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GK201 - Der Hexer von Colombo

GK201 - Der Hexer von Colombo

Titel: GK201 - Der Hexer von Colombo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Telefonhörer.
    Dawir Matara war sein Freund, seit vielen Jahren schon. Dawir war Redakteur bei einer der bekanntesten Tageszeitungen von Colombo, dadurch hatten sie auch beruflich miteinander zu tun, und wenn sie mal Zeit hatten, spielten sie Tennis oder gingen zusammen zum Segeln.
    Bahu blickte auf seine Armbanduhr.
    Um diese Zeit war Dawir in der Redaktion. Der Fotograf wählte die Nummer, die er auswendig kannte, und wartete. Ein Mädchen meldete sich mit dem Namen des Blattes.
    »Dawir Matara, bitte«, sagte der Fotograf heiser. Er griff sich wieder die Zigarette, führte sie an die Lippen, zog noch nicht daran, denn die Telefonistin hatte ihn nach seinem Namen gefragt. »Bahu!« sagte er laut und vernehmlich. Erst dann pumpte er den blauen Dunst in seine Lungenspitzen hinunter.
    »Einen kleinen Moment«, sagte das Mädchen. Dann knackte es mehrmals in der Leitung, und schließlich war Matara dran.
    »Ja, Para?«
    »Ich möchte, daß du so schnell wie möglich zu mir kommst!« sagte der Fotograf hastig.
    »Ich kann leider nicht weg«, gab Matara zurück. »Wir sind gerade beim Umbruch – und wenn ich da nicht dabei bin, machen die Setzer, was sie wollen. Was gibt es denn so Wichtiges?«
    »Ich habe dir was zu zeigen.«
    »So? Was denn?«
    »Seit wann kann man durchs Telefon etwas zeigen?« sagte Bahu ärgerlich, er streifte die Asche von der Zigarette.
    »Man kann sagen, worum es geht«, erwiderte Matara.
    »Das erfährst du, sobald du hier bist.«
    »Warum so geheimnisvoll?«
    »Auch das erfährst du, sobald du hier bist«, sagte Bahu und legte auf. Wieder warf er einen unruhigen Blick auf seine Uhr. Dawir würde sich jetzt bestimmt beeilen. Aber vor einer Stunde würde er wohl kaum eintreffen. Eine Stunde warten. Eine Stunde auf glühenden Kohlen sitzen. Es war fast nicht auszuhalten.
    ***
    Die Dämmerung setzte ein.
    Mimi und Susan saßen in der Halle und diskutierten darüber, wie sie die einzelnen Räume des Hauses auszustatten gedachten. Sie sprachen von einem Gästezimmer, von einer Bibliothek, auf die sie nicht verzichten wollten, waren sich uneinig, welcher der Räume zum Speisezimmer gemacht werden sollte. Mimi war für den Raum mit Blick nach Norden. Susan war für den, dessen Fenster nach Süden gerichtet waren.
    Über diese Diskussion würden noch viele Tage und Wochen vergehen, und schließlich würde sich – wie fast immer – Susan durchsetzen, denn schließlich war sie ja… die ältere.
    Glücklicherweise hatte Susan den Sturz von der Leiter inzwischen verdaut. Sie hatte kaum noch Schmerzen. Nur ein paar große blaue Flecken würden noch eine ganze Weile an den Sturz erinnern, aber was machte das schon. Wichtig war, daß Susans Knochen nicht zu Schaden gekommen waren.
    Mimi sprach – wenn sie den Sturz von der Leiter erwähnte – von einem Unfall, doch Susan teilte diese Meinung nicht mit ihrer Schwester. O nein, ein Unfall war das nicht gewesen. Susan hatte fest und sicher auf der Leiter gestanden. Ihr war nicht schwindelig geworden, wie Mimi vermutete. Die Leiter war umgestoßen worden, davon war Susan überzeugt, doch diesen Gedanken behielt sie für sich. Sie wollte Mimi nicht noch weiter beunruhigen. Sollte der verflixte Gobelin dort oben hängenbleiben. Irgendwie würde es Susan schon schaffen, sich an den unheimlichen Anblick dieses schwarzgekleideten Mannes zu gewöhnen.
    Mimi brachte Tee aus der Küche.
    Sie goß ihn in die Tassen.
    Plötzlich stieß Susan einen grellen Schrei aus. Ihre dünne Hand wies auf eines der Fenster, und Mimi hatte sich schon lange nicht mehr so schnell umgedreht wie nun.
    Auch sie sah das bleiche Gesicht hinter dem Glas, das jetzt blitzschnell zurückzuckte. Hart stellte sie die Teekanne ab, und ihr faltiger Mund klaffte vor Verwirrung auf…
    ***
    Dawir Matara liebte schnelle Autos und eine saloppe Kleidung. Er war dreißig, sah wie fünfundzwanzig aus, seine Haut hatte eine olivfarbene Tönung, das Haar trug er modisch lang.
    Para Bahus Anruf spukte ihm ununterbrochen durch den Kopf. Er konnte sich nicht auf seine Arbeit konzentrieren. Para war ihm irgendwie verstört vorgekommen, verändert. Nicht so witzig und spritzig, wie er sonst immer war – stets einen Scherz auf den Lippen, niemals ernst. Was hatte ihn so sehr aus dem Gleichgewicht gebracht? Einer der Setzer wollte wissen, was mit dem Bild geschehen sollte, das wegen der Überlänge des Artikels keinen Platz mehr auf der Seite hatte.
    »Was?« fragte Matara benommen, und seine Lider flatterten.

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