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GK083 - Der Henker aus dem Totenreich

GK083 - Der Henker aus dem Totenreich

Titel: GK083 - Der Henker aus dem Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Er roch penetrant nach Agua Brava, denn er hatte zu viel von dem Eau de Cologne für Herren genommen.
    Wolf trug seinen besten Anzug. Die Fliege war mit Akribie gebunden. Kirsten machte sich gerade einen Drink, als er ins Wohnzimmer trat.
    »Du gehst noch aus?«, fragte sie.
    »Ja«, knurrte er. »Was dagegen?«
    »Du kannst tun und lassen, was du willst«, sagte die Schwedin ärgerlich. »Eben.«
    »Wenn ein Anruf für dich kommen sollte…«
    »Dann sagst du, ich wäre bei einer geschäftlichen Besprechung.«
    »Mit wem?«
    »Uninteressant. Das geht keinen Anrufer etwas an, und dich schon gar nicht.«
    »Du bist heute wieder einmal ganz besonders reizend. Möchtest du mir nicht auch noch eine Ohrfeige geben, bevor du gehst?«
    »Verdient hättest du sie!«, brummte der Deutsche. Er nahm seiner blonden Frau den Drink aus der Hand, leerte das Glas demonstrativ langsam und drückte es ihr dann wieder in die Hand.
    Kirsten war nahe daran, zu explodieren. Sie keuchte erzürnt: »Ich finde, wir sollten uns gründlich überlegen, wie es mit uns beiden künftighin weitergehen soll, Herrmann. Es hat wohl wenig Sinn, wenn wir einander Tag für Tag in irgendeiner Form quälen.«
    Wolf grinste.
    »Du hast Recht, Kirsten. Es hat keinen Sinn. Wir werden einen Entschluss fassen.«
    »Meinetwegen jetzt gleich!«, sagte die Schwedin hastig.
    Wolf schüttelte den Kopf.
    »Jetzt habe ich keine Zeit mehr. Morgen. Wir setzen uns morgen zusammen und besprechen alles in Ruhe.«
    »In aller Ruhe! Hoffentlich erinnerst du dich morgen noch an deine Worte!«, sagte Kirsten scharf.
    Er wandte sich um und ging grußlos.
    ***
    Zwei Stunden später hielt eine Limousine an der Westflanke des Apartmenthauses, in dem das Ehepaar Wolf zu Hause war, an.
    Die Scheinwerfer erloschen.
    Der Fahrer stieg jedoch nicht aus. Er streifte schwarze Zwirnhandschuhe über die schlanken Hände. Prüfend schaute er sich um. Die Straße war schmal. Die Beleuchtung war nicht besonders hell. Kein Mensch benützte die Gehsteige.
    Der Mann griff nach einem kleinen Stoffsäckchen. Er nahm es an sich, schaute sich noch einmal gewissenhaft um und verließ erst dann den Wagen. Die Kreppsohlen seiner Schuhe verschluckten jegliches Geräusch.
    Der Mann bog um die Ecke. Eine kalte Brise wehte ihm ins Gesicht. Er kniff die Augen zusammen und spuckte Staub aus, der ihm in den offenen Mund geflogen war.
    Kurz darauf betrat er das Gebäude.
    Keiner der vier Aufzüge wurde benutzt. Er wählte den ersten und fuhr zum achten Stock hoch. Während der Fahrt betrachtete er mit frostigem Blick sein Spiegelbild. Was er hier tun wollte, stand deutlich in seinen Augen zu lesen. Kein Muskel regte sich in seinem Gesicht. Er konzentrierte sich ganz auf seine bevorstehende Arbeit. Im achten Stock trat er vorsichtig auf den Korridor hinaus.
    Irgendwo lief ein Fernsehapparat. Man hörte Schüsse und Hufgeklapper.
    Der Mann hielt sich nicht lange auf dem Korridor auf.
    Er fand die Treppe, die zum Flachdach hinaufführte. Oben war dann eine Eisentür aufzuschließen. Nachdem er das getan hatte, trat er auf das Dach.
    Ein schwarzer Himmel spannte sich über ihm. Er schaute kurz hoch. Die Sterne funkelten prachtvoll wie Diamanten. Der Mond hatte von seiner Rundung noch nicht allzu viel abgenommen. Sein Licht reichte aus, um den Mann alles erkennen zu lassen, was sich um ihn herum befand.
    Er strebte mit lautlosen Schritten dem gemauerten Stutzen des Luftschachts entgegen.
    Aus seinem Mund wehten bei jedem Atemzug graue Atemfahnen.
    Die Kälte kroch ihm in den Nacken. Er stellte den Kragen seines Jacketts auf und hauchte mehrmals in seine behandschuhten Hände.
    Dann öffnete er das mitgebrachte Stoffsäckchen. Einiges Einbruchwerkzeug befand sich darin. Und ein rotes, festes Nylonseil, in das Knoten gemacht waren. Jeden Meter einer.
    Der Mann schlang das Seil um den Luftschachtstutzen, zurrte es fest, riss daran, um zu prüfen, ob es der bevorstehenden Belastung standhalten würde.
    Wenn nicht, ging es mit ihm nämlich acht Etagen in die Tiefe. Deshalb war er nicht hergekommen. Er war nicht gekommen, um sich selbst das Leben zu nehmen.
    Er war gekommen, um Kirsten Wolf das Leben zu nehmen.
    Er war sicher, dass ihm das gelingen würde. Spielend.
    Nun streifte er sich die Schnur, die das Säckchen oben zusammenzog, um den Hals. Dann trat er knapp an den Rand des Daches. Er schaute in die Tiefe. Er sah glänzende Autodächer, zu einer langen Schlange aufgefädelt. Er sah eine menschenverlassene Straße,

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