GK064 - Vögel des Todes
Erkenntnis halb zu Tode marterte: Er war von diesem unmenschlichen Teufel genarrt worden.
»Nein!«, brüllte Fernando verzweifelt.
Er brach auf die Knie, schüttelte verzweifelt den Kopf, weinte und schrie immer wieder: »Nein! Nein! Nein!«
All die Hoffnung, die ihn aufgerichtet und gestärkt hatte, war zersplittert wie kostbares Porzellan.
Was geblieben war, waren die Scherben der Mutlosigkeit.
»Das darf nicht sein!«, jammerte er, auf dem Boden liegend. Sein Gesicht lag im Schmutz. Es war ihm egal.
»Das darf es nicht geben!«
Mit glasigen Blicken schaute er sich um.
Er war wieder in jenem Raum, aus dem er geflohen war.
Er musste im Kreis gelaufen sein, ohne es gemerkt zu haben.
»Dieser Teufel! Oh, dieser verfluchte Teufel!«, ächzte Fernando Cordobes erschüttert. »Warum quält er mich so? Ich hasse ihn! Ich hasse diese verdammte Bestie!«
***
Doch Paco Benitez hatte noch nicht genug.
Er nahm den Spielball Fernando Cordobes erneut auf und zog nun sämtliche Register seines grausamen Könnens.
Fernando vernahm ein höhnisches Kichern, ausgestoßen von einer Frau.
Verwirrt hielt er den Atem an.
Er war doch allein hier unten, in diesem grauenvollen Verlies des Teufels. Allein mit vier Leichen. Kicherte etwa eine von ihnen?
Entsetzt hob Fernando den Kopf.
Da standen sie, die vier Toten. In der Mitte der Höhle.
Bleich und blutleer. Mit ihren zerfetzten, schrecklich zugerichteten Körpern.
Sie starrten ihn mit ihren toten Augen spöttisch an, während ihre grauenvollen toten Gesichter zu höhnischen Fratzen verzerrt waren.
Nun begannen sie alle vier zu lachen.
Es war grauenvoll.
Ihre schrecklichen Stimmen hallten schaurig von den nackten Felswänden wider.
Ihre toten Münder waren weit geöffnet. Das markerschütternde Gelächter schien aus dem Jenseits zu kommen.
Fernando sprang auf.
Er wich zurück.
Die starren, toten Augen von Rosalind Peckinpah starrten ihn in erschreckender Weise an.
Die Leichen hörten zu lachen auf.
Die Stille war furchtbarer als das vorangegangene Gelächter. Alle vier glotzten ihn feindselig an, so, als hätten sie die Absicht, sich schon in der nächsten Sekunde auf ihn zu stürzen und ihn zu töten.
Fernando Cordobes war bei Gott kein Feigling.
Aber diesen totenstarren Blicken vermochte er nicht standzuhalten.
Die Leichen näherten sich ihm.
Verblüfft stellte Fernando fest, dass sie die Füße nicht bewegten.
Sie schwebten auf ihn zu.
»Bleibt mir vom Leib!«, stöhnte Cordobes entsetzt.
»Bleibt stehen! Lasst mich in Ruhe!«
Solange er zurückweichen konnte, tat er es. Doch dann stieß er mit dem Rücken gegen die eiskalte fluoreszierende Felswand. Der Schreck ließ ihn erstarren.
»Bleibt, wo ihr seid!«, schrie er, von namenlosem Grauen geschüttelt.
Sie näherten sich ihm weiter.
»Ihr seid Marionetten des Satans! Gehorcht ihm nicht! Lehnt euch gegen ihn auf! Gehorcht diesem Teufel nicht!«
Sie blieben einen Meter vor ihm stehen.
Eine lähmende Kälte ging von ihnen aus.
Mit einem Mal hatte Fernando Cordobes das Gefühl, dass er nur noch wenige Augenblicke zu leben hatte. Sein Ende war nahe. Die vier Leichen würden ihn töten. Er glaubte es nicht bloß zu ahnen, sondern zu wissen.
Verzweifelt rang er die Hände.
»Carmen!«, schrie er gepeinigt. »Carmen! Ich flehe dich an, hilf mir!«
Ein eiskalter Schauer jagte über seinen Rücken, als Carmen ihn schrill auslachte.
Sie war es, die sich auf ihn stürzte.
Die anderen schauten mit höhnischen Fratzen zu.
Fernando konnte nicht begreifen, was mit ihm geschah.
Mit einem dämonischen Fauchen fuhr ihm Carmen Fuente, sein Mädchen, das er so sehr geliebt hatte und das ihn wiedergeliebt hatte, dieses Mädchen fuhr ihm nun mit beiden Händen blitzschnell an die Kehle. Schauderhaft kalt waren ihre Finger. Ekelhaft war der Gestank des Todes, der aus ihrem Mund stieg.
»Nein!«, keuchte Fernando entsetzt. »Carmen! Nein! Carmen!«
Das Mädchen fletschte die Zähne. Ein grausamer Ausdruck kerbte sich in ihr Gesicht, das weiß und durchscheinend aussah.
Fassungslos starrte Fernando Cordobes auf ihren aufgerissenen Hals. Wie war es möglich, dass sie sich von diesem Stein dort erheben konnte? Wie war es möglich, dass sie ihn nun so unbarmherzig angreifen konnte? Was für ein grauenvolles Wesen war nach dem Tod aus ihr geworden?
Gnadenlos drückte sie mit ihren eiskalten Händen seine Kehle zu.
Er röchelte.
Vor seinen Augen tanzten bunte Kreise. In seinen Ohren brauste und dröhnte es.
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