GK0160 - Die Totenkopf-Gang
hatte das Boot zuviel Fahrt, und es bestand auch durchaus die Möglichkeit, daß es dem Skelett wegsegelte.
Doch diese Hoffnung zerplatzte wie eine Seifenblase.
John sah plötzlich das Skelett an der Heckseite des Segelbootes hängen. Die bleichen Finger umklammerten die Bordwand, und der Knochenmann ließ sich kurzerhand mittreiben.
Der Geister-Jäger hatte das Gefühl, sein Herz würde stehenbleiben.
Die beiden auf dem Boot waren ahnungslos. Das Mädchen lachte perlend und setzte eine Flasche an die Lippen, um einen Schluck zu trinken.
Der junge Mann schlüpfte aus seinem hellen T-Shirt, warf es auf den Boden und präsentierte einen muskulösen, braungebrannten Oberkörper. Er turnte zu seinem Girl hin, nahm ihm die Flasche aus der Hand und trank ebenfalls einen Schluck.
Keiner der beiden ahnte etwas von der tödlichen Gefahr, in der sie schwebten. Sie waren völlig unbeschwert, freuten sich auf die Segelpartie an diesem strahlenden Sommertag.
John Sinclair schwamm wie noch nie in seinem Leben. Die Distanz schien überhaupt nicht kürzer zu werden, noch fast achtzig Yards trennten ihn von den beiden Seglern.
Da machte das Skelett ernst.
Mit einem Ruck zog es sich hoch und kletterte über die Bordwand.
Die ahnungslosen Menschen wandten dem Todesboten den Rücken zu, und auch andere Schiffer, die mit ihren Booten und Kähnen die Themse befuhren, hatten nichts bemerkt.
Wieder sollte John Sinclair einen Warnschrei ausstoßen, doch ein Schwall Wasser schwappte ihm in den Mund. John hustete und spuckte und war für die nächsten Sekunden abgelenkt.
Gebückt näherte sich das Skelett dem Paar, Es hatte die Arme ausgestreckt, die knochigen Finger waren zu Krallen gekrümmt.
Die Bestie lechzte nach Mord!
In diesem Augenblick wandte sich der Mann um. Er wollte zu dem Segelmast gehen, erstarrte jedoch mitten in der Bewegung.
Seine Augen wurden tellergroß, ein heiserer Krächzlaut drang über seine Lippen.
»Was ist, George?«
Das Mädchen drehte sich um, und wurde ebenfalls vom kalten Entsetzen gepackt. Angstschauer schüttelten ihren Körper. Mit ungläubigen Blicken starrte sie auf die schreckliche Gestalt.
»George!« Schrill schnitt der Schrei des Mädchens über das Wasser, erreichte Johns Ohren, und der Oberinspektor mobilisierte seine letzten Reserven. Wie Windmühlenflügel peitschten seine Arme das Wasser.
Der junge Mann löste sich als erster aus seiner Erstarrung. »Spring über Bord, Kathy!« brüllte er, doch das Mädchen schien ihn nicht zu hören. Voller Grauen starrte sie das bleich schimmernde Skelett an, das sich George bis auf zwei Schritte genähert hatte.
Jetzt erst reagierte der junge Mann. Er gab seiner Freundin einen Stoß, der sie aus der unmittelbaren Gefahrenzone brachte, bückte sich und hob ein Holzpaddel vom Boden auf.
Hoch schwang er es über den Kopf und drosch damit zu.
Geschmeidig wich das Skelett aus.
George hatte viel Wucht hinter den Schlag gelegt. Er kam ins Taumeln, und außerdem begann das führerlose Segelboot zu schlingern.
George verlor das Gleichgewicht, rutschte aus und fiel hin.
Das Skelett nutzte die Chance. Die geballte knochige Faust krachte gegen den Kopf des jungen Mannes.
Blutüberströmt und mit dem Gesicht zuerst prallte George auf die Planken des Bootes.
Das Skelett lachte schaurig auf und wandte sich dem wehrlosen Mädchen zu…
***
Killer-Pete stöhnte vor Schmerzen. Seine linke Schulter war eine einzige blutige Wunde. Er mußte, so schnell es ging, einen Arzt finden, sonst würde er elendig verbluten.
An einem Baumstamm zog er sich hoch. Die MPi warf er weg. Er brauchte sie jetzt nicht mehr. Zur Not konnte er sich immer noch auf seinen 38er verlassen, der in einer Gürtelholster steckte.
Killer-Pete wollte nicht den gleichen Weg nehmen, den er gekommen war. Zu groß war die Gefahr, daß er einem der Knochenmänner vor die Mündung lief.
Pete hustete. Seine Rippen schmerzten ebenfalls. Wahrscheinlich war er bei dem Hechtsprung aus dem Haus falsch gelandet.
Torkelnd setzte sich Killer-Pete in Bewegung. Die Hitze saugte ihm die letzte Kraft aus den Knochen, marterte sein Gehirn. Killer-Pete wurde es schwindelig, ab und zu tanzten bunte Sonnen vor seinen Augen.
Immer wieder wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Auch das Blätterdach der Bäume schützte ihn kaum vor den sengenden Strahlen der Sonne.
Kindergeschrei drang plötzlich an seine Ohren. Killer-Pete lief noch ein paar Schritte weiter, lehnte sich dann gegen einen Baum und
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