GK053 - Frisches Blut für den Vampir
verfluchten Hauses vor ihm auftun, und er konnte seiner Wege gehen.
***
Dumpf und düster lag die Nacht über der alten, verlassenen Schmiede. Wie in jeder Nacht, stiegen wieder die bizarr geformten Nebelschwaden aus dem Moor. Der Mond erhellte mit seinem kalten Licht die Gegend.
Irgendwo schrie ein Käuzchen, als wollte es die Toten aus den Gräbern rufen.
Und tatsächlich schien das Käuzchen mit seinem unheimlichen Ruf Erfolg zu haben.
Da, wo Cliff Dickinson begraben war, begann sich das dunkle, von Kelly festgetretenes Erdreich zu bewegen.
Durch den Biss des Vampirs war Dickinson zu einem Untoten geworden, der im Reich der Schatten – selbst zum grausamen, blutrünstigen Vampir geworden – weiterlebte.
Das Erdreich schien zu brodeln.
Es bewegte sich, als würden mehrere Maulwürfe darin herumkriechen.
Zwischen den Erdkrümeln stieg gelblicher Rauch hoch.
Höher und höher stieg die dichte Wolke, bis sie die Größe eines Menschen erreicht hatte. Nun begann sie sich zu formen, wurde zu einem menschenähnlichen Gebilde, wurde zu einem Menschen, wurde zu Cliff Dickinson.
Hoch aufgerichtet stand Dickinson über seinem Grab.
Sein Gesicht war leichenblass. Aus dem Mund, den zwei graue Lippen bildeten, ragten die langen, dolchartigen Eckzähne. Der Blick des Mannes war durchdringend, hatte hypnotische Kraft und musste jeden Menschen zu Tode erschrecken.
Die Gier nach Blut funkelte in seinen bösen Augen. Er wusste, wo er sich welches holen konnte.
***
Kelly saß immer noch auf seiner Pritsche. Die Polizisten hatten ihm so arg zugesetzt, dass er nun nicht einschlafen konnte. Er hatte es mehrmals versucht, hatte sich hingelegt, hatte sich zu entspannen versucht. Nichts hatte genützt. Nun war es Mitternacht, und er konnte immer noch nicht einschlafen.
Er war darüber wütend, denn die Schlaflosigkeit unterhöhlte unweigerlich seine Widerstandskraft. Und gerade die brauchte er, wenn er den Nervenkrieg gegen die Polizisten für sich entscheiden wollte.
Ärgerlich blickte er zum vergitterten Fenster hoch, und er wünschte sich, wenigstens ein paar Stunden schlafen zu können.
Da begann die Luft vor der Tür mit einem Mal auf eine seltsame Weise zu flimmern. Gleichzeitig war ein leises Brausen zu hören. Die Luft begann zu fluoreszieren. Etwas schien sich in diesem Augenblick dort zu materialisieren.
Kelly beobachtete dieses unerklärliche Schauspiel mit furchtgeweiteten Augen. Er presste sich ängstlich gegen die kalte Wand und biss sich in die Unterlippe.
Was war das für eine Erscheinung, die sich in seiner Gefängniszelle bildete? Wodurch kam es dazu? Was wollte diese Erscheinung von ihm?
Kelly hielt den Atem an.
Unheimlich kalt wurde ihm plötzlich.
Die Kälte strömte von dieser Erscheinung zu ihm herüber.
Nun hatte sie fast zur Gänze Gestalt angenommen.
Kellys Herz klopfte wie verrückt in seiner Brust. Verwirrt schaute er auf die Erscheinung, konnte nicht begreifen, was er sah, dachte an eine Halluzination, an einen üblen Streich, den ihm seine Nerven in diesem schaurigen Augenblick spielten.
»Cliff!«, presste er erschüttert hervor.
Vor ihm stand Cliff Dickinson.
»Cliff, wie ist das möglich?«
Dickinson kam mit einem seltsamen, Furcht erregenden Lächeln auf Kelly zu.
»Du bist doch tot, Cliff! Ich habe dich doch selbst begra… Cliff, was willst du hier? Was hast du vor? Warum siehst du mich so seltsam an? Was willst du, Cliff? Komm keinen Schritt näher! Ich brülle um Hilfe, wenn du noch einen Schritt näher kommst!«
Die grauen Lippen wanderten langsam nach oben. Sie entblößten das Furcht erregende Gebiss des Vampirs.
Kelly stieß einen wahnsinnigen Angstschrei aus, Dickinson stürzte sich auf ihn. Kelly schlug verzweifelt um sich, doch Dickinson hatte übernatürliche Kräfte, denen sich Kelly nicht widersetzen konnte.
Weit riss der Vampir seinen Mund auf.
Mit einem gierigen Feuer in den Augen biss er zu.
Ein glühender Schmerz durchraste Kellys Hals. Er brüllte bis zuletzt, doch der Vampir kannte keine Gnade.
***
Man holte Tony Ballard aus dem Bett. Kellys Gesicht war teigig und selbst im Tod noch von einem panischen Schrecken verzerrt.
Niemand konnte sich erklären, wieso Kelly tot war. Er hatte sich in Einzelhaft befunden. In einer abgeschlossenen Zelle. Man hatte den Zellentrakt routinemäßig überwacht, hatte nach Kellys Tod die Tür genau untersucht, aber nichts gefunden, was darauf hätte schließen lassen, dass sich eine Person unerlaubten Eintritt in
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