GK178 - Das Haus der Verdammten
Hochdruck stehende Dampfkessel. Und Dysarts Ventil war der Alkohol. Müde stolperte Charles Dysart durch die Küche.
Plötzlich fing oben Atherton wie am Spieß zu brüllen an. Dysart blieb wie angewurzelt stehen. Er schaute seine Frau entsetzt an und stieß keuchend hervor: »Ach du Schreck!«
Ina stürmte los. »Komm mit!« schrie sie ihrem Mann zu. Sie erfaßte seinen Arm und riß ihn mit sich aus der Küche.
Gidding und Meredith kamen aus dem Aufenthaltsraum gelaufen.
»Was hat denn das zu bedeuten?« fragte der Schauspieler perplex.
»Das ist Atherton!« stieß Gidding nervös hervor.
»Wieder eine von seinen Nierenkoliken?« fragte Meredith.
»Ach, hören Sie doch endlich auf, seinen Zustand als Nierenkolik zu bezeichnen!« schrie Ina Dysart den Schauspieler giftig an.
Meredith erschrak. »Waren Sie es nicht, die zuerst davon sprach?«
»Das hat jetzt ein Ende. Wir wollen das Kind von nun an beim richtigen Namen nennen!« sagte Ina mit zornroten Wangen. »Gerade vorhin habe ich zu meinem Mann gesagt, daß Atherton für dieses Haus nicht mehr tragbar ist. Er muß ausziehen. Schon morgen.«
Der Junge brüllte ohne Unterlaß. Seine furchtbaren Schreie waren im ganzen Haus zu hören. Es war schaurig. Gidding, Meredith, Ina und Charles Dysart hetzten die Treppe hoch. Dysart ließ allen anderen den Vortritt. Er mußte nicht unbedingt als erster in Athertons Zimmer sein. Soweit ging sein Ehrgeiz nicht. Gidding und Meredith waren die Ersten. Sie warfen sich auf die Tür, rissen sie auf. Ein furchtbarer Anblick bot sich ihnen.
Atherton schrie wie ein Wahnsinniger. Schaum flockte auf seinen Lippen. Er drehte sich wie ein Kreisel. Ununterbrochen schlug er mit Armen und Beinen um sich. Sein Gesicht war von einer entsetzlichen Angst verzerrt. Als sich Gidding und Meredith auf ihn warfen, überschlugen sich seine Schreie. Schrill wie eine Kreissäge kreischte der verstörte Süchtige auf einmal. Meredith bekam einen kräftigen Tritt in den Bauch.
»Au!« schrie er und flog wie eine Kanonenkugel zur Tür zurück. Da wurde er von Ina aufgefangen und zu Atherton zurückgestoßen.
Gidding umschlang die Arme des Tobenden. Meredith erwischte ein stampfendes Bein. Er umklammerte es mit beiden Armen, riß keuchend daran, dadurch verlor der junge Mann das Gleichgewicht und fiel. Gidding fiel mit ihm. Atherton knallte auf den Boden, hörte jedoch nicht zu brüllen auf. Er versuchte, die beiden Männer, die auf ihm lagen, zu beißen und zu kratzen. Er bespuckte sie und wand sich wie ein Aal unter ihnen.
»Mein Gott, was hat er nur?« stöhnte Charles Dysart benommen.
»Willst du Meredith und Gidding die ganze Schwerarbeit allein machen lassen?« schrie Ina ihn wütend an. »Greif ein, Charles. Du bist ein kräftiger Mann. Bring diesen verrückten Burschen zur Vernunft!«
»Ja, aber wie denn, Ina?«
»Du hast Fäuste. Schlag ihn auf den Kopf. Schlag so oft zu, bis er zu schreien aufhört!«
Das ging Dysart schwer gegen den Strich, aber er tat es, weil Ina es ihm befohlen hatte. Viermal schlug er mit seiner großen, kräftigen Faust zu. Dann hörte Atherton zu schreien auf. Der Junge bibberte nur noch. Er klapperte mit den Zähnen, als wäre ihm entsetzlich kalt.
Niemand außer dem Magier Robert Gidding fiel die dämonische Strahlung auf, von der dieser Raum erfüllt war. Und niemand außer Gidding wußte, was dagegen zu tun war.
Der Magier trug ein Amulett um den Hals. Es war aus purem Silber und stellte ein geschupptes Krokodil dar. Schnell riß er sein Hemd auf. Mit einer fließenden Handbewegung holte er das silberne Krokodil heraus. Es war warm wie sein Körper. Er beugte sich über den zappelnden jungen Mann.
»Was tun Sie denn da?« fragte Meredith den Magier verwirrt.
»Ich will versuchen, ihn mit meinem Amulett zu beruhigen.«
»Also wir Schauspieler sind für unseren Aberglauben ja geradezu verschrien. Aber denken Sie wirklich, daß Ihr Amulett einem Rauschgiftsüchtigen helfen kann?«
»Probieren geht über Studieren«, lächelte der Magier. Er drückte dem jungen Mann das glitzernde Amulett auf die Stirn. Schlagartig entspannte sich Atherton. Er seufzte tief und lag dann vollkommen ruhig. Meredith drückte ihn immer noch auf den Boden nieder. Gidding nickte dem Schauspieler zu. »Das ist jetzt nicht mehr nötig, Mr. Meredith. Sie können ihn getrost loslassen.«
Zögernd nahm der Schauspieler seine Hände von Atherton. Dieser sprang nicht auf, er brüllte nicht erneut los, er blieb vollkommen ruhig
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