GK394 - Der Magma-Mann
der sich die ›Mystiker‹ nennt?«
»Nein. Was ist damit?«
»Ray Buzzell soll ihm angehören.«
»Ist das verboten?«
»Weiß ich noch nicht. Aber ich denke, das wird sich bald herausstellen.« Ich verließ die Reifenfirma und suchte am Abend Ray Buzzell in seiner Wohnung auf.
Der scheinheilige Knabe musterte mich freundlich. »Kann ich etwas für Sie tun?«
Ich lächelte. »Ja. Sie könnten mich reinlassen.« Ich zeigte ihm meine Detektivlizenz und nannte meinen Namen.
»Oh, selbstverständlich«, sagte er und gab die Tür frei. Er führte mich ins Wohnzimmer und bot mir Platz an.
Er ließ die Schultern hängen, bot ein Bild des Jammers. »Arme Shirley. Ich habe sie geliebt. Wir hatten uns nur vorübergehend getrennt. Es sollte nicht für immer sein. Nur um Abstand zu gewinnen von den Dingen, über die wir verschiedener Ansicht waren. Wir führten eine bessere Ehe als viele andere Leute in dieser Stadt. Shirley und ich kamen immer gut miteinander aus. Nur manchmal waren wir nicht einer Meinung, aber wer ist das schon immer?«
Er war blaß, untersetzt, hatte einen muskulösen Nacken und große Fäuste.
»Hat die Polizei mit Ihnen gesprochen?« fragte ich.
»Ich war heute Vormittag beim Yard. Und im Leichenschauhaus. Shirley war nicht wiederzuerkennen. Ich konnte sie kaum identifizieren. Was ist ihr zugestoßen, Mr. Ballard? Die Polizeibeamten wollten es mir nicht sagen. Diese Hitze – auf dem Friedhof. Das war doch unnatürlich.«
»Ihre Frau wurde ermordet, Mr. Buzzell«, sagte ich. Sein scheinheiliges Getue ging mir auf die Nerven. Vielleicht wäre ich darauf hereingefallen, wenn mich Shawn van Dyke nicht vor ihm gewarnt hätte.
»Ermordet«, echote er. »Auf welche Weise?«
»Wissen Sie es nicht?« fragte ich lauernd.
Er blickte mich verblüfft an. »Wie sollte ich?«
»Es gibt jemand, der Sie mit diesem Mord in Zusammenhang bringt, Mr. Buzzell.«
»Mich?« Er lachte nervös. »Das ist doch absurd. Wer hat so etwas behauptet?«
»Ich ziehe es vor, Ihnen darauf keine Antwort zu geben, Mr. Buzzell.«
»Erlauben Sie mir, Sie beschuldigen mich des Mordes an meiner Frau…«
»Ich beschuldige Sie nicht.«
»Ich habe Shirley nichts zuleide getan.«
»Sie nicht. Das war Taras Lord.«
»Wer um alles in der Welt ist das?«
»Vielleicht ein angeheuerter Killer?« erwiderte ich. Ich beobachtete Ray Buzzell genau. Der Mann hatte sich hervorragend unter Kontrolle. Er blinzelte nicht ein einziges Mal zuviel. Er war vollkommen Herr der Lage. Ihn konnte nichts erschüttern und niemand konnte ihn so leicht überfahren. Er war verdammt clever. Aber er hatte etwas mit dem Mord an seiner Frau zu tun, das fühlte ich.
»Ein Killer? Angeheuert von wem?« fragte er mit unschuldiger Miene.
»Wer ist der Nutznießer von Shirley Buzzells Tod?«
»Shirley war keine vermögende Frau, sonst hätte man wirklich mich verdächtigen können, ich hätte sie wegen ihres Geldes….«
»Wollten Sie nicht Ihre Freiheit wiederhaben?«
»Unsinn. Ich hatte die Absicht, mich mit Shirley auszusöhnen. Ich wollte mit ihr zusammenbleiben. Wenn sie die Scheidung gewollt hätte, wäre ich daran seelisch zerbrochen.«
»Ein Glück, daß sie das nicht getan hat«, sagte ich sarkastisch.
Ray Buzzell blickte mich ernst an. »Mr. Ballard, ich habe einen schweren Verlust zu tragen. Warum machen Sie alles noch schlimmer, indem Sie so mit mir reden?«
»Verzeihung. Ich wußte nicht, daß Sie so sensibel sind.«
»Ich kann nichts dafür.«
»Ich fürchte, ich hatte ein ganz falsches Bild von Ihnen, als ich hierherkam.«
»Dann bin ich froh, daß Sie jetzt Gelegenheit haben, Ihre Meinung über mich zu revidieren«, sagte Buzzell.
»Ich habe gehört, Sie sind Mitglied eines Vereins, der sich die ›Mystiker‹ nennt.«
Buzzell nickte. »Auf diese Mitgliedschaft bin ich stolz.«
»Was ist das für ein Verein?«
Buzzell zuckte mit den Schultern. »Da treffen sich Gleichgesinnte zu einem Gedankenaustausch…«
»Kann jeder Mitglied werden?«
Buzzell blickte mich an. »Hätten Sie Interesse? Ich könnte Sie einführen.«
»Wunderbar«, sagte ich begeistert. Ich konnte meine Neugier kaum noch bezähmen. Ein Verein, der das Böse verherrlicht, den Teufel anbetet und dergleichen mehr tut, mußte mich zwangsläufig interessieren. Ich war davon überzeugt, daß von dort dieser Magma-Mann kam, der Shirley Buzzell ermordet und meinen Freund Lance Selby beinahe umgebracht hätte.
Tony Ballard, der Dämonenhasser, Mitglied der
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