GK091 - Die Rache des Todesvogels
Augen, dass dieser keinen Scherz gemacht hatte.
Der Bleiche griff nach ihm.
Der Dicke machte einen erschrockenen Sprung zurück.
Er stieß gegen die Kompasssäule und verzog sein Gesicht.
»Mann, was haben Sie vor?«, brüllte er entsetzt.
»Die Haie haben Hunger. Ich will ihnen zu fressen geben!«, grinste Seth Bouchet gefährlich.
»Sie sind nicht bei Trost. Gehen Sie weg! Lassen Sie mich in Ruhe! Kehren Sie zu Ihrem verdammten Sarg zurück! Kommen Sie mir nicht mehr zu nahe, sonst…«
»Sonst…?«
»Hauen Sie ab! Sie haben mich und mein Boot gemietet…!«
»Dann kann ich auch über beides frei verfügen!«, kicherte Bouchet.
Nun fasste er blitzschnell zu. Der Dicke wollte sich zwar zur Seite werfen, aber er war nicht flink genug.
Bouchet hatte ihn bereits am Kragen.
»Hilfe!«, kreischte er in panischer Furcht. »Hiiilfe!«
Der Bleiche lachte ihn aus.
Seine Augen quollen auf. Sie begannen hell zu glühen. Die Augäpfel formten sich zu kleinen Totenköpfen.
Das war dem Dicken zu viel.
Er konnte diesen Horror nicht verkraften, fasste sich röchelnd ans Herz und knickte in den Beinen ein.
Bouchet schlug ihn ins Gesicht. So lange, bis er geistig wieder voll da war.
Dann riss er den Mann mit einem schauderhaften Dämonengelächter hoch und warf ihn über Bord.
***
Ich glaube, ich ließ damals keine einzige Straße von Papeete aus.
Schließlich langten wir im Hafen an.
Da entdeckte ich den Leichenwagen.
»Der Kerl muss den Sarg auf ein Boot gebracht haben«, sagte ich zu Esslin.
Wir sprangen aus dem Fahrzeug.
»Dann wollen wir mal sämtliche Bootsverleiher abklappern«, meinte Frank Esslin. »Vielleicht kann uns einer der Männer weiterhelfen.«
Wir marschierten getrennt los, weil wir so die doppelte Anzahl von Leuten in derselben Zeit befragen konnten.
Esslin fand auf Anhieb den richtigen Mann. Er steckte zwei Finger in seinen Mund und stieß einen gellenden Pfiff aus.
Ich hörte das Signal und begab mich zu ihm. Er stand an Bord eines Leihbootes. Altes Modell. Ziemlich zerschrammt. Aber mit Austauschmotoren versehen, wie uns der Besitzer sagte. Die Maschinen sollten eine ungeheure Schubkraft entwickeln.
Ich war sicher, dass er das sagte, weil er uns sein Boot andrehen wollte.
Erst aber wollte ich wissen, was er über den Mann mit dem Sarg zu sagen hatte.
Der Schwarze bleckte nervös seine schneeweißen Zähne.
Er war klein, drahtig, hatte ein verwittertes Gesicht, eine gebrochene Nase, und an der linken Hand fehlten ihm drei Finger.
»Der große Bleiche kam zu meinem Freund«, sagte der Bootsbesitzer. »Sie wurden sich rasch einig. Dann holten sie den Sarg an Bord und fuhren aus dem Hafen.«
»Haben Sie eine Ahnung, welchen Kurs der Bleiche genommen hat?«, fragte ich.
»Ich denke, sie sind zu den Cook-Inseln unterwegs. Sie können die Richtung aber auch geändert haben, wer weiß das schon. Von hier aus kann man das nicht sehen. Außerdem wimmelt es in diesem Ozean von Inseln, Eilanden und Atollen. Sie können überall anlegen…«
Ich fragte ihn ungeduldig, was er für seinen schwimmenden Kasten haben wollte.
Er nannte einen stolzen Preis, und ich war damit einverstanden. Er strahlte über das ganze verwitterte Gesicht. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ich so schnell anbeißen würde.
Aber mir saß die Zeit wie ein gieriger Blutgeier im Nacken.
Ich hatte es verdammt eilig.
Der Kleine half uns beim Ablegen.
Ich hatte bezahlt und hatte eine beachtliche Kaution – natürlich gegen Quittung – für das Boot bei ihm hinterlegt.
Als alle Taue losgemacht waren, drehte ich die Motoren auf.
Der Kleine hatte uns nicht belogen.
Die Maschinen entwickelten tatsächlich ungewöhnlich viel Dampf.
Das ganze Schiff vibrierte. Es war ein gutes Gefühl, zu wissen, dass genügend Kraft vorhanden war.
Der Schwarze winkte uns vom Kai aus nach. Während ich am Steuer stand, winkte Frank Esslin zurück.
Wenig später blieb der Hafen hinter uns. Jetzt holte ich alles aus den Motoren heraus, was in ihnen steckte.
Der rostige Bug unseres Bootes hob sich ungestüm aus dem Wasser.
Wir flitzten mit hoher Geschwindigkeit in südwestlicher Richtung davon.
Ich hoffte auf ein Wunder. Denn wenn wir in dieser unendlichen Weite des riesigen Ozeans das Sandkorn Seth Bouchet und jenen Sarg wirklich fanden, dann war das ein Wunder…
***
Der lebende Tote war mit ungemein empfindlichen Sensoren ausgerüstet.
Er empfing unzählige Impulse.
Es blieb ihm nicht lange ein Geheimnis, dass er
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