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GK064 - Vögel des Todes

GK064 - Vögel des Todes

Titel: GK064 - Vögel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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du das?«
    Cordobes kickte einen Stein ins Wasser.
    »Was hat er gegen mich? Ich bin fleißig, habe Ersparnisse und bin anständig. Und ich liebe dich mehr als mein Leben.«
    »Er hat nichts gegen dich. Er mag deinen Beruf nicht.«
    »Es ist ein ehrenwerter Beruf.«
    »Natürlich, Fernando. Aber es ist ein sehr gefährlicher Beruf. Vater möchte mich keinem Mann zur Frau geben, durch den ich eine Woche später schon zur Witwe werden kann.«
    »Du teilst seine Meinung, nicht wahr?«
    Carmen senkte den Blick.
    »Bis vor einem halben Jahr habe ich nicht gewusst, was Sorgen sind, Fernando. Du weißt nicht, wie mir zumute ist, wenn ich dich in der Arena weiß. Ich habe Angst vor jeder Nachricht, die aus Gerona, Figueras oder San Feliu kommt, denn es könnte die Nachricht von deinem Tod sein. Soll das denn so bleiben, Fernando? Wenn wir Kinder haben, werde ich ihnen jemals beruhigt sagen können: Euer Vater kommt bald nach Hause?«
    Fernando schüttelte unwillig den Kopf.
    »Ich werde diesen Beruf nicht aufgeben, Carmen. Ich kann ihn nicht aufgeben. Ich habe nichts anders gelernt, als mit dem Stier zu kämpfen. Soll ich etwa hungern wie Manuel Alvarez? Das kann niemand von mir verlangen. Nicht einmal du!«
    Sie beschlossen, nach Hause zu fahren.
    Während der kurzen Fahrt konzentrierte sich Fernando auf die Straße und sprach kein Wort.
    Sie erreichten Tortoella, und Fernando hielt seinen alten Wagen hundert Meter vor dem Haus des Bürgermeisters an.
    Stocksteif blieb er hinter dem Lenkrad sitzen. Er stellte nicht einmal den Motor ab. Sein Blick ging geradeaus.
    »Begleitest du mich nicht bis zum Haus?«, fragte Carmen enttäuscht.
    »Nein«, sagte Fernando trotzig.
    »Sehen wir uns morgen?«
    »Ich weiß es noch nicht.«
    »Buenas noches, Fernando.«
    »Buenas noches, Carmen.«
    Sie küsste ihn nicht, wie sie es sonst immer tat, wenn sie ihm eine gute Nacht wünschte. Es hätte ihren Stolz verletzt, wenn sie ihm so weit entgegengekommen wäre.
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, stieg sie aus. Sie schlug die Tür nicht kräftiger zu als sonst. Ihre Schritte knirschten auf dem Sand. Das helle Licht der Scheinwerfer erfasste sie und begleitete sie auf dem Weg nach Hause.
    Plötzlich stockte Fernando der Atem. Ein Sturm schien vom Himmel herabzufauchen. Rings um Carmen wurde der Sand aufgewirbelt. Fernando hatte etwas Ähnliches beim Landen eines Helikopters beobachtet.
    Schon war Carmen in die aufquirlende Staubwolke gehüllt.
    Fernando sah sie nur noch wie durch einen dicken Nebel.
    Das Blut gefror ihm in den Adern, als er begriff, was das zu bedeuten hatte.
    Da sah er bereits den rabenschwarzen Geier. Das gefährliche Scheusal stieß mit weit vorgestreckten Krallen mitten in die Staubwolke hinein. Sein kräftiger Flügelschlag wirbelte immer mehr Staub auf.
    »Vorsicht, Carmen!«, brüllte Fernando Cordobes entsetzt. Seine Haare sträubten sich. Verzweifelt versuchte er die Lähmung abzuschütteln, die ihn zwang, das Geschehnis tatenlos zu verfolgen.
    Er sah das Mädchen herumwirbeln.
    Für einen Moment sah er ganz deutlich ihr schreckensbleiches Gesicht, das von wahnsinniger Angst verzerrt und nach oben gerichtet war.
    Nun schrie Carmen.
    Ihr Schrei raubte Fernando den Verstand.
    Brüllend schnellte er aus dem Wagen. Ohne an seine eigene Sicherheit zu denken, hetzte er vorwärts, um Carmen zu Hilfe zu eilen.
    Noch einmal schrie Carmen.
    Fernando warf sich keuchend in die Staubwolke hinein.
    Todesmutig griff er den gefährlichen Blutgeier an, der sein Mädchen zu Boden gerissen hatte und sie nun mit ausgebreiteten Flügeln zudeckte. Carmen ächzte und wimmerte unter der schweren Last des dämonischen Vogels.
    Fernando schlug mit seinen Fäusten in blinder Wut auf den hässlichen Schädel des Geiers ein.
    »Weg!«, schrie er verzweifelt. »Weg! Weg! Weg!«
    Blitzschnell hackte der gefährliche Schnabel nach Fernandos Oberarm.
    Ein glühender Schmerz durchraste den jungen Mann.
    Keine Verletzung durch das spitze Horn eines wütenden Kampfstiers war schmerzhafter.
    Stöhnend schlug Fernando die Zähne aufeinander.
    Sein Jackett war zerrissen. Das Hemd ebenfalls. Ein blutiger Fleischfetzen hing aus dem Gewebe. Fernando Cordobes wankte zwei Schritte zurück. Die schrecklichen Augen des Blutgeiers beobachteten ihn eiskalt.
    Er hörte Carmens Wimmern und griff voller Verzweiflung wieder an, obgleich er wusste, dass er gegen dieses Scheusal niemals siegen konnte.
    Der mächtige Vogel hob die Schwingen.
    Fernando sah das

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