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GK201 - Der Hexer von Colombo

GK201 - Der Hexer von Colombo

Titel: GK201 - Der Hexer von Colombo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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sogar da wohnen. Stellen Sie sich das vor, Mr. Ballard. Übersiedeln wollen sie mit Sack und Pack. Geben hier ein prachtvolles Haus auf, um in dieses unheimliche Spukhaus zu ziehen. Können Sie das verstehen?«
    Ich lächelte schwach. »Ich kann es, weil ich die beiden kenne. Angst ist etwas, das sie nicht kennen.«
    »Die werden sie kennenlernen«, sagte Waiss seufzend.
    Und dann kam Dr. Malcolm, um unseren Besuch zu beenden.
    ***
    Para Bahu machte alles, was mit Fotografie zu tun hatte.
    Er war Fotoreporter – nirgendwo fest angestellt, sondern freier Mitarbeiter aller Zeitungen und Zeitschriften, die auf Ceylon erschienen. Manche Aufnahmen verkaufte er auch ans Ausland. Nebenbei knipste er auf Hochzeiten, machte Aktaufnahmen für Bücher, die die Fotografie als Kunst präsentierten. Und wenn man Paßbilder haben wollte, schoß er auch diese bei sich zu Hause. Para Bahu war gewissermaßen ein Hansdampf in allen Gassen.
    Zwanzig verschiedene Fotoapparate gehörten ihm. Teure Stücke, mit denen er die verblüffendsten Aufnahmen zustande brachte.
    Bahu hatte breite Schultern und schmale Hüften. Er betrieb in seiner kärglich bemessenen Freizeit so viel Sport wie möglich, und sein Hobby war die Jagd auf Haie.
    In seiner großen Wohnung hingen die präparierten Kiefer der größten Exemplare, die von ihm mit der Preßluftharpune erlegt worden waren. Rauchend stand Para Bahu in der Dunkelkammer. Er arbeitete schnell. Nun strich er sich eine schwarze Haarsträhne aus der Stirn, die jedoch sofort wieder herabrutschte.
    Ein paar Bilder lagen im Fixierbad.
    Aufnahmen von Mädchen, die Bahu gut kannte.
    Bahu drückte die Zigarette aus. Mit einer Pinzette holte er die Aufnahmen aus der Wanne und legte sie auf den Trockner. Dann verließ er die Dunkelkammer, um in der Küche ein paar Bissen hinunterzuschlingen. Er wußte, daß es ein Fehler war, sich fürs Essen niemals Zeit zu nehmen, und der Arzt hatte ihm auch gesagt, daß die Magengeschwüre dadurch entstanden waren: Pausenlose Hektik. Kalte Getränke. Speisen, die nicht sorgfältig genug gekaut wurden…
    »Jetzt wären die Geschwüre noch wegzubekommen«, hatte der Arzt in der vergangenen Woche gesagt. »Sie müßten sich aber Zeit nehmen, Diät halten, einen Gang zurückschalten…«
    Einen Gang zurückschalten! Ärzte stellen sich das ein bißchen zu einfach vor, überlegte Para Bahu. Da steckt man mittendrin in der aufreibenden Tretmühle, und man muß sich beeilen, wenn man am Ball bleiben will. Wer zurückschaltet, wird überholt. Und wer erst mal überholt wurde, kann bald nur noch Kinderfotos machen. Nichts gegen Kinderfotos. Aber wenn das alles ist…
    »Im anderen Fall«, hatte der Doktor mit warnender Stimme gesagt, »werden wir Ihnen die Hälfte des Magens herausschneiden müssen.«
    Ein halber Magen – das Opfer für die berufliche Karriere.
    Para Bahu war bereit, dieses Opfer zu bringen.
    Er würgte ein Stück geräucherte Makrele hinunter, trank Mineralwasser, schob sich ein Stück Schokolade zwischen die kräftigen Zähne und kehrte in die Dunkelkammer zurück, um weiterzuarbeiten.
    Zwanzig Minuten später breitete er die seiner Meinung nach besten Fotos im Arbeitszimmer auf dem großen Schreibtisch aus.
    Plötzlich bekam er die Gänsehaut.
    Hastig riß er die Schreibtischschublade auf. Seine Hand tappte darin herum, die Finger fanden die große Lupe. Damit beugte sich Para Bahu über die Aufnahmen. Die Erregung beschleunigte seinen Puls. Und ihm stockte vor Schreck der Atem.
    Da war es wieder.
    Er hatte es schon einmal gesehen. Und nun begegnete er ihm wieder: Dem Zeichen des Satans!
    ***
    Ich nahm die Gastfreundschaft des Lords nicht mehr länger in Anspruch.
    Mit Waiss hatte ich gesprochen. Jetzt mußte ich so schnell wie möglich nach London zurück. Die zwei Stunden Fahrt waren für mich die reinste Folter. Statt zu rauchen – ich bin Nichtraucher – lutschte ich eine Unmenge Lakritzenbonbons, bis mein Magen von dem Zeug verklebt war. Endlich tauchten die Vororte von London auf. Der Verkehr wurde dicht und zähflüssig. Manchmal ging es nur im Schrittempo vorwärts. Es war zum Aus-der-Haut-Fahren.
    Mir kam es wie ein kleines Wunder vor, als ich schließlich doch noch das Haus der alten Damen erreichte. Nervös stemmte ich mich aus dem 504 TI. Ich legte mir ein Sprüchlein zurecht, mit dem ich Susan und Mimi Black überfahren wollte. Vor allem wollte ich ihnen nahelegen, die Reise nach Colombo für eine kleine Weile auf Eis zu legen und mich

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