GK236 - Wenn die Zombies kommen
wilden Ruck riß ich sie ihr vom Gesicht.
Und dann hatte ich den untrüglichen Beweis.
Sue Malloy war eine… Untote!
***
Das gefährliche Wesen fauchte gereizt, weil ich es entlarvt hatte. Es griff mich augenblicklich an.
Haß erfüllte mich. Ich haßte nicht Sue, sondern den Mann, der das aus ihr gemacht hatte, was sie jetzt war. Er hatte ihr das Leben genommen, hatte sie zu seinem willenlosen Werkzeug gemacht, zu einer tödlichen Waffe, die er gegen mich einsetzte.
Das Mädchen warf sich zischend auf mich.
Ich war befangen. Sie war hübsch und jung. Sie war ein Mädchen. Ich hatte Hemmungen, mit meinen Fäusten auf sie einzudreschen. Diese Hemmungen hatte Sue Malloy jedoch nicht. Ihr Schlag riß mir beinahe den Kopf von den Schultern. Ich torkelte benommen zurück und krachte gegen den Einbauschrank.
»Hier kommst du nicht mehr lebend raus, Tony Ballard!« schrie sie triumphierend.
Mit ein paar schnellen Sätzen war sie bei mir.
Sie schlug erneut zu.
Der Schmerz bohrte sich glühend durch meinen Leib. In diesem Augenblick verlor ich meine Hemmungen. Dieses Mädchen verdiente meine Rücksicht nicht. Sie war ein Wesen des Bösen, und ich mußte sie mit der ganzen mir zu Gebote stehenden Härte attackieren, wenn ich überleben wollte, denn sie würde nicht zögern, ihren Auftrag auszuführen, und der lautete: Bring Tony Ballard um!
Meine Faust schnellte ihr entgegen, doch Sue war unheimlich flink. Sie wich meinem magischen Ring aus und riß mich vom Schrank weg. Sie schleuderte mich zu Boden und wollte sich auf mich stürzen, doch ich rollte ab und kam wieder auf die Beine.
»Freu dich nicht zu früh, Ballard!« krächzte sie zornig. »Noch hast du nicht gesiegt!«
Beim nächsten Ansturm ließ ich sie ins Leere laufen. Als sie an mir vorbeifegte, schlug ich mit der Handkante zu. Ohne den heiser hervorgestoßenen Bannspruch wäre mein Schlag wirkungslos geblieben. So aber brach Sue Malloy in die Knie, und diesmal schaffte ich es, ihr mit meinem magischen Ring zuzusetzen. Sie warf sich fauchend herum, als ich in Gedankenschnelle nachsetzte. Meine Faust traf die Mitte ihrer Stirn. Funken stoben nach allen Seiten davon. Sie heulte fürchterlich auf und kippte nach hinten.
Ich war sofort über ihr, um sie weiter hart zu attackieren, doch ich kam nicht dazu.
Denn in diesem Moment flog die Zimmertür hinter mir auf.
Und Ed Comstock und Jonathan Loomis kamen herein, um Sue Malloy bei der Ausführung ihres Auftrages zu helfen…
***
Die Pressekonferenz schleppte sich dahin.
Mr. Silver saß gelangweilt neben Vicky. Er hatte die Fragen, die die Journalisten dem Mädchen stellten, schon hundertmal gehört. Mal waren sie ein wenig politisch unterminiert, dann wieder sozialkritisch angehaucht, aber die Grundlinie war immer dieselbe. Der Hüne mit den Silberhaaren bewunderte Vicky, die mit erstaunlicher Gelassenheit zum hundertsten Mal dieselbe Frage beantwortete, ohne daß man ihr anmerkte, wie sehr auch sie diese Monotonie enervierte.
Zwischendurch wurde nach Tony Ballard gefragt, und warum er nicht mitgekommen sei, man hätte auch ihm einige Fragen stellen wollen.
»Alle Fragen, die Sie an Mr. Ballard richten wollten«, sagte Vicky, »können Ihnen auch Mr. Silver und ich beantworten.«
»Ist Mr. Ballard krank?« fragte jemand.
»Nein. Er ist beruflich verhindert«, antwortete Vicky Bonney.
»Mr. Ballard ist Privatdetektiv, nicht wahr?«
»Allerdings«, sagte Vicky.
»Behandelt er auch ganz normale Kriminalfälle?«
»Nur sehr selten. Es gibt zu viele Fälle, die in sein Spezialgebiet schlagen«, erklärte Vicky.
»Wenn Sie also sagen, Mr. Ballard sei beruflich verhindert, dann heißt das, daß er hier in Chicago Jagd auf irgendwelche Horrorwesen macht«, stellte einer der Journalisten schlau fest.
Vicky schüttelt ausweichend den Kopf. »Das wollte ich damit nicht sagen.«
»Haben Sie sich schon mal in der Gewalt von Dämonen befunden, Miß Bonney?«
»Mehrmals schon.«
»Was ist das für ein Gefühl?«
»Es ist schrecklich. Ich mußte jedesmal mit dem Schlimmsten rechnen. Man kann Dämonen nicht mit menschlichen Maßstäben messen. Sie sind unberechenbar und von einer geradezu unvorstellbaren Grausamkeit.«
»Sie konnten jedesmal von Mr. Ballard gerade noch gerettet werden, nicht wahr?«
»Ich gebe zu, mehrmals stand die Sache auf des Messers Schneide«, sagte Vicky ernst.
»Könnte es nicht mal passieren, daß Mr. Ballard zu spät kommt?«
Vicky nickte mit nachdenklicher Miene und sagte
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