GK228 - Das Tribunal der Dämonen
grüne Fratze Zodiacs schimmerte durch. Als Morton sie erblickte, stieß er einen schrillen Angstschrei aus. Er wollte sich herumwerfen und die Lok verlassen, doch das ließ Zodiac nicht zu. Blitzschnell legte er dem Zugführer magische Fesseln an. Er warf ein unsichtbares Netz über den Mann, und Art Morton verstrickte sich darin so sehr, daß er umfiel und sich nicht mehr bewegen konnte.
Zodiac lachte gehässig. »Ich hätte dich auch töten können, es hätte mich keine Mühe gekostet. Wer weiß, vielleicht tu’ ich’s noch.«
Art Morton schaute Zodiac mit fassungslosen Augen an. Sein Geist weigerte sich, zu akzeptieren, was ihm die Augen übermittelten. Es war zu schrecklich. Zu unvorstellbar…
***
Nun nahm Zodiac die Sache fest in die Hand. Er setzte sich mit der Zentrale in Verbindung. Nach außen hin war er wieder Rip Bronson, der Schaffner. Er drückte den Hörer an sein Ohr und sagte hart: »Aufgepaßt, mein Lieber. Merk dir gut, was ich dir jetzt sage. Ich hasse es, mich wiederholen zu müssen! Wir haben den Zug Nummer 5252 überfallen. Das Personal sowie alle Reisenden befinden sich in unserer Gewalt!«
Stille am anderen Ende. Dann eine aufgeregte Stimme: »Ist das ein Terroranschlag?«
»Nenne es, wie du willst. Fest steht jedenfalls, daß dieser Zug vorläufig nicht weiterfährt.«
»Was bezweckt ihr mit diesem Überfall? Hallo, mit wem spreche ich eigentlich?«
»Ich bin Zodiac.«
»Welcher Terroristengruppe gehören Sie an?«
»Keiner. Was soll der Quatsch? Wir verfolgen keine politischen Interessen.«
»Wollt ihr Lösegeld für die Geiseln?«
»Auch daran sind wir nicht interessiert. Und wir wollen mit dieser Aktion auch keine politischen Häftlinge befreien. Unsere Forderungen sind folgende: Wir wollen, daß zwei Männer zu uns kommen und eine kleine Höllenfahrt mit uns machen. Ihre Namen sind Anthony Ballard und Mr. Silver. Ihre Adresse: Chichester Road 22, Paddington, London.«
»Heißt das, daß Sie die Reisenden und das Zugpersonal gegen diese beiden Männer austauschen wollen?«
»Erraten«, sagte Zodiac spöttisch. »Bist ein aufgewecktes Bürschchen.«
»Was soll mit Ballard und Silver geschehen?«
»Das ist dann eine Sache, die euch nichts mehr angeht. Jetzt setz Dampf hinter die Angelegenheit. Du kannst dir vorstellen, daß unsere Geiseln sich halb tot fürchten, je länger sie auf ihre Freiheit warten müssen. Und noch was: Ich bin sicher, du wirst jetzt die Polizei benachrichtigen. Das macht uns nichts aus. Aber sag den Bullen, sie sollen unserem Zug fernbleiben. Sie können ihn nicht stürmen. Sie würden mit einer solchen Blitzaktion nur die Situation der Geiseln verschlimmern. Das wäre alles, was sie erreichen würden. Es wäre gut, wenn Ballard und Silver sich bis zum Morgengrauen bei uns befinden würden, hast du verstanden?«
»Ja. Ja!«
»Wenn die beiden bis dahin nämlich nicht da sind, geht es den Geiseln schlecht.«
»Ich… ich werde weiterleiten, was Sie mir mitgeteilt haben, Mr. Zodiac.«
Der Dämon lachte knurrend. »Den Mister kannst du dir schenken, mein Junge. Sag einfach Zodiac zu mir, das genügt.«
***
Ich schob mir ein Lakritzbonbon zwischen die Zähne und genoß den Krimi in meinem Fernsehsessel. Mr. Silver saß neben mir und raschelte ununterbrochen mit seiner Popcorntüte. Es fiel mir nicht leicht, ruhig zu bleiben und ihm die Tüte nicht aus der Hand zu reißen und in eine Ecke zu feuern. Irgendwie schaffte ich es aber doch.
Es war erst ein paar Tage her, da hatten wir es mit gefährlichen Holzpuppen zu tun gehabt, die mit ihren Todeskrallen schrecklichen Schaden anzurichten versucht hatten. Das schlimmste hatten wir verhindern können, aber leider nicht alles.
Als die Krimispannung unerträglich wurde, und Silver immer noch mit seiner Tüte Lärm machte, nahm ich sie ihm weg und aß alles Popcorn auf. Das paßte zwar nicht zum Lakritzgeschmack, aber ich mußte dem nervtötenden Spiel ein jähes Ende bereiten, um den Film in Ruhe weiterverfolgen zu können.
»Wohl schlechter Laune heute, was?« murrte Mr. Silver, ein mehr als zwei Meter großer Bursche, gutaussehend, muskulös, ein wahrer Herkules. Sein Haar und die dichten Augenbrauen bestanden aus puren Silberfäden. Mr. Silver war kein Mensch, sondern ein ehemaliger Dämon, dem ich das Leben gerettet hatte. Seither war er mein Freund und Kampfgefährte. Die haarsträubendsten Abenteuer hatten wir schon Seite an Seite bestritten. Ich grinste den Ex-Dämon an und erwiderte:
»Nicht
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