GK053 - Frisches Blut für den Vampir
Sergeant.«
»Jawohl, Sir.«
Goody wandte sich rasch um und verließ das Büro des Inspektors. Tony Ballard wickelte ein Lakritzbonbon aus und schob es sich zwischen die Zähne. Als die Musikprofessorin eintrat, erhob er sich und kam um den Schreibtisch herum, um sie zu begrüßen.
Susan Manson trug einen karierten Sportrock und eine weiße Bluse, in der ein üppiger Busen wogte. Ein Gürtel schnürte ihre schmale Taille noch enger zusammen, und es schien fast, als könnte man diese Taille mit einer Hand umfassen. Während vielen anderen Frauen das Tragen einer Brille ihrer Schönheit Abbruch tut, erhöhte dies bei Miss Manson noch die Eleganz und die seriöse Fraulichkeit, die sie so gekonnt an den Tag legte.
Tony bat sie, Platz zu nehmen.
Sie setzte sich in den Besuchersessel und schlug die langen makellosen Beine übereinander. Ihr blondes Haar war kunstvoll frisiert und umrahmte ihr ausdrucksstarkes Gesicht wie eine modische Haube.
Sie war verlegen und befangen, und wusste nicht, wie sie beginnen sollte, das merkte Tony sofort.
Er versuchte ihr zu helfen.
»Was führt Sie zu mir, Miss Manson? Der Einbruch von vorgestern Nacht?«
Die Lehrerin nickte kaum merklich.
»Ich wäre wahrscheinlich nicht zu Ihnen gekommen, wenn Leonard Shatner die Sache überlebt hätte«, sagte Miss Manson aufrichtig. Sie schaute Tony nicht an und kramte in ihrer Handtasche herum. Es war offensichtlich eine Geste der Verlegenheit. Mit vor Aufregung zitternden Fingern führte sie eine Zigarette an den dezent geschminkten Mund.
Tony Ballard gab ihr Feuer.
Sie rauchte übernervös.
»Der Schritt zu Ihnen ist mir nicht leicht gefallen, Inspektor.«
»Warum nicht?«
Sie zuckte verlegen die Achseln.
»Sagen wir, ich habe mir etwas sehr Peinliches zuschulden kommen lassen.«
»Darf ich erfahren, worum es hierbei geht?«
Miss Manson seufzte. Sie hob den Blick und schaute Ballard nun zum ersten Mal voll an. Sie schien entschlossen zu sein, auf sich zu nehmen, was sie zu tragen hatte. Selbst wenn die Bürde noch so schwer war.
»Sie kennen Matt Craner«, sagte sie mit tonloser Stimme.
Tony nickte.
»Allerdings.«
Die Lehrerin zog nervös an ihrer Zigarette.
»Darf ich von Ihnen größtmögliche Diskretion erwarten, Inspektor?«, fragte sie vorsichtig.
»Selbstverständlich, Miss Manson. Was Sie mir erzählen, wird diesen Raum ohne Ihre ausdrückliche Erlaubnis nicht verlassen.«
Susan Manson atmete sichtlich erleichtert auf.
»Den Mitgliedern des Lehrkörpers ist es strengstens untersagt, untereinander intime Beziehungen zu unterhalten, Inspektor.«
Tony wusste bereits Bescheid. Er hatte schon bei seinem Besuch im Internat festgestellt, dass die Lehrerin für Matt Craner schwärmte.
»Matt und ich haben uns um dieses Verbot nicht gekümmert, Inspektor«, gestand nun Susan Manson niedergeschlagen. »Es war uns zwar von Anfang an klar, dass wir das Internat verlassen müssten, wenn man hinter unser Geheimnis käme, aber es war uns egal. Liebe kann man nicht auf diese nüchterne Weise unterbinden, verstehen Sie das?«
»Natürlich, Miss Manson.«
»In der vergangenen Nacht, als bei uns im Schloss eingebrochen wurde, befand ich mich wieder in Matts Zimmer. Als Sie gestern im Internat waren, konnte ich Ihnen das unmöglich vor den anderen sagen.«
»Ich verstehe.«
»Bestimmt hätte ich auch weiter geschwiegen, wenn der Pförtner nicht gestorben wäre. Nun liegt die Sache aber anders. Es handelt sich nicht bloß um einen Einbruch, bei dem Geld weggekommen ist. Es handelt sich um Mord. Aus diesem Grund ist es mir nicht mehr länger möglich zu schweigen.«
Tony beugte sich gespannt vor.
»Ich nehme an, Sie haben die beiden Einbrecher gesehen, Miss Manson?«
Die Lehrerin nickte bedächtig.
»So ist es.« Sie drückte die Zigarette nervös im Aschenbecher aus, der auf Tonys Schreibtisch stand. »Ich stand am Fenster – in Matt Craners Zimmer… Ich hoffe, Sie behalten das wirklich für sich, Inspektor.«
»Sie können sich ganz auf mich verlassen, Miss Manson. Es ist nicht meine Aufgabe, irgendjemanden Glück zu zerstören.«
Susan Manson schenkte dem Inspektor für diese Worte einen dankbaren, innigen Blick.
»Ich sah, wie die beiden das Schloss verließen«, erzählte die Lehrerin, nun schon mit festerer Stimme.
»Können Sie sie beschreiben?«, fragte Ballard interessiert.
»Sie waren beide groß. Es blitzte ziemlich stark und mehrmals kurz hintereinander. Deshalb konnte ich die beiden ganz deutlich sehen. Der
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