GK249 - Die Furie
ändern. Wenn ich pfeife, hast du zu tanzen. Und ich werde in Zukunft immer öfter pfeifen, verlaß dich drauf.«
»Du bringst mich damit um!« ächzte das unglückliche Mädchen.
Der Dämon stieß ein gehässiges Lachen aus. »Das«, sagte er mit beißendem Spott, »ist es exakt, was ich beabsichtige, Teres Pool!«
***
In dieser Nacht betrank sich das Mädchen sinnlos. Sie schüttete nach und nach den ganzen Bourbon in sich hinein. Bald lallte sie nur noch. Ihr Streitgespräch mit dem Dämon endete in dem Augenblick, wo sie auf ihr Bett fiel und auf der Stelle so tief einschlief, daß es fast einer Ohnmacht gleichkam.
Am nächsten Morgen hatte sie einen schrecklichen Kater.
Ihr Kopf war ein riesiges Bienenhaus. Das geringste Geräusch schmerzte sie in allen Gehirnwindungen. Ihre Hände zitterten, als sie sich Kaffee machte. Das Tageslicht tat ihr in den Augen weh. Sie hatte Gleichgewichtsstörungen und stieß sich ziemlich heftig am Küchenschrank.
Während sie die Kaffeetasse mit beiden Händen an die Lippen führte, dachte sie über die ausweglose Lage nach.
Sie war von einem Dämon besessen, das war eine unleugbare Tatsache.
Sie vermochte sich nicht zu erklären, wie es zu diesem Verhängnis kommen konnte. Es war einfach über sie hereingebrochen. Ohne ihr ausdrückliches Zutun.
Die Hölle hatte sie sich aufs Korn genommen und mit ihr ein grausames Spiel begonnen, dem sie sich nicht widersetzen konnte.
Teres schlürfte leise den starken schwarzen Kaffee. Sie hoffte, daß es ihr danach etwas besser gehen würde. Wenn wenigstens die Kopfschmerzen aufgehört hätten…
Das Mädchen seufzte gequält.
Sie zwang sich, ein Stück Kuchen zu essen, obwohl sie nicht den geringsten Appetit hatte. Ihre Glieder waren schwer wie Blei. Sie fühlte sich saft-und kraftlos. Deshàlb aß sie lustlos das Kuchenstück, um nicht vollends abzubauen.
Teres Pool dachte an das Zwiegespräch mit dem Dämon.
Er beherrschte sie vorläufig nur nachts. Am Tag hielt er sich tief in ihrem Inneren verborgen und ließ sie zumindest in Ruhe. Nur hin und wieder bekam sie einen bösen Impuls von ihm, damit sie nicht auf den Gedanken kam, er hätte ihren Körper verlassen.
Teres nahm noch einen Schluck vom Kaffee, dann stellte sie die Tasse in das Spülbecken.
Sie wußte noch genau, was sie in der vergangenen Nacht getan hätte. Der Dämon hatte sie dazu gezwungen. Sie schauderte. Es hatte nicht viel gefehlt, und sie hätte diesen sympathischen jungen Mann umgebracht. Ihr Herz krampfte sich unwillkürlich zusammen.
Gab es wirklich keine Möglichkeit mehr für sie, aus dem Bann des Dämons auszubrechen?
Teres fuhr sich mit zitternder Hand über die müden Augen. Wenn es eine Chance für sie gab, dann ganz gewiß nur am Tage, denn des nachts entwickelte der Dämon Kräfte in ihr, die sie nicht brechen konnte. Das Tageslicht war sein Feind. Er verkroch sich vor ihm, entfaltete sich erst, wenn die Dämmerung einsetzte.
Teres schluckte zwei Vitaminkapseln und begab sich ins Wohnzimmer.
Nachdenklich blieb sie eine Weile vor dem breiten Mahagonischrank stehen. Sie erinnerte sich an die Zeit, als sie noch selbst über ihre Handlungen entscheiden durfte.
Damals hatte sie ein kleines goldenes Kreuz an einem dünnen goldenen Kettchen getragen. Eines Nachts -während eines schrecklichen Alptraumes - hatte sie das Gefühl gehabt, das kleine Kruzifix würde zentnerschwer auf ihrer Brust liegen, und nicht nur das, es schien auch eine Hitze zu entwickeln, die allmählich unerträglich wurde.
Das glühende Brennen war schließlich so schmerzhaft geworden, daß Teres Pool sich das Kreuz schreiend vom Hals gerissen hatte. Seither hatte sie es nie wieder getragen.
Heute wußte sie, daß sie dem Bösen damit eine Pforte geöffnet hatte… Zu spät erkannte sie, daß sie damals einen folgenschweren Fehler gemacht hatte, aber woher hätte sie das wissen sollen?
Teres hatte eine Idee, wie es ihr vielleicht doch noch gelingen konnte, sich vom Bösen loszusagen. Es mußte mit Hilfe des goldenen Kreuzes geschehen. Sie war sich darüber im klaren, daß sie damit schlimme Schmerzen in Kauf nehmen mußte, denn der Dämon in ihr würde sie entsetzlich quälen, wenn sie sich das Kruzifix wieder um den Hals hängte.
Aber war es nicht besser, diese höllischen Schmerzen zu ertragen und zu versuchen, dem Dämon zu entkommen, als ihm mehr und mehr zu Willen zu sein und darauf zu warten, bis er sein zerstörerisches Werk verrichtet hatte?
Das Goldkreuz lag im
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