GK178 - Das Haus der Verdammten
genau.«
»Das ist eben Silvers zuverlässige Art«, meinte ich. Ich konnte mir vorstellen, daß Vicky nicht einmal unter der Dusche allein stand.
»Morgen beginnen die ersten Vertragsbesprechungen«, sagte Vicky.
Ich wünschte meiner Freundin sehr viel Glück für ihr erstes großes Filmprojekt. Dann alberten wir nodi ein bißchen, sagten einander, wie sehr wir uns gegenseitig fehlten, und legten schließlich gleichzeitig auf.
Ich war gerade dabei, mir ein Lakritzbonbon zwischen die Zähne zu schieben, als das Telefon schon wieder anschlug. Ich meldete mich mit der Nummer unseres Anschlusses: »Paddington 2332!«
»Hallo! Ist dort Anthony Ballard?«
»Richtig. Mit wem spreche ich.«
»Hallo, Tony! Hier ist A. F. Mabb.«
»Guten Tag, A. F.! Was kann ich für Sie tun?«
A. F. Mabb war Antiquitätenhändler. Und ich zählte zu seinen Stammkunden. Wenn er gute Stücke anzubieten hatte, rief er zuerst immer mich an. Damit die Sache nidit allzu geschäftlidi wurde, wollte er zunächst mal wissen, wie’s mir so ging, was Vicky machte, und ob ich immer noch meinen seltsamen Freund, den Mann mit den Silberhaaren, hatte. Es dauerte einige Minuten, ehe Mabb endlich mit dem eigentlichen Grund seines Anrufes herausrückte: »Wenn Sie mal ein bißchen Zeit für mich erübrigen können, Tony, wäre ich Ihnen sehr, sehr dankbar.«
»Bei mir liegt gerade nichts Größeres an«, gab ich zurück. »Wenn Sie wollen, kann ich mich sofort in meinen Peugeot setzen und zu Ihnen rüberrutschen.«
»Das wäre ganz in meinem Sinn, Tony.«
»Sie müssen mir nur noch verraten, worum es geht. Für den linken Arm eines alten Engels nehme ich die Reise nicht auf mich, A. F., das werden Sie verstehen.«
»Ich habe da etwas, das ich nur Ihnen anbieten möchte, Tony.«
»Was ist es?« fragte ich neugierig. »Besser, Sie sehen es sich aus der Nähe an. Ganz unverbindlidi versteht sich. Aber ich wäre deprimiert, wenn Sie’s nicht übernehmen würden.«
»Mann, Sie verstehen es aber, einen Kunden heißzumachen!« lachte ich. »Okay. Ich mache den Rutscher. Bin in fünfzehn Minuten bei Ihnen.«
Ich war in zwölf Minuten da. Mein weißer 504 TI rollte vor dem seriös gestalteten Portal des Antiquitätenladens aus. Ich stieg aus dem Wagen. Die Tür schmatzte hinter mir zu. Über der Eingangstür des Ladens stand in antiquierter Schrift: ANTIQUITÄTEN. Darunter stand ganz klein: A. F. Mabb. Das Geschäft ging hervorragend. Mabb verzeichnete Umsätze, die es ihm erlaubten, regelmäßig auf Entenjagd nach Schottland zu fahren, und ein Haus zu unterhalten, das in seinen Kreisen den üblichen Rahmen bei weitem sprengte.
Ich öffnete die Tür und wartete auf das Glockenspiel, das nun kommen mußte. Da war es schon. Abgeguckt vom guten alten Big Ben. Wertvolle Antiquitäten waren rings um mich aufgebaut, als ich eintrat. A. F. Mabb erschien im Ausstellungsraum. Er hatte einen Kinnbart wie eine Gemse und buschige Augenbrauen. Die Nickelbrille wollte niemals auf seiner Nase sitzen bleiben. Immer rutschte sie daran hinunter. Mabb streckte mir mit einem freundlichen Lächeln beide Hände entgegen, die ich, ebenso freundlich lächelnd, ergriff.
»Vielen Dank, daß Sie so schnell gekommen sind, Tony.«
»Sie haben einen guten Zeitpunkt erwischt«, gab ich zurück. Schmunzelnd schaute ich mich um. »Und wo steht das Wunderding, das nur ich haben darf?«
»Nebenan. In meinem Büro.«
»Nicht im Ausstellungsraum?«
»Ich möchte ja nicht, daß es jemand anders haben will«, erwiderte Mabb. Er reichte mir nur bis an die Schulter. Ein nervöser Typ war er, konnte niemals still stehen, mußte immer etwas in den Fingern haben. Diesmal war es ein Kugelschreiber. Damit winkte er mich nun nach nebenan. Sein Blick gefiel mir nidit. Mabb schien sich vor irgend etwas zu ängstigen. Wir betraten sein Büro. Auch hier sah es ähnlich wie im Verkaufsraum aus. Auch hier standen unzählige Antiquitäten herum. Diese waren die wertvolleren Stücke. Und jene Gegenstände, die erst noch katalogisiert werden mußten. Es gab einen Schreibtisch und drei Stühle. Auf einen von ihnen setzte ich mich.
»Ich denke, wir werden diesmal besser kein Geschäft miteinander machen, Tony«, sagte Mabb mit heiserer Stimme. Er schob zum x-tenmal die Nickelbrille hoch.
Ich schaute ihn erstaunt an. »Was soll das denn heißen, A. F.? Sie locken mich hierher und wollen mir dann nicht zeigen, was Sie haben?«
»Zeigen schon, Tony. Aber ich möchte nicht, daß Sie es kaufen. Ich will
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