GK0157 - Zirkus Luzifer
Beispiel.
Es lagen sogar schon erste Ergebnisse vor.
»Ja, Kollege Sinclair«, sagte der Beamte der Spurensicherung. »Wir haben selten so gute Prints vorliegen gehabt, wie sie auf den Messern verewigt waren. Außerdem haben die Kollegen der EDV phantastisch geschaltet. Der Kerl, dem die Prints gehören, heißt Latero. Lui Latero. Ein alter Kunde. Spezialist mit dem Messer. Ist in Soho vor Jahren einmal unangenehm aufgefallen, als er einen Zuhälterboß ins Jenseits geschickt hat. Leider wurde er aus Mangel an Beweisen freigesprochen, denn die beiden Zeugen fanden sich plötzlich in der Themse wieder, als gut gekühlte Wasserleichen. Latero verschwand danach von der Bildfläche. Wir haben auch nichts mehr von ihm gehört.«
John klopfte dem Kollegen auf die Schulter. »Ihr seid wie immer Spitze.«
Der Beamte lachte. »Davon haben wir nichts. Bei Gelegenheit können Sie ruhige mal ‘ne Flasche springen lassen.«
»Darüber läßt sich reden«, sagte der Geisterjäger und war wenig später im Aufzug verschwunden.
Lui Latero hieß der Kerl also. John war gespannt, ob im Zirkus Luzifer jemand diesen Namen kannte…
***
Terry Bendix erwachte Stunden später. Im ersten Moment wußte sie nicht, wo sie sich befand. Fremd und unpersönlich kam ihr die Umgebung vor.
Ihr Blick fiel auf den in der Wand eingebauten Kunststoffschrank und dann auf das zweite Bett, dessen Überzug weiß wie frisch gefallener Schnee aussah.
Und jetzt erinnerte sich Terry Bendix wieder.
An John Sinclair, an den Arzt, die Schwester – und…
Ihre Gedanken stockten.
Weshalb hatte man sie überhaupt in dieses Krankenzimmer gebracht? Ich bin doch gar nicht krank, dachte Terry. Himmel, daß mußte eine Verwechslung gewesen sein. Sie fühlte sich zwar müde und abgespannt, aber krank auf keinen Fall.
Terry blickte sich um. Die weiß getünchten Wände flößten ihr plötzlich Angst ein. Sie kam sich vor wie in einem Gefängnis, und dazu fiel ihr auch noch die Stille auf die Nerven. Sie war Trubel gewohnt, Hektik, pulsierendes Leben.
All das vermißte sie jetzt. Terry lag auf dem Rücken, atmete ein paarmal tief durch. Irgendwo aus einem anderen Zimmer hörte Terry die laute keifende Stimme einer Frau, dann lachte jemand schrill, und dann war es wieder still.
Terry schlug die Decke zur Seite. Sie blickte an sich herab und stellte fest, daß man ihr ein rosafarbenes wollenes Nachthemd angezogen hatte. Terry Bendix rümpfte die Nase. Sie fand solche Großmutter-Nachthemden scheußlich.
Die rothaarige Frau schwang die Beine aus dem Bett. Die nackten Füße berührten den mit PVC ausgelegten Boden.
Terry stand auf. Sie fühlte plötzlich zwischen ihren Knien eine Pudding – schicht, und vor ihren Augen begann das Zimmer zu schaukeln. Tief atmete sie durch. Bald schon hatte sie sich gefangen.
Sie ging auf das große Fenster zu, dessen obere Hälfte von einer feinen Gardine verdeckt wurde.
Terry stützte die Hände auf die schmale Fensterbank, sah durch die Scheibe und stellte fest, daß ihr Zimmer im Erdgeschoß des Krankenhauses lag.
Der Blick fiel auf einen gepflegten Park.
Die Bänke waren weiß gestrichen, wirkten wie helle Farbtupfer auf dem satten Grün der Wiesen. Bäume breiteten einladend ihre voll belaubten Äste und Zweige aus. Zwei Krankenschwestern gingen über einen gepflegten Kiesweg dem Eingang zu. Am Ende des Parks schirmte eine hohe Mauer den Park gegen Straßenlärm ab. Vögel schwirrten durch die Luft und zwitscherten fröhlich.
Ein friedliches Bild, das beruhigend auf die Nerven der Patienten wirkte.
Terry wandte sich ab. Trotz der nahen beruhigenden Umgebung fühlte sie sich unwohl. Und daran war nicht zuletzt der seltsame Druck in ihrem Kopf schuld, den sie schon seit einigen Minuten spürte. Irgend etwas ging in ihrem Gehirn vor. Terry hatte das Gefühl, als würden dort fremde Gedanken eindringen, um ihren eigenen Willen zu unterwerfen.
Schweißtropfen glitzerten auf ihrer Stirn. Terry wischte sie mit dem Handrücken weg.
Die fremden Gedanken wurden stärker. »Geh weg von hier, wisperte es. Komm zum Zirkus Luzifer. Wir warten auf dich.«
Terry überlegte. Zirkus Luzifer. Was hatte sie damit zu tun? Und dann fiel es ihr wieder ein. Richtig, sie hatte ja gestern abend eine Vorstellung besucht, und danach – ja, was war danach geschehen?
So sehr Terry auch grübelte, sie konnte keine Antwort finden.
»Komm zu uns. Komm schnell.« Wieder waren die Stimmen da. Wie feine Nadelstiche drangen sie in Terrys
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