GK072 - Die Feuerbestien
Krankenschwester entsetzt. »Bitte nicht! Nein! Nicht!«
Sie stieß mit dem Rücken gegen die verflieste kalte Wand. Tränen füllten ihre Augen. Sie riss den Mund auf und krächzte einen kaum hörbaren Hilfeschrei.
Das nackte Mädchen grinste dämonisch.
Angies Hände waren ungemein kräftig, seit sie tot war. Die Kraft der Frams war in ihr. Die Frams leuchteten aus ihren Augen. Der Geist der Hexe Sarah war in ihr. Und solange er in ihr wohnte, war sie stärker als jeder Mensch.
Sonia Archer bekam ihre Kraft nun zu spüren.
Angie schlug mit der Hand in das Gesicht der Krankenschwester. Sonia fiel wie vom Blitz getroffen um. Heulend kroch sie auf dem Boden herum, versuchte sich verzweifelt wieder aufzurichten, doch mit ihrem Gleichgewicht stimmte es nicht mehr. Sie kippte immer wieder zur Seite.
Angie Scott beugte sich mordlüstern über die zitternde Krankenschwester. Blitzschnell fasste sie nach ihrem Nacken.
In derselben Sekunde brach die Krankenschwester tot zusammen.
Dann zog sie die Tote aus und streifte sich selbst die Kleider über.
So verließ sie wenig später das Krankenhaus.
***
Angie Scott ging nach Hause. Sie brauchte für den Weg vom Krankenhaus bis zu ihrer Wohnung keine drei Minuten. Sarah half ihr, die Entfernung wesentlich schneller zurückzulegen als jedes menschliche Wesen.
Zu Hause legte das Mädchen die Schwesterntracht ab. Angie zog ihr neuestes Kleid an.
Dann begab sie sich zu Professor Selbys Haus. Dort läutete sie und wartete darauf, dass er die Tür öffnete, obwohl sie in der Lage gewesen wäre, sein Haus auch durch die geschlossene Tür zu betreten.
Sie hörte ihn mit schlurfenden Schritten kommen.
»Angie!«, rief er verwirrt aus, als er das Mädchen vor der Tür stehen sah. »Angie! Wie ist das möglich?«
Das Mädchen lächelte geheimnisvoll. Sie wusste, dass er an ihren Augen erkennen konnte, was mit ihr los war, deshalb sah sie ihn nicht direkt an.
»Darf ich hereinkommen, Professor?«, fragte sie sanft.
»Ja! Ja, natürlich!«, stammelte Selby. »Ich kann es nicht fassen, Angie! Kann es einfach nicht fassen! Heute Vormittag…«
Angie Scott trat ein.
»Ich habe das Krankenhaus auf eigene Verantwortung verlassen«, sagte sie, als sie vor Lance Selby das Wohnzimmer betrat.
»Das hätten Sie nicht tun dürfen!«, sagte Selby besorgt.
»Ich habe es im Hospital nicht mehr ausgehalten«, erwiderte das Mädchen. Im Wohnzimmer herrschte gedämpftes Licht. Hier drinnen fiel die Blässe des Mädchens nicht so sehr auf.
Selby wollte das Deckenlicht einschalten, doch Angie bat ihn, das sein zu lassen.
»Wann sind Sie nach Hause gegangen?«, fragte der Professor.
»Am frühen Nachmittag.«
»Warum haben Sie mich nicht angerufen? Ich hätte Sie abgeholt.«
»Ich nahm mir ein Taxi.«
»Seit dem frühen Nachmittag sind Sie zu Hause?«
»Ja.«
»Warum ließen Sie mich das denn nicht wissen, Angie? Ich wäre zu Ihnen gekommen.«
»Ich wollte allein sein.«
Es war unfassbar, wie blind Lance Selby in diesem gefährlichen Moment war. Er hätte längst wittern müssen, wer zu Besuch gekommen war, doch es war die Kraft der Hexe, die sein Misstrauen auf eine geheimnisvolle Weise zerstörte. Sarah machte ihn leichtgläubig und naiv. Sie gaukelte ihm eine heile Welt vor, ohne dass er es merkte. Sie saßen einander gegenüber. Friedlich, wie es schien. Glücklich sogar. Wenn Selby das Amulett nicht getragen hätte, wäre Angie Scott wohl kaum so friedlich sitzen geblieben. So aber war sie gezwungen, sein Vertrauen zu gewinnen. Erst dann konnte sie zu einer List greifen, die darin gipfeln sollte, dass er sein Amulett abnahm. Wenn er das getan hatte, würde sie augenblicklich über ihn herfallen und ihn töten, denn aus diesem Grund war sie zu ihm gekommen.
***
Vicky trug das Tranchiermesser im Hosenbund des silbernen Hausanzuges. Lange Zeit war sie nicht ins Wohnzimmer zurückgekehrt. Sie hatte vor der Tür gestanden, hatte mich durch einen schmalen Spalt beobachtet.
Ich wurde unruhig, wollte mich erheben und nach dem Rechten sehen.
Da stieß sie die Tür auf und trat ein.
»Was hast du so lange in der Küche gemacht?«, fragte ich besorgt.
Sie zuckte mit den Schultern.
»Ich hatte Durst und habe etwas getrunken.«
»In der Zeit, in der du weg warst, hättest du einen mittelgroßen Teich leer trinken können.«
Sie lächelte und kam zu mir. Sie setzte sich wieder in den Sessel neben mich und blickte gelangweilt auf den Bildschirm.
Es fiel mir nicht auf, dass sich
Weitere Kostenlose Bücher