GK283 - In den Katakomben von Wien
gewesen, eine Taschenlampe zur Verfügung zu haben. Dieses Durch-die-Finsternis-Tappen ging mir langsam auf die Nerven. Ich konnte kaum die Hand vor den Augen sehen.
Nächste Aufbahrungsnische.
Ich stutzte. Lag da nicht jemand auf dem Boden? Ich konnte nicht mehr als einen schwarzen, länglichen Fleck ausmachen. Sofort eilte ich darauf zu, ohne es jedoch an der nötigen Vorsicht fehlen zu lassen.
Meine Schuhspitze stieß gegen ein Bein. Ich ging in die Hocke, und in der nächsten Sekunde erkannte ich, daß ich Vladek vor mir hatte. Er trug einen Regenmantel und darunter seinen Pyjama.
Mein Freund war bewußtlos. Ich legte meine Finger auf seine Halsschlagader und atmete erleichtert auf, als ich das kräftige Pochen fühlte. Ich war erfreut, Vladek unversehrt wiedergefunden zu haben.
Die Ohnmacht hielt ich nicht für besonders tragisch. Vladek war kräftig genug, um sie schnell verdauen zu können.
Mir war klar, daß das noch nicht alles sein konnte. Der Unbekannte hatte Vladek nicht aus seiner Villa geholt und hierherverschleppt, damit ich ihn abholte und wieder nach Hause brachte.
Das dicke Ende fehlte noch.
In welcher Form würde es auf mich zukommen?
Solange mich mein unsichtbarer Gegner nicht attackierte, wollte ich nach meinem Willen handeln. Ich steckte den Colt weg, hatte die Absicht, erst einmal Vladek Rodensky in Sicherheit zu bringen.
Als ich meine Hände unter seinen reglosen Körper schob, passierte es.
Etwas schwirrte durch die Luft. Genau auf mich zu. Instinktiv warf ich mich zur Seite. Das Ding verfehlte mich nur um Haaresbreite und knallte gegen die Wand.
Es handelte sich um eine eiserne Sargstütze, die laut klirrend zu Boden fiel. Jemand hatte sie mittels Telekinese auf mich zubefördert. Mein Gegner verfügte also über übersinnliche Fähigkeiten.
Ich schnellte wütend aus der Aufbahrungsabteilung. Ein höhnisches Gelächter erzeugte auf meinem Rücken eine unangenehme Gänsehaut. Ganz kurz sah ich einen trüben Schimmer. Er huschte den breiten Korridor entlang.
Ich rannte sofort hinter ihm her. Wieder angelte ich den Colt Diamondback aus der Schulterhalfter. Vladek Rodensky war für einen Moment vergessen. Um ihn würde ich mich kümmern, sobald ich den Unheimlichen erwischt hatte.
Eine Tür ächzte. Gleich darauf fiel sie ins Schloß. Der dumpfe Hall flog mir entgegen. Ich lief schneller, erreichte die Tür, zögerte keine Sekunde, stieß sie auf.
Schwärze. Ich stürzte mich in sie hinein. Meine Augen bohrten sich in die Dunkelheit. Mein Atem ging schnell. Ich suchte den Mann, der mich hierhergelockt hatte.
Plötzlich war er neben mir. Ich sah das trübe Licht aus den Augenwinkeln und zuckte augenblicklich herum. Mein Colt schwang hoch. Vor mir stand ein fluoreszierendes Skelett.
Aus den großen Augenhöhlen funkelte es mir gefährlich entgegen. Ohne zu überlegen, krümmte ich den Finger. Doch ein blitzschneller Tritt beförderte meinen Diamondback nach oben.
Krachend entlud sich meine Waffe, aber die Kugel verfehlte ihr Ziel. Ein gemeiner Schlag warf mich zu Boden. Ich spürte einen brennenden Schmerz in meinen Eingeweiden.
Mir wurde die Luft knapp. Ich kämpfte mich atemlos hoch, warf mich auf den Knochenmann, erwischte seinen Hüftknochen, riß den Spuk hoch und schleuderte ihn gegen die Wand.
Rasselnd und klappernd landete er dort. Ich richtete meine Kanone auf ihn, zielte auf seinen Schädel und drückte ab. Doch abermals bewies mir dieser Satansbraten, daß er verblüffend schnell zu reagieren vermochte.
Noch bevor meine geweihte Silberkugel seinen Schädel zertrümmern konnte, löste er sich in nichts auf. Das Geschoß bohrte sich in die Wand. Ich ließ mich aber nicht täuschen.
Mir war klar, daß der Kerl noch nicht das Weite gesucht hatte. Er war immer noch mit mir im selben Raum. Ich konnte ihn mit jeder Faser meines Körpers fühlen.
Er wollte mich mit seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten austricksen, und es lag bei weitem nicht auf der Hand, daß er das nicht schaffen würde. Etwas wischte durch die Luft.
Ich duckte mich auf der Stelle, und das, was mich treffen sollte, fegte knapp über meine Haarwurzeln hinweg. Auf gut Glück stieß ich mit meinem magischen Ring zu.
Treffer!
Mein Gegner heulte kurz auf, reagierte dann aber wie ein verletzter Tiger. Ich bekam das Furioso seiner gefährlichen Wut zu spüren. Er deckte mich mit Hieben und Schlägen ein, derer ich mich nicht erwehren konnte.
Schritt um Schritt wich ich zurück. Der Colt entfiel meiner
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