GK178 - Das Haus der Verdammten
Ihnen ein Geschenk machen.«
Bei aller Freundschaft war dies doch reichlich ungewöhnlich für einen so tüchtigen Gesdiäftsmann wie A. F. Mabb. Schön, er hatte mich noch kein einziges Mal hereingelegt, aber er hatte mit mir stets gewinnorientierte Geschäfte gemacht, und ich hatte das vollkommen in Ordnung gefunden. Geschenkt hatte mir Mabb all die Jahre, die wir uns nun schon kannten, nicht mal eine Staubfaser. Das machte mich stutzig.
Sollte die Furcht, die ich in seinen Augen sah, etwa damit Zusammenhängen?
»Nun lassen Sie die Katze endlich raus aus dem Sack!« verlangte ich von Mabb.
Es war tatsächlich ein Sack. Das grobe Leinen hing über einem flachen Gegenstand. Mabb griff hastig danach und riß es zur Seite. Ein prachtvoller Spiegel kam zum Vorschein. Ich konnte mich darin erblicken und schaute Mabb verwundert an.
»Dieses Ding möchten Sie mir schenken, A. F.? Haben Sie den Verstand verloren?«
»Ein venezianischer Spiegel, Tony. Arbeit von Meisterhand.«
Ich erhob mich und nahm den Spiegel aus der Nähe in Augenschein. »Ja, das sehe ich«, sagte ich nach kurzer Prüfung. »Gewiß eine Einzelanfertigung. Eine Zierde für jedes Haus. Möchten Sie mein Angebot nicht hören, A. F.?«
Mabb schüttelte so heftig den Kopf, daß ihm die Nickelbrille beinahe davonflog. »Ich sagte schon, ich will dafür keinen Penny haben.«
»Seit wann sind Sie zum erklärten Feind Ihrer eigenen Brieftasche geworden, A. F.?«
»Ich habe meine Gründe.«
»Woher haben Sie diesen wunderschönen venezianischen Spiegel?« wollte ich wissen.
Mabb fingerte die Zigaretten aus seinem Jackett. Er hielt mir die Packung hin. Ich lehnte lächelnd ab und sagte: »Ich bleibe lieber bei meinen Lakritzbonbons. Sind gesünder.«
»Ach ja. Sie rauchen nicht«, sagte Mabb nervös und brannte sich ein Stäbchen an. Er blies den Rauch an mir vorbei und schaute mich nachdenklich an. »Woher ich den Spiegel habe, möchten Sie wissen. Nun, ich habe eine ganze Verlassenschaft aufgekauft, und da war er dabei. Ein herrliches Stück, das gebe ich gern zu, und ich könnte damit ein gutes Geschäft machen, aber ich will es nicht. Dieser Spiegel ist nämlich kein gewöhnlicher Spiegel, Tony.«
»Woher wissen Sie das?« fragte ich aufhorchend.
»Ich fand in einem Schreibtisch, der sich ebenfalls in der Verlassenschaft befand, Aufzeichnungen, die diesen Spiegel betrafen.«
»Kann ich die Aufzeichnungen sehen?«
»Leider nein.«
»Wieso nicht?« fragte ich und hob eine Braue.
»Ich habe sie in meiner Verwirrung verbrannt. Tut mir leid, Tony. Ich weiß, daß es ein Fehler war.« Der Antiquitätenhändler tippte sich an die Stirn. »Aber ich habe alles hier drin gespeichert, was ich las.«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und nickte. »Dann schießen Sie mal los.«
Mabb warf dem Spiegel einen furchtsamen Blick zu. »Ein magischer Spiegel soll es sein. Mit bösen Kräften ausgestattet…«
»Und wie wirken sich diese Kräfte auf uns aus?«
»Einen Moment«, sagte Mabb. Er schloß die Fensterläden und drehte das Licht ab. Jetzt hatte der Spiegel plötzlich einen leuchtenden Rand. »Sehen Sie, wie er leuchtet?« fragte mich A. F. mit belegter Stimme. »Wie wenn sich Lämpchen dahinter befänden. Aber es gibt keinen Strom und keine Lämpchen, Tony. Ich habe das Ding ganz genau untersucht. Sehen Sie sich diese Zeichen an.«
Es waren kabbalistische Zeichen. Sie liefen rund um den Spiegel. Bei Tageslicht konnte man sie nicht sehen. Ich brächte den Stein meines magischen Ringes in die Nähe dieser Zeichen. Ein Summen setzte ein. Es hörte sich an, als stünde der Spiegel in diesem Moment unter Hochspannung. Ich spürte einen Widerstand und konnte die kabbalistischen Zeichen nicht mit meinem Ring berühren.
Eigenartig, dachte ich.
A. F. Mabb öffnete die Fensterläden wieder. Schnell hängte er den Sack wieder über den Spiegel. Und erst jetzt atmete er etwas erleichtert auf.
»Etwas Unseliges geht von diesem Spiegel aus«, sagte A. F. »Finden Sie nicht auch?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Es ist ein magischer Spiegel. Gut. Aber es passiert nichts, wenn man ihn bloß an die Wand hängt«, sagte ich grübelnd.
»Das ist richtig«, sagte Mabb. »Es passiert nichts. Nichts, solange der Vollmond nicht am Himmel steht. Bei Vollmond wird dieser Spiegel jedoch zu einer tödlichen Falle, Tony. So stand es in den Aufzeichnungen, die ich verbrannt habe. In Vollmondnächten wird dieser Spiegel jedermann gefährlich.«
»In welcher
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