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GK201 - Der Hexer von Colombo

GK201 - Der Hexer von Colombo

Titel: GK201 - Der Hexer von Colombo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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machen!«
    »Du bist älter als ich…«
    »Zwei Jahre. Was ist das schon.«
    »Das sagst du jetzt. Ansonsten tust du so, als wären diese zwei Jahre ein Vorsprung, der dir jedes Vorrecht einräumt. Ich bin gelenkiger als du.«
    »Ich will den Gobelin abnehmen!« sagte Susan nervös. »Bitte, laß es mich tun.«
    »Na schön. Wenn dir so viel daran liegt.«
    Susan begab sich zur Leiter. Die Unruhe, die in ihr erwacht war, wuchs so schnell, daß sie nun schon heftig atmete. Mimi schüttelte kaum merklich den Kopf. Susan benahm sich heute mal wieder ganz komisch. War ganz aus dem Häuschen – wegen eines Gobelinbildes.
    Erste Sprosse.
    Mini hielt die ächzende Leiter mit beiden Händen. Ihre dünnen Finger umschlossen das Holz, so fest es möglich war, und sie versuchte, das Wackeln der Leiter zu vermindern, indem sie ihren alten Körper dagegenstemmte.
    Zweite Sprosse.
    Susan hatte den Eindruck, das Gobelinbild würde ihr einen eisigen Atem entgegenblasen. Kälte strich über ihr faltiges, angespanntes Gesicht. Angst? Nein, es war bestimmt nicht Angst, die sie empfand. Nur – wie sie schon sagte – Unbehagen, und sie war davon überzeugt, daß das unangenehme Gefühl weg sein würde, sobald sie den Gobelin von der Wand genommen hatte.
    Dritte Sprosse.
    Susan war dem großen Gesicht des unheimlichen Mannes nun ganz nahe. Jede einzelne Knüpfstelle konnte sie überdeutlich erkennen. Es war ein Teppich. Ein ganz gewöhnlicher Teppich, der diese unverständlichen Beklemmungen in ihr hervorrief.
    Der Gobelin hing an einem dicken Mauerhaken.
    Als Susan beide Arme hob, um die gedrehte Kordel vom Haken abzumachen, schien plötzlich eine unsichtbare Hand gegen die Leiter zu drücken. Etwas oder jemand stemmte die Leiter kraftvoll vom Gobelin weg.
    »Mimi!« rief Susan erschrocken.
    »Halte dich fest!« schrie Mimi.
    »Stütz die Leiter!«
    »Mir fehlt die Kraft!« rief Mimi keuchend, während sie sich, so fest sie nur konnte, gegen die Leiter stemmte. Es reichte nicht. Susan stieß einen krächzenden Schrei aus. Sie ruderte mit ihren dünnen Armen durch die Luft, wollte das Gleichgewicht wiederfinden, und für einen Augenblick sah es so aus, als könnte sie es schaffen, doch dann fiel die Leiter mit einem lauten Krach zu Boden und Susan fiel mit ihr.
    »Susan!« rief Mimi bestürzt aus.
    Der Sturz war für Susan sehr schmerzhaft gewesen. Arme, Beine und das Kreuz taten ihr höllisch weh, so weh, daß sie Tränen in den Augen hatte und sich kaum bewegen konnte. Mimi bemühte sich in rührender Weise um ihre Schwester.
    »Hast du dich verletzt, Susan?« fragte sie besorgt.
    Susan schüttelte den Kopf. Sie konnte nicht sprechen, konnte nur ganz flach atmen, denn sie hatte sich beim Sturz die Luft in den Lungen gepreßt, und das stach nun ganz entsetzlich bei jedem tiefen Atemzug.
    »Komm, Susan. Komm, ich helfe dir auf die Beine«, sagte Mimi fürsorglich. Ächzend faßte sie unter die matten Arme der Schwester. Mühsam zerrte sie Susan hoch, und ihr fiel ein Stein vom Herzen, als Susan auf den Beinen blieb.
    »Das hätte… schlimm ausgehen können«, preßte Susan mühevoll hervor.
    »Ich schlage vor, wir lassen den Gobelin lieber da hängen, wo er hängt«, sagte Mimi nervös. Sie warf dem Bild einen wütenden Blick zu. »Du wirst dich an diesen Anblick gewöhnen. Zahlt sich doch nicht aus, sich wegen eines Teppichbildes den Hals zu brechen!«
    ***
    Mir trat der kalte Schweiß auf die Stirn.
    Ich dachte an Mimi und Susan. Gewiß, sie waren zwei tapfere alte Mädchen, die nicht so schnell zu erschrecken waren. Aber was würde geschehen, wenn es Rajasinha, der Hexer, nicht bloß darauf anlegte, die beiden Frauen zu erschrecken. Wer konnte garantieren, daß er sich aufs Spuken beschränkte?
    Ein total verfahrener Karren war das. Und alles nur deshalb, weil Lorne Waiss nicht reiten konnte. Aber hatte es jetzt einen Sinn, irgend jemand eine Schuld in die Schuhe zu schieben? Das war nicht konstruktiv. Es mußte etwas geschehen, bevor etwas geschah.
    Mit anderen Worten, ich mußte so schnell wie möglich hinter Mimi und Susan Black herfliegen.
    Ein kleiner Umweg über Paddington war nötig. Da stopfte ich all die Dinge in meine große Reisetasche, die ich in der Eile fand und mit nach Ceylon nehmen wollte. Hinterher: Reißverschluß – ratsch – zu, und ab zum Flughafen Heathrow.
    Und da erlebte ich die nächste herbe Enttäuschung.
    Klappte in diesem verfluchten Fall denn überhaupt nichts? Zuerst war Waiss nicht in seinem

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