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GK083 - Der Henker aus dem Totenreich

GK083 - Der Henker aus dem Totenreich

Titel: GK083 - Der Henker aus dem Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Geheimnisse voreinander.«
    »Sie führten eine moderne Ehe, wie?«, fragte der Capitano. Er spielte damit auf die Ereignisse in Carronas Haus an.
    »Ja, Capitano. Modern. So konnte man unsere Ehe bezeichnen. Wir gewährten einander die Freiheiten, die ein aufgeschlossener Mensch braucht, um die Ehe nicht als Gefängnis zu empfinden.«
    »Hat es mal Streit zwischen Ihnen und Ihrer Frau gegeben?«
    »Natürlich.«
    »Natürlich?«, fragte der Capitano aufhorchend.
    Wolf hob die Schultern.
    »Haben Sie schon mal erlebt, dass zwei Menschen immer einer Meinung sind? So etwas gibt es auf der ganzen Welt nicht. Weshalb hätten wir die rühmliche Ausnahme bilden sollen? Ja, es gab ab und zu Zwistigkeiten zwischen Kirsten und mir. Aber wir nahmen das niemals besonders tragisch. Wir redeten miteinander zwei, drei Tage nichts. Manchmal waren wir aufeinander auch eine ganze Woche böse. Doch das renkte sich immer wieder ein. Zu einem Bruch, der nicht mehr zu kitten gewesen wäre, ist es in den eineinhalb Jahren unserer Ehe niemals gekommen.«
    »Sie würden Ihre Ehe also als eine glückliche Verbindung bezeichnen.«
    »Ja. Capitano. Das würde ich. Bedenkenlos.« Wolf knirschte mit den Zähnen. »Deshalb bitte ich Sie um alles in der Welt, bringen Sie diese Bestie, die meine Frau ermordet hat, zur Strecke. Gehen Sie mit aller Härte gegen diesen Teufel vor. Ich will, dass er die schwerste Strafe erhält, die es für ein solch gemeines, brutales Verbrechen gibt!«
    ***
    Lance Selby kam schlaftrunken aus seinem Schlafzimmer. Wir saßen bereits beim Frühstück. Er verschwand erst im Bad.
    Ich hatte mir das erste Kapitel von Vickys erstem Buch oberflächlich durchgelesen, und ich muss sagen, ich war von ihrem Stil und von ihrer Aussagekraft ehrlich erstaunt. Sie vermochte den Leser von der ersten Zeile an zu fesseln. Ich hatte nicht gewusst, dass solch erstaunliche Fähigkeiten in meinem Mädchen so lange brachgelegen hatten.
    Mein Lob tat ihr gut.
    Sie wollte schon bald mit Volldampf an das nächste Kapitel rangehen.
    Als wir mit dem Frühstück fertig waren, wankte Selby die Treppe herunter.
    »Guten Morgen, allerseits«, sagte er müde und musste gegen ein Gähnen ankämpfen.
    »Guten Mittag«, sagte ich grinsend.
    »Na, na, na! So spät ist es noch nicht.«
    »Es ist zehn.«
    »Mitteleuropäische oder westeuropäische Zeit?«
    »MEZ«, gab ich kurz und bündig zurück.
    »Ist wenigstens noch Kaffee für mich da?«, fragte Lance.
    »Für Spätaufsteher gibt es nur noch ein Glas warmes Wasser und eine Vitamin-Brausetablette«, erwiderte ich.
    »Ich will Kaffee!«
    »Wir tranken Tee«, sagte Vicky.
    »Gut. Dann nehme ich ebenfalls Tee.«
    Vicky bereitete ihm ein Frühstück, das ihn auf die Beine brachte.
    Statt eine Zigarette zu rauchen schob ich mir ein Bonbon zwischen die Zähne.
    Das Telefon schlug an.
    Ich ging an den Apparat.
    »Ballard!«
    »Buenas dias, Señor Ballard! Hier spricht Capitano Delgado.«
    »Oh!«, rief ich erfreut aus. »Wie geht’s, Capitano?«
    »Fragen Sie mich lieber nicht.«
    »Viel Arbeit?«
    »Zu viel!«, stöhnte Pedro Delgado.
    Ich erschrak.
    »Ist etwa schon wieder etwas…«
    »Ja, Señor Ballard! Heute Nacht!«
    »Ein Mord?«, fragte ich aufgeregt. »Ja, Señor Ballard. Ich rufe Sie an, um Ihnen mitzuteilen, dass Sie sich den Weg zu Kirsten Wolf sparen können.«
    Ich hatte das Gefühl, jemand würde mir im Magen herumwühlen.
    »Soll das etwa heißen, dass Kirsten Wolf ermordet wurde?«, fragte ich bestürzt.
    »Leider ja, Señor Ballard.«
    »Von der Garrotte?«
    »Diesmal war es nicht die Garrotte, Señor Ballard. Es handelt sich um einen ganz gewöhnlichen Mord. Der Mörder kletterte vom Dach an einem Seil herunter und stieg durch das Fenster in die Wohnung ein. Er hat die Schwedin mit einer Nylonschlinge erdrosselt.«
    »Wissen Sie schon, wer es getan hat, Capitano?«
    Pedro Delgado seufzte.
    »Ich tappe völlig im dunkeln. Können Sie sich meine Befürchtung vorstellen, Señor Ballard?«
    »Ich denke schon, Sie befürchten, dass die Garrotte den Mörder Kirsten Wolfs kennt, und dass ihn das Würgeeisen schneller aufspürt als Sie.«
    Wieder seufzte Delgado.
    »Genau das ist zu befürchten.«
    Wir legten gleichzeitig auf. Kirsten Wolf war also tot. Wer war ihr Mörder? Was war das Motiv für die Tat? Wer profitierte von diesem Mord?
    Capitano Delgado hatte gemeint, den Weg zu Kirsten Wolf könne ich mir sparen. Das stimmte natürlich. Zu Kirsten brauchte ich nicht mehr zu gehen. Aber ich

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