GK0202 - Der Fluch der schwarzen Hand
Haut.
Ja, Jo Brown war nervös.
Die teure Kamera hatte er sich um den Hals gehängt. Er mußte sie immer mit einer Hand festhalten, als er durch den Wald hüpfte. Hüpfen war genau der richtige Vergleich, denn Jo Brown hatte es ziemlich eilig. Er mußte immer wieder querlaufende Baumwurzeln überspringen oder zu tief hängenden Ästen ausweichen.
Er näherte sich von Osten dem großen Grundstück der Parsons. Es war durch einen hohen schmiedeeisernen Zaun eingefriedet worden. Das Eisen hatte im Laufe der Jahre Patina und Rost angesetzt.
Schon bald hatte der Reporter den Zaun erreicht. Er war etwas außer Atem geraten und nahm sich zum x-tenmal vor, weniger als dreißig Zigaretten zu rauchen.
Jo Brown peilte am Zaun hoch. Der bedeutete für ihn kein Hindernis, trotz der spitzen, in den Himmel ragenden Pfeile. Er hatte schon ganz andere Sachen überklettert. Und Hunde gab es auf dem Grundstück auch nicht, danach hatte er sich schon erkundigt.
Ja Brown hangelte sich an den etwa armbreit auseinanderstehenden Stangen hoch. Oben angelangt, überstieg er vorsichtig die Spitzen, die vom Rost zerfressen, aber trotzdem noch höllisch gefährlich waren.
An der anderen Seite ließ sich der Reporter kurzerhand fallen. Weich landete er auf dem Rasen, verharrte aber nicht lange auf dem Platz, sondern flitzte hinter einem Baumstamm in Deckung.
Hier peilte er erst einmal die Lage.
Vor sich sah er die Rückseite des Gutshauses. Sie war weniger schön als die Vorderseite, besaß eine glatte Fassade und lange hohe Fenster, deren Scheiben durch die von innen vorgezogenen Stores sehr dunkel wirkten.
Jo Brown hatte scharfe Augen, und er entdeckte auch die schmale Tür des Lieferanteneingangs, mit denen solche Häuser oft ausgestattet waren. Der Reporter rieb sich die Hände.
Das lief ja alles wie am Schnürchen.
Einen Plan hatte er sich auch schon zurechtgelegt. Er wollte den Keller näher unter die Lupe nehmen. Wenn der Tote wirklich dem Grab entstiegen war, dann hielt er sich bestimmt tagsüber versteckt. Und am besten eignete sich dafür ein Keller.
Jo Brown lief los. Er war ein guter Sprinter, und seine Füße schienen kaum den Rasen zu berühren. Der Wind fing sich in den Falten seines Parkas und ließ den Stoff flattern.
Der Reporter hatte eine gehörige Strecke zu überwinden, und als er endlich die Rückseite des Gebäudes erreicht hatte, war er doch etwas außer Atem.
Jetzt sah er auch, daß das Haus eine Renovierung sehr nötig gehabt hätte. Die Fassade war doch ziemlich rissig. Ganze Brocken von Putz waren an einigen Stellen herausgefallen und hatten tiefe Löcher hinterlassen, in denen grün schimmerndes Moos wuchs.
Der Lieferanteneingang befand sich zu ebener Erde. Eine einfache Holztür, deren Schloß auch nicht unbedingt kompliziert aussah.
Im Knacken von Schlössern hatte der junge Reporter ebenfalls Routine. Vor Jahren – in seiner richtigen Sturm- und Drangzeit – hatte dies zu seinen leichtesten Übungen gehört. Und entsprechendes Gerät trug er immer bei sich.
Auch dieses Schloß bot ihm so gut wie keinen Widerstand. Nur knarrte die Tür häßlich in den Angeln, und das störte ihn doch.
Sachte drückte er sie hinter sich wieder ins Schloß.
Jo Brown sah sich um. Er stand in einem schmalen Gang, der in eine Tür mündete, die halb offen stand. Aus dem dahinter liegenden Raum drangen Küchendüfte an seine Nase.
Augenblicklich verspürte Jo ein Hungergefühl.
Er schlich in die Küche.
Alles war peinlich aufgeräumt. Töpfe und Pfannen glänzten, und auch in der Herdplatte konnte man sich spiegeln.
Doch Jo interessierte sich nur für die Tür. Sie führte bestimmt in den Keller.
Und sie war abgeschlossen.
Schon verhärtete sich Jos Verdacht. Vor Aufregung bekam er ganz rote Ohren. Er mußte an das Gespräch mit seinem Verleger denken, den er vor einer Stunde noch angerufen hatte.
Nur dranbleiben, hatte ihm der Alte gesagt. Egal, mit welchen Mitteln. Der Verleger wollte die Sache mit der schwarzen Hand ganz groß rausbringen. Und er war auch scharf auf die Fotos. Als ihm Jo Brown noch mitgeteilt hatte, daß er von der echten Leiche noch Aufnahmen schießen wollte, war der Alte fast verrückt geworden. Seine Laune war so gut geworden, daß er Jo sogar den Vorschuß geschenkt hatte. Etwas, das noch nie bei ihm vorgekommen war.
Daran mußte Jo denken, als er an dem Schloß herumwerkelte. Es war komplizierter als das der Hintertür.
Immer wieder legte der Reporter eine Pause ein, um zu
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