GK0163 - Der Unheimliche von Dartmoor
liegende Dunstwand zu durchdringen.
Der Bug des Bootes strich an hohen Schilfgewächsen vorbei. Der Meister gab dem Kahn einen kleinen Drall nach backbord und tauchte ein in den Schilfwald.
Es rauschte, als sich der Kahn einen Weg bahnte. Einige Wasservögel flüchteten erschreckt. Der Meister ärgerte sich. Hoffentlich hatte niemand die Flucht der Vögel bemerkt. Es war immerhin ein Zeichen, daß sich jemand Fremdes in der Nähe herumtrieb. Aber der Meister rechnete damit, daß die Aufseher mit anderen Dingen beschäftigt waren, als gerade auf solche Ereignisse zu warten.
Die Schilfrohre wurden wie Gummi zur Seite gedrückt, als sich das Boot den Weg bahnte. Das Wasser wurde mit einem Mal flacher. Die Ruderstange tauchte kaum noch eine Ellbogenlänge tief ein.
Der Meister hatte sein Ziel jetzt fast erreicht.
Dann schleifte der Kiel des Bootes über Grund. Der Ausläufer einer flachen, langgezogenen und mit Gebüsch bewachsenen Insel war erreicht.
Der Meister vertäute das Boot am Ast eines verkrüppelten Baumes und machte sich auf den Weg.
Geduckt schlich er voran. Manchmal sank er bis zu den Knöcheln ein und hatte Mühe, seine Füße wieder aus dem saugenden Schlamm herauszuziehen.
Eineaalglatte, fingerdicke grüne Schlange huschte plötzlich über seinen Fuß, In der nächsten Sekunde war sie im dichten Grasgürtel verschwunden.
Noch immer klangen die Geräusche sehr gedämpft. Aber der Meister konnte nun einige Worte verstehen, und er sah auch schon die Umrisse der Männer.
Aber wo steckte der Neuankömmling?
Der Meister verharrte geduckt und begann nachzudenken. Er ging von folgender Überlegung aus: Im Zuchthaus war es üblich, daß Gefangene, die eine hohe Strafe zu verbüßen hatten, zur »Eingewöhnung« die schwerste Arbeit verrichten mußten. Und die gab es zweifellos am Ende des Abbaugebietes.
Bewußt hatte der Meister diesen Platz anvisiert.
Er ging jetzt auf Hände und Füße nieder und schob sich wie ein Rekrut im Kriechgang voran. Er mußte höllisch aufpassen, denn nach dem Verschwinden der drei Gefangenen waren die Wachen verstärkt und auch mit Sprechfunkgeräten ausgerüstet worden.
Der Meister schlich sich an wie ein Indianer. Und dann hatte er das Ende der langen, trockenen Insel erreicht. Nur noch ein hoher Grasgürtel trennte ihn von den arbeitenden Gefangenen.
Der Meister lag flach auf dem Bauch. Er nahm beide Hände und bog behutsam einige Grashalme auseinander, so daß er relativ freies Blickfeld hatte.
Ein triumphierendes Grinsen kerbte seine Mundwinkel.
Er hatte das Opfer erspäht!
Es sprach soeben mit einem bulligen Mann, den der Meister als Paul Kubak identifizierte.
Kubak schien wütend zu sein, der Blondhaarige mußte ihm wohl einige »passende« Worte sagen. Dann plötzlich drehte Kubak durch.
Mit der Schaufel schlug er nach dem Blondhaarigen, der jedoch geschickt auswich, dann aber stolperte und den kleinen Abhang hin unterrutschte.
Der Meister hielt den Atem an, als er sah, daß Kubak schreiend hinterhersprang. Wenn es ihm gelang, den Neuen zu töten, war alles umsonst.
Obwohl der Meister selbst vorhatte, John Sinclair ins Jenseits zu befördern, drückte er ihm doch jetzt die Daumen…
***
John hatte sich während des Falls gedreht und war auf dem Rücken gelandet. Wie ein Klotz kam Kubak angesprungen. Den Schaufelstiel hielt er mit beiden Händen umklammert, das Blatt zeigte nach unten.
Die Kante war scharf genug, um John Sinclair in zwei Hälften zu zerteilen.
Der Geister-Jäger hatte kaum den Boden berührt, da rollte er sich um die eigene Achse. Er stieß sich dabei mit beiden Händen ab. Schlamm und Wasser wirbelten hoch. John hatte Augen und Mund zusammengekniffen und zuckte zusammen, als das Schaufelblatt nur eine Handbreit von seiner Hüfte entfernt in den Boden drang.
John Sinclair ruhte sich keine Sekunde aus, sondern schnellte zu Seite.
Durch eine Rolle vorwärts verschaffte er sich den nötigen Schwung, um mit einer fließenden Bewegung auf die Beine zu kommen.
Soeben riß Kubak die Schaufel aus dem Erdreich. Er brüllte dabei wütend, sein Gesicht war hochrot vor Zorn, in seinen Augen tobte hemmungsloser Haß.
Kubaks Geschrei mußte weit zu hören sein. Aber kein Wärter kam, um nachzusehen, was los war. Höchstwahrscheinlich hielt Titus McGivern die Aufpasser bewußt zurück.
Kubak hatte sich wieder ein wenig gefangen. Mit leicht gesenktem Kopf und vorgestreckten Armen kam er auf John Sinclair zu. Seine Fäuste klammerten sich dabei so
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