GK189 - Dämonen an Bord
neuester Star badete in Champagner. Das Mädchen war jung und hübsch. Galdani erhoffte sich von ihr das Wunder eines großartigen Erfolges, und die Vorzeichen dafür standen tatsächlich nicht schlecht. Der Film, den Galdani bis auf wenige Szenen bereits im Kasten hatte, sollte ein wahrer Knüller werden. Mehr wurde im Augenblick noch nicht verraten.
Siebenundvierzig war Galdani. Ein großer Mann mit buschigen Brauen, einer gekrümmten römischen Nase und jenem Keep smiling, mit dem er sich vor zwanzig Jahren – als er noch Schauspieler gewesen war – eine ganze Weile ohne Talent auf der Leinwand halten konnte.
Er kam mit einer Bloody Mary in der Hand zu Mabel York. »Sie sehen heute abend wieder mal hinreißend aus, meine Liebe«, sagte er höflich.
»Versprühen Sie nicht zuviel Charme, Larry«, erwiderte Mabel, während sie Galdani mit einem kühlen Blick bedachte. »Heben Sie sich noch was davon für Ihre anderen Gäste auf.«
»Oh«, erwiderte Galdani und hob abwehrend die Hände. »Heute morgen mit dem linken Fuß aufgestanden, Mabel?«
»Sie sollten wissen, daß ich das prinzipiell tue.«
»Warum sind Sie nicht ein bißchen netter zu mir?«
»Verdienen Sie’s denn?«
»Ich habe heute immerhin Geburtstag.«
»Ich bin sicher, es waren heute schon genug Gäste nett zu Ihnen. Es wird Zeit für ein ehrliches Wort.«
»Wir haben für Mitternacht ein Feuerwerk vorbereitet«, sagte Galdani. »Bleiben Sie vom Achterdeck weg, wenn’s losgeht. Ich wäre untröstlich, wenn Ihnen etwas zustoßen würde. Schließlich fange ich gerade erst an, mich an Ihre spitze Zunge zu gewöhnen.« Die Unterhaltung ging noch eine Weile in dieser Richtung weiter. Mabel nahm kein Blatt vor den Mund. Sie sagte dem Produzenten, was sie von ihm hielt, und Larry Galdani blieb ihr absolut nichts schuldig. Als sie sich trennten, blieb die Haßliebe, die sie schon seit vielen Jahren verband, taufrisch bestehen.
Rob Moorse, ein tüchtiger Gewerkschaftssekretär, den Galdani sich gewogen machen wollte, schaute während dieses Abends einige Zentimeter zu tief ins Glas. Das mitternächtliche Feuerwerk bekam er kaum noch richtig mit. Er lehnte in tiefen Schatten der Aufbauten, während es ringsherum pfiff und knallte, prasselte und jaulte. Blitzend wurde die Nacht in immer neuen Farben erhellt. Glutkaskaden stürzten sich in die schwarzen Fluten des Meeres. Und zum Abschluß leuchtete auf dem Achterdeck die Zahl 47 in grellem Weiß auf.
Galdanis Gäste spendeten reichlich Beifall.
Mabel York strömte mit den anderen Gästen in die Messe.
Rob Moorse quälte sich mühsam aus dem Schatten hervor, torkelte zur Reling, klammerte sich daran fest und übergab sich so laut, daß es sich anhörte, als würde er um Hilfe rufen.
Plötzlich umfing ihn eine unerklärliche Kälte. Er fing heftig zu zittern an. Ein gespenstisches Rauschen drang an sein Ohr. Er hob verwirrt den Kopf, durchstöberte seine Taschen nach einem Tuch, mit dem er sich den Mund trockenwischen konnte.
Und dann sah er es.
Achats Schiff.
Das Schiff der Toten!
***
Rob Moorse fing fürchterlich zu brüllen an. Sein Geschrei lockte die Partygäste an Deck. Sie sahen es alle, das Geisterschiff. Jenes Schiff, das seit undenklichen Zeiten auf dem Grund des Meeres gelegen hatte. Es war – durch den unheimlichen Zwang der magischen Kraft – aus den Fluten aufgetaucht und glitt nun ganz langsam auf Larry Galdanis riesige Jacht zu.
Das Piratenschiff hatte seine Masten verloren. Nur auf dem Achterdeck erhob sich noch der Stumpf eines Mastes, der beinahe wie ein kleines Haus aussah.
Das unheimliche Geisterschiff war überdeckt von Korallen, großen Muscheln und Steinen, die sich in dem dichten Gewirr von Seetang angesetzt hatten, der alles überspannte.
Krabben huschten über das Deck des Spukschiffes. Platte Fische schnellten von Bord und klatschten deutlich hörbar ins Wasser. Würmer krochen über die Planken. Würmer, schrecklich aussehende, sich immerzu hin und her windende, armlange Würmer.
Durch die Lecks des vor dreihundert Jahren gesunkenen Schiffes flossen unablässig Ströme schmutzigen Wassers.
Die Partygäste klatschten wiederum begeistert Beifall. Larry Galdani hatte von Überraschungen gesprochen. Diese hier war die gelungenste von allen, so fanden die Leute.
Aber Galdani war vom Auftauchen dieses Geisterschiffes genau so überrascht wie seine Gäste. Perplex starrte er zu dem unheimlichen Gefährt hinüber, an dessen Deck sich plötzlich zahlreiche Skelette
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