GK178 - Das Haus der Verdammten
liegen.
»Tatsächlich«, sagte Meredith perplex. »Es klappt wirklich. Was ist das für ein Amulett, Mr. Gidding?«
Der Magier nickte. »Ein Stück Silber, mehr nicht.«
»Phänomenal«, sagte Meredith. Seine Augen hingen interessiert an dem silbernen Talisman des Magiers. Gidding ließ das Amulett wieder in seinem Hemd verschwinden, Atherton setzte sich auf. Ina trat in sein Zimmer.
»Sie halten das ganze Haus in Atem!« sagte die Frau wütend. »Zu Tode erschreckt haben Sie uns alle.«
»Es tut mir leid«, sagte Atherton mit einer erstaunlich nüchternen Stimme. Sein Gesicht war so bleich wie das einer Leiche. Meredith wollte wissen, wodurch dieser schlimme Anfall ausgelöst worden war. Atherton gab darauf jedoch keine Antwort. Was er erlebt hatte, sollte für alle Zeiten sein strenggehütetes Geheimnis bleiben. Es hätte ihm ja doch keiner geglaubt.
Plötzlich stand Clarissa in der Tür. Atherton starrte sie verstört an. In ihren Augen entdeckte er das Wissen um jenes schaurige Ereignis. Nur sie und er wußten, was sich vor wenigen Minuten hier drinnen abgespielt hatte. Atherton überlief es eiskalt. Ina winkte Meredith und Gidding aus dem Zimmer. Sie dankte den beiden Männern für ihre große Hilfe. Clarissa stand mit schmallippigem Mund in der Tür und stellte keinerlei Fragen. Charles Dysart fand das eigenartig. Wollte sie nicht wissen, was passiert war? Sie war nicht vom Anfang an dabeigewesen. Es hätte in der Natur der Sache gelegen, daß sie gefragt hätte: »Was war denn los?«
Aber über ihre schmalen Lippen kam kein Wort. Sie starrte nur Atherton an und schwieg.
Der junge Mann fühlte sich unbehaglich und wich ihrem Blick aus. Meredith und Gidding verließen das Zimmer. Ina sagte: »Mein Mann hat mit Ihnen zu reden, Mr. Atherton.«
Charles Dysart nickte. »Jawohl, das habe ich.« Er räusperte sich, ballte die Fäuste und wartete, bis sich die Tür geschlossen hatte. Nun war er mit Atherton allein. »Hören Sie, zuallererst möchte ich mich bei Ihnen entschuldigen, Mr. Atherton«, sagte es verlegen. »Ich habe Sie mit meinen Fäusten geschlagen. Es war leider nötig. Sie waren wie von Sinnen…«
»Schon gut, Mr. Dysart. Ich nehme Ihnen das nicht übel.«
Charles Dysart nickte wieder. Er leckte sich die trockenen Lippen. »Sagen Sie, sie haben nicht zufällig was zu trinken für mich?«
»Tut mir leid.«
»Na, macht ja nichts. Es hätte sich nur leichter gesprochen mit feuchter Kehle. Muß es halt ohne Schnaps gehen… Also, was ich sagen wollte… Meine Frau ist der Meinung… Ich bitte Sie, verstehen Sie das jetzt nicht falsch, Mr. Atherton. Sehen Sie, wir sind eine Familienpension. Wir haben einen verhältnismäßig guten Ruf, wie ich glaube… Nun ja. Wenn es nach mir ginge… Aber Sie wissen ja, wie empfindlich Frauen sein können. Und stur. Überhaupt die meine. Kurzum, Ina meint, Sie wären für unseren Betrieb nicht mehr länger tragbar, Mr. Atherton.« Dysart hob die Schultern. »Was soll ich dazu noch sagen? Es ist nicht meine Meinung, die ich hier vertrete, sondern die Meinung meiner Frau. Und wenn Ina sagt, Sie müssen raus, dann kann ich leider nichts für Sie tun, verstehen Sie das, Mr. Atherton?«
Der junge Mann nickte. »Ehrlich gesagt, ich habe vor, keine Nacht länger in diesem Haus wohnen zu bleiben, Mr. Dysart.«
Charles erschrak. »Nun, so eilig müssen Sie’s mit dem Ausziehen nun auch wieder nicht haben. Es genügt, wenn Sie morgen früh… oder im Laufe des Vormittags…«
»Ich packe noch heute!« erwiderte Atherton entschieden.
Dysart schaute den Mann konsterniert an. »Haben Sie dafür einen bestimmten Grund? Ich meine, wären Sie auch heute noch ausgezogen, wenn ich nicht mit Ihnen gesprochen hätte?«
»Allerdings.«
»Und warum?«
»Ein Freund hat mir angeboten, zu ihm Zu ziehen. Er hat eine Wohnung, die so groß ist, daß man sich darin verirren kann, und er bewohnt die ganz allein. Ein Zimmer kann ich haben. Gratis. Sollte ich da nicht auf der Stelle zugreifen?«
Dysart atmete erleichtert auf. »Da fällt mir aber wirklich ein Stein vom Herzen, Mr. Atherton. Ich dachte, ich müßte mir schon Sorgen um Sie machen, wo Sie in den nächsten Tagen Unterkommen.« Dysart legte dem jungen Mann die Hand auf die Schulter. »Mein Gott, Atherton, warum tun Sie denn nichts gegen Ihre… verdammte Krankheit?«
»Ich hab’ schon was in die Wege geleitet«, log Atherton.
»Wirklich?«
»Ein Arzt hat mir gesagt, daß es für mich noch nicht zu spät
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