GK091 - Die Rache des Todesvogels
gefunden hatte.
Es wunderte mich nicht, dass der Mann Bestattungsunternehmer war.
Etwas in der Richtung hatte ich eigentlich erwartet, denn so eine Person konnte den Sarg, in dem sich Vicky befand, am unauffälligsten vom Flughafen abholen.
Ich fragte den Mann hinter dem Pult, ob es weit bis zu Mondos Adresse wäre.
Der Empfangschef empfahl mir, ein Taxi zu nehmen.
Ich empfand einigen Widerwillen, doch dann nickte ich, und der Mann besorgte mir ein Fahrzeug, das diesmal lupenrein war.
Der Mann am Steuer war mürrisch und von weißer Hautfarbe.
Es war nicht Tahaa.
Darüber war ich ehrlich froh.
Er brachte mich zu Federico Mondos Haus. Vorne lag das Beerdigungsinstitut. Dahinter schloss sich die Privatwohnung an.
Ich stieg aus.
Das Taxi fuhr davon.
Ich stand unschlüssig vor dem Gebäude, wusste nicht, ob ich vorne oder hinten reingehen sollte.
Ich entschied mich für das Institut.
Es war geschlossen.
Während ich über blanke Natursteine einen sorgfältig gepflegten Rasen überquerte, hatte ich das unangenehme Gefühl, beobachtet zu werden.
Ich ließ mir nichts anmerken, gab mich unbefangen. Ich erspähte einen Leichenwagen. Er war leer, wartete auf seinen nächsten Einsatz, der ganz gewiss bald kommen würde.
Seufzend legte ich meinen Finger an die Klingel.
Dann wartete ich mit vibrierenden Nerven.
Was für ein Abenteuer würde mich wohl erwarten?
***
Der hässliche Seth Bouchet fletschte die Zähne. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer bösartigen Fratze.
Er stand am Fenster und beobachtete den Mann, der über die Natursteine ging.
»Ballard!«, sagte er, obwohl er den Mann noch nie gesehen hatte. »Das ist Tony Ballard!«
Er kicherte, wandte sich vom Fenster ab und jagte wie ein Wirbelwind durch das Haus.
Da schlug die Klingel an.
Sein bleiches Gesicht wurde schlagartig ernst.
»Komm!«, fauchte er. »Komm nur! Komm herein, Ballard! Nun komm schon!«
Er konzentrierte sich ungemein stark auf die Tür. Es war ihm möglich, die Tür allein mit seinem Willen zu öffnen.
Langsam schwang sie auf…
***
Ich machte einige Schritte in die Halle.
Rings herum standen eine Menge Gegenstände des polynesischen Kunsthandwerks. Statuetten, Kanumodelle. An den Wänden hingen aus Holz geschnitzte Masken, deren Augenhöhlen mich feindselig anzustarren schienen.
Es gab auch Kitsch aus Muschelschalen.
Ich hatte keine Ahnung, wie nahe ich Vicky in diesem Augenblick war.
Ich wusste nicht, dass sie sich zu diesem Zeitpunkt noch in diesem Haus befand. In einem Sarg. Im Keller.
»Hallo!«, rief ich, um mich bemerkbar zu machen. »Mr. Mondo!«
Nichts.
»Mondo!«
Stille.
»He! Ist da niemand?«
Ich wandte mich um. Da bemerkte ich, dass sich die Tür bewegte. Ehe ich es verhindern konnte, flog sie mit einem lauten Knall zu.
Verdammt, war ich denn in ein Geisterhaus geraten?
»Mondo!«, schrie ich erneut. Und ich zückte sicherheitshalber meine Pistole.
Schritte.
Dann ein kaum wahrnehmbares Atmen. Später ein leises Kichern. Es klang wie das Kichern eines Verrückten.
»Mondo!«, brüllte ich gereizt. »Lassen Sie das, verflucht noch mal! Das ist doch kindisch!«
Wieder Schritte.
Sie entfernten sich. Ich rannte sofort hinterher. Das Schnaufen eines Menschen drang an mein Ohr. Ich kreiselte herum, aber hinter mir war niemand. Nur eine von diesen hässlichen Holzmasken.
Der Kerl wollte mir Angst machen.
Nicht mit mir, mein Junge, dachte ich. Um mir Angst zu machen, musst du schon mit anderen Geschützen auffahren. Mit solchen Kinkerlitzchen erreichst du bei mir gar nichts. Es kann dir nur passieren, dass ich dir eine Kugel in deinen verdammten Pelz setze, wenn du dich zu nah an mich heranwagst.
Ein Seufzen.
Ich schlich darauf zu.
Eine Tür. Halb offen. Einladend offen für mich. Ich legte meine Hand dagegen.
Sie wich ächzend zur Seite.
Eine Treppe. Sie führte in den Keller. Unten war es finster.
Ich fand einen Lichtschalter. Es wurde hell. Das Seufzen erstarb.
Mit hart aufeinandergepressten Lippen schlich ich die Treppe hinunter.
Ich war verdammt auf der Hut.
Ich war auf alles gefasst.
Sogar auf Paco Benitez!
Federico Mondo brauchte ich nicht mehr zu rufen. Der Bursche hätte mir nicht einmal dann geantwortet, wenn er neben mir gestanden hätte. Der Kerl steckte meines Erachtens mit Tahaa, Bouchet und Benitez unter einer Decke.
Ich gebe zu, mir wurde ein wenig mulmig, als mir zum Bewusstsein kam, dass ich es mit vier Gegnern zu tun hatte.
Vier Dämonen.
Einer schlimmer als der
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