GK201 - Der Hexer von Colombo
Hotel. Dann wollte mir Dave Bishop nicht sagen, wo ich den Rechtsanwalt finden konnte, und als ich ihn endlich gefunden hatte, konnte ich mit Waiss nicht reden, weil er drei Tage lang nicht ansprechbar war.
Und nun dies hier.
Langsam drehte ich durch.
Fluglotsenstreik.
Keine Maschine konnte Heathrow verlassen. Das war ja nun wirklich der Gipfel aller Pannen. Da stand ich mit vor Wut rotem Gesicht in der großen Abfertigungshalle – mit einer Menge anderer Leute, denen es genauso erging wie mir – und konnte nicht nach Ceylon fliegen. Die Passagiere trugen es mit einer verblüffenden Fassung.
Kunststück, keinem von ihnen brannte der Hosenboden so sehr wie mir. Ich wollte nicht klein beigeben. Verdammt noch mal, so leicht war ich nicht unterzukriegen. Sollten die Fluglotsen streiken, bis sie schwarz wurden. Sollten sie doch machen, was sie wollten.
Die Welt bestand schließlich nicht nur aus England. Es gibt – zum Beispiel – auch noch Frankreich. Und daß auch die französischen Fluglotsen streikten, hielt ich für unwahrscheinlich.
Also: zurück zum Peugeot, und ab nach Dover, dann mit der Fähre hinüber nach Calais… und anschließend würde ich ja doch nach Colombo fliegen können.
Man darf nur die Hoffnung niemals aufgeben! sagte ich mir und startete wieder den Motor meines 504 TI. Verbissen fuhr ich gegen die Zeit. Ich verschenkte keine einzige Minute, denn zur Zeit war sogar eine Sekunde für mich eine Kostbarkeit. Während ich den Peugeot mit Vollgas nach Dover rasen ließ, war ich mit meinen Gedanken bei Mimi und Susan, und ich hoffte inständigst, daß den beiden netten alten Damen noch nichts zugestoßen war. Etwas strich mir plötzlich eiskalt über den Nacken. Und wenn doch?
Was würde ich tun, wenn ich in Colombo eintraf, und Mimi und Susan lebten nicht mehr?
Ich knirschte mit den Zähnen, und meine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Nichts würde ich unversucht lassen, um Rajasinha zu vernichten. Bis in den hintersten Winkel der Hölle würde ich ihn verfolgen, stellen und mit dem Tod bestrafen…
Mein Herz klopfte sofort schneller. Ich hielt das Lenkrad verkrampft in meinen Händen.
»Laß ja die Finger von den alten Damen!« knurrte ich leise. »Wage bloß nicht, ihnen etwas anzutun! Mimi und Susan Black stehen unter meinem persönlichen Schutz!«
Endlich kam Dover.
Ich dachte, daß sich das Blatt nun doch noch zum Guten für mich wenden würde. Aber dann war ich knapp daran, vor Wut zu explodieren. Hier mußte der Teufel seine verfluchte Hand im Spiel haben, eine andere Erklärung hatte ich nicht für das, was man mir in Dover sagte. Die ganze Welt schien sich gegen mich verschworen zu haben.
Keine Überfahrt nach Calais! hieß es.
Fährbetrieb eingestellt! Wegen zu hohen Seegangs!
Ohnmächtig stand ich da und ballte mit zornfunkelnden Augen die Fäuste. Aber es gab niemanden, den ich damit hätte beeindrucken können.
***
Para Bahu, der Fotograf, legte die Lupe weg und wischte sich mit der feuchten Hand hastig über das Gesicht.
Das Satanszeichen! Er war ihm wiederbegegnet. Bahu klammerte sich an seinen Schreibtisch, als befürchte er, vom Stuhl zu fallen. Er brauchte einige Minuten, um den Schock zu verkraften.
Seine Augen irrlichterten durch das Arbeitszimmer.
Das Satanszeichen! Welch böse Überraschung. Was für ein harter, grausamer Schicksalsschlag. Bahus Kehle war von der Aufregung zugeschnürt. Sein Atem ging rasselnd. Erneut nahm er die Lupe zur Hand. Er erhob sich, beugte sich über die Aufnahmen, schaute sich die lachenden Mädchengesichter an und betrachtete dann die verwischten grauen Schatten, die wie vage Striche über den Mädchenkönfen zu sehen waren.
Man konnte meinen, die Striche wären ein Fehler im Fotopapier, doch das war nicht der Fall. Para Bahu verwendete ausschließlich hochwertiges Papier, und daß es ausgerechnet über diesen Mädchenköpfen zu solchen Schatten kam – ganz zufällig – war undenkbar.
Bahu zündete sich mit zitternden Händen eine Zigarette an.
Die Mädchen auf seinen Fotos schienen Hörner zu tragen – und das war es, das war das Satanszeichen, das Para Bahu heute nicht zum erstenmal sah.
Erregt fragte sich der aufgeregte Fotograf, was er unternehmen sollte.
»Vor allem Dawir Matara anrufen!« sagte Bahu laut, und er nickte zu diesem ausgesprochenen Gedanken. Ja, Matara ging die Sache persönlich an.
Bahu nahm einen kräftigen Zug von der Zigarette, legte sie dann in den Aschenbecher und griff nach dem
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