Seiten des Kopfes herab.
Ein letztes Zucken ging durch den Körper der Vampirin, dann lag die Frau still. Und während sie der nun endgültige Tod in den Klauen hielt, wurden ihre Gesichtszüge entspannt, nahezu friedlich.
Eine steinalte Frau lag vor dem Geisterjäger auf dem Boden. Eine Frau, die ihren Frieden wieder gefunden hatte.
John sprang auf die Füße. Durch das offene Fenster pfiff der Wind. Die Wohnungstür knallte zu Durchzug war entstanden.
Das Geräusch der zufallenden Tür erinnerte John Sinclair wieder an Terry Bendix.
Der Geisterjäger sprintete los, rannte durch den kleinen Korridor, riß die Tür auf und stürzte ins Treppenhaus.
Ängstliche Gesichter starrten ihn an. Die Menschen waren aus ihren Wohnungen gelaufen.
Eine ältere Frau begann hysterisch zu schreien, als sie John sah, und die Putzfrau von unten schrie: »Ja, das ist er. Das ist der Kerl.«
John blieb auf der Hälfte eines Treppenabsatzes stehen. »Wo ist Miß Bendix?« brüllte er. Gleichzeitig zückte er seinen Ausweis. »Ich bin von Scotland Yard.«
Die Putzfrau antwortete. »Sie ist – sie ist mit einer Frau weggegangen. Sie haben gekämpft. Die Frau – sie hatte lange Zähne. Wie ein Vampir. Ich habe es genau gesehen. Ich…«
John hörte die nächsten Worte gar nicht mehr. Er stürmte los.
Vier, fünf Stufen nahm er auf einmal. Die Sorge um Terry Bendix schien ihm Flügel zu verleihen.
»Terry!« brüllte er durch das Treppenhaus.
Das Echo seines Schreies hallte von den Wänden wider. Doch die rothaarige Frau gab keine Antwort.
John erreichte das Erdgeschoß. Die Haustür war zu. Wild blickte der Geisterjäger sich um. Er sah auch eine Tür, die in den Hof führte.
Einer Eingebung folgend lief John hin und zog die Tür auf.
Da sah er Terry Bendix. Sie hing über der Schulter einer schwarzhaarigen Frau, die genau so aussah wie die Vampirin, die John oben in der Wohnung erledigt hatte.
Terry war anscheinend bewußtlos. Sie wehrte sich nicht mehr. Die Schwarzhaarige lief mit ihr auf eine Einfahrt zu, die in die Wilton-Street mündete.
John verfluchte sich, daß er den Brieföffner nicht von oben mitgenommen hatte.
Aber noch mal zurückzulaufen, dazu war es jetzt zu spät.
Die Untote hatte den Kopf gedreht und John Sinclair entdeckt. John sah die häßlichen Zähne, die an den Spitzen rot gefärbt waren.
Sie hatte Terry Bendix bereits gebissen!
Eine namenlose Wut überkam den Geisterjäger. Wie ein Panther schnellte er vor, jagte auf die Untote mit ihrer lebenden Last zu.
Die Vampirin streckte die linke freie Hand aus. Nadelspitze Fingernägel zielten auf John Sinclairs Gesicht.
John wich aus, packte den Arm am unteren Gelenk, hebelte ihn herum und schleuderte die Untote zu Boden. Auch Terry Bendix fiel hin, aber darauf konnte John jetzt keine Rücksicht nehmen.
Er handelte reaktionsschnell und entschlossen, packte Terry und zog sie zur Seite, außerhalb der Gefahrenzone.
Aber da saß ihm schon die Untote im Nacken.
John spürte die kalten würgenden Klauen, griff mit beiden Händen nach hinten, bekam den Kopf der Vampirin zu fassen und schleuderte sie über sich hinweg, Ilonka prallte mit dem Rücken gegen die Brandmauer des Hofes.
John Sinclair sprang zur Seite, wollte Terry Bendix in Sicherheit bringen, als plötzlich hastende Schritte in der Einfahrt widerhallten.
John kreiselte herum. Ein Mann mit schwarzen fettigen Haaren und mit einem hellgrauen Anzug stürmte auf John zu. In beiden Händen hielt er gefährlich aussehende Messer.
Er warf sie im Laufen. Selten war John Sinclair so schnell in Deckung gehechtet. Wie Blitze flirrten die Messer über ihn hinweg und prallten gegen die Hausmauer.
John Sinclair war auf den rissigen schmutzigen Boden geknallt, hatte sich ein paarmal überschlagen und blieb dicht neben der Hintertür liegen.
Doch nicht einmal eine Sekunde. Er schnellte wieder hoch und riß gleichzeitig seine Waffe hervor.
Der Messerwerfer hatte sich bereits zurückgezogen. John fand kein Ziel mehr. Wie ein Schatten war der Kerl in der Einfahrt verschwunden und mit ihm die zweite Untote.
John
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