GK352 - Miß Zombie
Hannah Hunter, und wo finde ich Rufus?« fragte ich das Schatten wesen erneut.
Plötzlich riß Candice Blagg ihr häßliches Monstermaul auf. Eine dünne schwarze Zunge schoß daraus hervor. Wie eine Peitsche schnellte die Zunge durch die Luft. Ein pfeifendes Geräusch. Dann ein Klatschen. Und gleichzeitig setzte der brennende Schmerz ein, der es mir unmöglich machte, den Colt länger zu hglten.
Die Waffe fiel mir aus der Hand.
Ich sah die Monsterzunge, die sich um mein Handgelenk gewickelt hatte und die diesen furchtbaren brennenden Schmerz auf der Haut auslöste.
Meine rechte Faust zuckte auf den schwarzen, glänzenden Strang zu. Der magische Ring durchtrennte die Zunge des Horror-Wesens. Sobald zwischen dem Schattenwesen und mir keine Verbindung mehr bestand, hörte das schmerzhafte Brennen auf. Leblos fiel das schwarze Ding, das sich um mein Handgelenk geringelt hatte, zu Boden.
Jetzt wollte ich zum Angriff übergehen.
Ich beabsichtigte, Candice Blagg in die Enge zu treiben. Sie durfte keine Möglichkeit mehr haben, mir auszuweichen, und dann wollte ich ihr mit Hilfe meines Ringes all die Informatio neu abpressen, auf die ich angewiesen war.
Doch es sollte anders kommen.
Mein Faustschlag streifte die unheimliche Erscheinung. Ein schrilles Zirpen erklang. Candice taumelte. Sie fiel gegen den eisernen Leib eines Schiffes. Ich wollte sogleich nachsetzen, doch Candice schleuderte mir ihre Krallen entgegen.
Tatsächlich. Sie warf ihre scheußliche Hand nach mir, die sich von ihrem Arm trennte und mir an die Gurgel fuhr. Ich wurde zu Boden gerissen, landete neben meinem Revolver und begriff, daß ich diese Bestie nicht mehr länger schonen durfte.
Sie war drauf und dran, mich umzubringen. Ihre dolchartigen Krallen wollten in meinen Hals stechen. Ich mußte schneller sein, als das passieren konnte. Meine Hand packte den Diamondback.
Candice kicherte gehässig. »Stirb, Ballard, stirb!« schrie sie ununterbrochen. Ich fühlte einen mörderischen Schmerz an meiner Kehle, richtete blitzschnell den Revolver auf die häßliche Erscheinung und zog den Stecher durch.
Die Kugel saß mitten in Candices dämonischem Leben.
Das Geschoß zerschnitt ihren schwarzmagischen Lebensfaden. Sie brach augenblicklich zusammen und löste sich ebenso auf wie Fiona Chipp in der Tiefgarage.
Auch ihre Krallenhand fiel von meiner Kehle ab und wurde zu grauem Staub. Ich atmete erleichtert auf, massierte meinen Hals, wischte mir den Schweiß von der Stirn und murmelte: »Mann, das ist gerade noch mal gutgegangen.«
***
In der Halle des Kurhotels herrschte ein beachtlicher Tumult. Es war inzwischen allen bekannt, daß zwei maskierte Männer zuerst die Wachen vor der Mädchengarderobe und dann die Teilnehmerinnen an der Schönheitskonkurrenz mit Nervengas betäubt hatten.
Was weiter geschehen war, darüber teilten sich die Meinungen. Die einen waren der Auffassung, daß die Gangster nicht nur Hannah Hunter, Candice Blagg und Fiona Chipp, sondern auch William Walinski gekidnappt hatten.
Andere wiederum dementierten das hartnäckig und stellten eine Theorie auf, die ihrem Geschmack eher entsprach.
Fest stand nur, daß. Hannah, Candice, Fiona und William Walinski spurlos verschwunden waren. Ich blieb fünfundvierzig Minuten im Hotel und sprach mit zahlreichen Leuten.
Es gelang mir sogar, mit den Männern zu reden, die von den Kidnappern betäubt worden waren. Doch niemand konnte mir einen Tip geben, wo Hannah und der Miß-Macher zu suchen waren.
Verständlicherweise waren die Mädchen, die an der Schönheitskonkurrenz teilgenommen hatten, vollkommen durcheinander, und es kümmerte sich kaum jemand um sie.
Kopflos versuchte jedes Girl für sich das richtige zu tun, während die Polizei eine Fahndung nach den Verschwundenen anlaufen ließ.
Für mich kristallisierte sich ein bedauerliches Faktum heraus: Ich war in eine Sackgasse geraten. Candice Blagg hatte mich gezwungen, sie zu vernichten, und ich hatte es tun müssen, um mein Leben zu retten, obwohl mir das Schattenwesen noch von Nutzen gewesen wäre.
Sie hätte mir sagen können, wo Hannah und Walinski alias Rufus steckten.
Doch nun hatte ich das Gefühl, vor einer hohen, unüberwindlichen Mauer zu stehen, über die mir niemand hinüberhelfen wollte. Ich mußte aber irgendwie drüberkommen, denn jenseits dieser Mauer befanden sich zwei gefährliche Wesen, die ich zur Hölle schicken mußte, wenn ich verhindern wollte, daß über London eine unheimliche Art des Weltuntergangs
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