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GK083 - Der Henker aus dem Totenreich

GK083 - Der Henker aus dem Totenreich

Titel: GK083 - Der Henker aus dem Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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ihm bereits davon erzählt.
    Bevor die Delinquenten durch die Garrotte zu sterben hatten, mussten sie erfahren, weshalb das Todesurteil an ihnen vollstreckt wurde.
    »Scheußlich«, sagte Pedro Delgado kopfschüttelnd. »Ekelhaft. Wir jagen hinter einem Phantom her, das man nicht fassen kann, weil es unsichtbar ist. Es gibt nur seine Stimme. Und der kann man keine Handschellen anlegen!«
    ***
    Bevor sie Mathieu in den Metallsarg legten, um ihn abzutransportieren, sah ich ihn noch. Sein Gesicht erschütterte mich. Namenloses Grauen verzerrte seine Züge.
    Auch die Garrotte konnte ich mir ansehen, ohne dass mich jemand verjagt hätte.
    Die Polizeibeamten kümmerten sich kaum um mich. Ich bewegte mich zwischen ihnen so unauffällig wie möglich.
    Die Garrotte schien mir sehr alt zu sein. Vielleicht zweihundert Jahre. Vielleicht auch dreihundert Jahre. Ich war kein Experte.
    Jedenfalls erfüllte sie trotz ihres Alters noch immer recht wirksam ihren grausamen Zweck.
    Ich hatte bald heraus, wer hier am meisten zu sagen hatte. Und ich stellte erfreut fest, dass es nicht schwer war, mit Capitano Pedro Delgado ins Gespräch zu kommen.
    Wir fanden uns auf Anhieb sympathisch. Und als ich ihm sagte, dar ich drüben in England bis vor einem halben Jahr Polizeiinspektor gewesen war, hatte ich bereits alles gewonnen, was es zu gewinnen gab.
    Ich lud ihn auf einen Drink ein.
    Er lehnte nicht ab.
    Sein Assistent übernahm das Ruder. Wir gingen. Delgado wusste ein nettes Lokal, wo wir uns ungestört unterhalten konnten.
    Wir tranken Sangria.
    Delgado machte auf mich einen erschöpften, verzweifelten Eindruck.
    »Ich kann mir vorstellen, wie Ihnen zumute ist«, sagte ich.
    Er lachte voll Bitterkeit.
    »Ich stehe vor dem größten Rätsel in meiner kriminalistischen Laufbahn, Señor Ballard.«
    »Sie sind ein sehr engagierter Polizist, nicht wahr?«
    »Ich liebe meinen Beruf.«
    »Lieben Sie ihn immer noch?«
    Er hob die Schultern.
    »Allmählich beginne ich ihn zu hassen.«
    Ich erfuhr von der Stimme des unsichtbaren Henkers. Ich erfuhr auch, dass ein Mann namens Ramon Peralta den Franzosen ans Telefon gelockt hatte. War das der Unsichtbare? Delgado schaute mich sorgenvoll an.
    »Wissen Sie, dass ich meinen Dienst jeden Tag mit einem ungeheuer flauen Gefühl in den Eingeweiden antrete, Señor Ballard?«
    »Verständlich«, sagte ich.
    »Ich frage mich immer, was für eine Leiche wird mir die Garrotte heute bescheren? Wer wird das nächste Opfer sein? Diese Fragen verfolgen mich bis tief in die Nacht hinein. Ich kann nicht schlafen. Meine Frau will zu ihrer Mutter ziehen. Ich sage Ihnen, seit diese wahnsinnigen Morde verübt wurden, fühle ich, wie ich langsam aber sicher verrückt werde.«
    Ich nippte an meinem Drink. Dann fragte ich: »Was halten Sie von Dämonen, Capitano?«
    Delgado schaute mich erschrocken an.
    »Ich bin davon überzeugt, dass es welche gibt, Señor Ballard.«
    »Ich auch.«
    »Warum fragen Sie mich das?«
    »Weil meiner Meinung nach hinter diesen grauenvollen Morden ein Dämon steckt.«
    »Dämonen tun doch nur Böses!«
    »Ist Mord denn nichts Böses?«
    »Schon. Aber der Dämon holt sich nur Mörder.«
    »Trotzdem richtet er nicht, sondern ermordet!«, sagte ich fest. »Um zu richten, sind andere da!«
    Pedro Delgado schlug sich mit dem Handballen auf die Stirn.
    »Deshalb drehe ich ja langsam auf dem Stand durch. Ich soll diese schreckliche Mordserie nicht bloß aufklären, ich soll verständlicherweise auch weitere Morde verhindern. Das erwartet man von mir. Dafür werde ich bezahlt. Aber was kann ich armer Irrer denn gegen die Macht eines Dämonen ausrichten?«
    »Nichts«, sagte ich ernst.
    »Na eben!«, knurrte Delgado niedergeschlagen.
    Es tat ihm gut, mit jemandem sprechen zu können, der ihn verstand. Ich versprach ihm, so bald wie möglich zu einem weiteren Gespräch in sein Büro zu kommen.
    Er fragte mich, was ich zu tun gedachte, denn ich hatte durchblicken lassen, dass auch ich mich um die Sache kümmern wollte. Dass ich ihm gegenüber einen gewaltigen Vorteil hatte, verschwieg ich ihm. Ich war im Besitz eines magischen Rings, der mich den Dämonen zwar nicht überlegen, aber doch wenigstens ebenbürtig machte, wenn es zum Kampf kam.
    Über meine nächsten Pläne befragt, sagte ich bereitwillig, dass ich die Absicht hatte, mich mit Kirsten Wolf zu unterhalten.
    ***
    Ein kühler Abend legte sich über Barcelona. Der November verlangt eben auch hier seinen Tribut. Herrmann Wolf kam aus dem Badezimmer.

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