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GK446 - Der Geisterhenker

GK446 - Der Geisterhenker

Titel: GK446 - Der Geisterhenker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Fuchert getan hatte. Ich weiß das aus Erfahrung. Manche Polizeibeamte kriegen Magengeschwüre, wenn sie mit einem »Schnüffler« Zusammenarbeiten sollen.
    Ich trat aus dem Polizeigebäude und winkte einem Taxi. Dem Fahrer nannte ich Oliver Kirstens Adresse. Als das Taxi losfuhr, ahnte ich nicht, was für eine unliebsame Überraschung am Ziel der Fahrt auf mich wartete.
    ***
    Das tierhafte Knurren riß Torsten Klenke jäh herum. Er sah als erstes ein gelb leuchtendes Augenpaar, und dann nahm er die gesamte gedrungene Gestalt wahr. Sie war mehr breit als hoch, hatte kurze Arme und kurze Beine, war eine abscheuliche Mißgeburt mit einem riesigen Schädel auf den fleischigen Schultern. Das Gesicht war aufgedunsen. Gelbliche Zähne schimmerten in einem geifernden Mund, dessen Lippen feucht und wulstig waren.
    Torstens Herz übersprang bei diesem Anblick einen Schlag.
    Was war das?
    Ein Mensch?
    Ein Tier?
    Das Wesen schleppte sich auf den Jungen zu. Es nahm keine feindselige Haltung ein. Im Gegenteil. Es schien auf Hilfe zu hoffen, und Torsten stellte fest, daß sein Gegenüber einen dicken Eisenring um den Hals trug, an dem ein widerstandsfähiges Seil hing, das hoch oben an der Wand an einen Haken geknotet war.
    Ein Gefangener! schoß es Torsten Klenke durch den Kopf. Er wird dir nichts tun.
    Das gedrungene Wesen hob Torsten zwei schwielige Hände entgegen.
    »Sind Sie auch ein Gefangener des Geisterhenkers?« fragte Torsten flüsternd.
    Der Gedrungene grunzte wie ein Tier.
    »Können Sie mich verstehen?« fragte Torsten.
    Wieder nur dieses Grunzen.
    »Wie ist Ihr Name?«
    Grunzen.
    »Ich heiße Torsten Klenke. Wie heißen Sie?«
    Grunzen. Die Laute, die das Wesen hervorstieß, hörten sich nicht immer gleich an. Torsten Klenke vermutete, daß der Gedrungene ihm etwas mitteilen wollte, es aber nicht herausbrachte. Und plötzlich kam Torsten eine andere Idee. Vielleicht war dieses Wesen kein geistesgestörter Mensch, sondern eine Person aus einer anderen Welt, die von den Höllenschergen hierher in das Land der ewigen Finsternis verschleppt worden war, wie sie es mit ihm, Torsten, gemacht hatten.
    Ein Wesen aus einer anderen Welt.
    Diese Idee faszinierte Torsten.
    Gab es eine Möglichkeit, sich mit dem Fremden zu verständigen?
    Torsten versuchte es mit primitiven Handzeichen. Er wollte dem Gedrungenen klarmachen, daß er auch ein Gefangener war, daß er gerade im Begriff war, zu fliehen und daß er ihn mitnehmen würde, wenn er wollte.
    Der Fremde verstand nichts von alldem.
    Torsten kletterte an der Mauer hoch und band das Seil los.
    Sofort ließ das Wesen ein erfreutes Grunzen hören.
    »Kennst du einen Weg, der hier rausführt?« fragte Torsten hoffend. »Wenn ja, dann zeig ihn mir!«
    Diesmal schien es, als hätte der Gedrungene verstanden. Er watschelte auf die Tür zu. Torsten hatte sie vorhin nicht aufgekriegt, weil sie klemmte. Mit vereinten Kräften schafften sie es nun, die Tür zu öffnen. Der Kleine rollte mit den gelben Augen. Womit mochte er sich wohl den Unmut des Geisterhenkers zugezogen haben?
    Irgendwo hallten Schritte auf.
    Das Wesen knurrte und verzerrte sein aufgedunsenes Gesicht. Es rührte sich nicht von der Stelle. Torsten wartete ebenfalls. Er hielt den Strick in seiner rechten Hand. Es sah aus, als würde er den Gedrungenen an der Leine führen. Sobald die Schritte verstummten, setzte sich das schwerfällige Wesen in Bewegung. Sie konnten nicht miteinander reden, aber Torsten spürte, daß sie beide so etwas wie dieselbe Wellenlänge hatten. Sie waren Wesen aus verschiedenen Welten, gefangen im Land der ewigen Finsternis. Das schmiedete sie zusammen. Die Gefahr machte sie zu Partnern.
    Ab und zu grunzte der Gedrungene, als wollte er Torsten etwas mitteilen. Zielstrebig wackelte der Kleine auf eine Treppe zu.
    Torsten folgte ihm in blindem Vertrauen. Wenn er zu dem Gedrungenen redete, nannte er ihn Gnom, und schon bald hörte der Kleine auf diesen Namen. Wenn Torsten »Gnom« sagte, dann schaute das Wesen ihn an.
    Kalte Steinstufen stiegen sie hinauf. »Bist du sicher, daß das der Weg in die Freiheit ist, Gnom?« fragte Torsten Klenke.
    Der Kleine grunzte unterdrückt.
    Nachdem sie die Treppe hinter sich hatten, lag wieder ein Gang vor ihnen. In einem Raum, dessen Tür offenstand, hielt sich jemand auf. Torsten und der Gnom hörten die Geräusche, die der Mann verursachte. Der Kleine wurde unruhig. Er blieb nicht stehen, sondern ging schneller, zerrte am Seil, und als Torsten ihn nicht gleich

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