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Glaesener Helga

Glaesener Helga

Titel: Glaesener Helga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfe im Olivenhain
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Hunden ins Maul geschaut und war nun so zufrieden wie ein Murmeltier.
Wenig später betraten die Herren das Zimmer. Cecilia hatte keine Ahnung, wie sie sich den Mann vorgestellt hatte, der eine vornehme Dame bezaubert und Francesca mit einer Peitsche über die Pferdeweide gejagt hatte. Aber sicher nicht wie das Männchen, das sich jetzt unhöflich vor Rossi durch die Tür drängelte. In dem roten Gesicht mit der unreinen Haut saß eine Höckernase, er war elegant, wenn auch überkorrekt gekleidet – er erinnerte sie an die Karikatur eines Kanonikers, die eine Zeit lang durch die Gazzetta Toscana gegeistert war. Seine Haare waren dünn und ergraut, die wenigen Strähnen verschwanden im Samtbeutel, wo sie mächtig Luft besaßen. Er besaß schöne Waden, das musste man ihm zugestehen. Und einen muskulösen Körper, der sich unter der engen Hose und dem Justaucorps abzeichnete wie Rubinos Muskeln unter dem Fell. Aber gelbe Augäpfel. Die Galle? Soll er daran verrotten, wünschte ihm Cecilia, die an Francesca dachte, im Stillen.
Feretti eilte zu seiner Frau. »Sie belästigen dich? Das wird nicht wieder vorkommen, Täubchen … Ich hab dem Giudice die Meinung geblasen, ihm gesagt, was ich davon halte, wenn man meine Familie …« Seine Frau legte ihm zärtlich die Hand auf den Unterarm.
»Würde ich mir an so was wie Mario die Finger schmutzig machen? Verrückt. Sie sind völlig verrückt, Liebling. Du weißt ja, wie ich zu dem Kerl gestanden habe …«
Cecilia erhob sich. Sie sah das Interesse in Rossis Augen. Was dachte er? Dass Signore Feretti gerade versuchte, seiner Frau etwas klarzumachen? Cecilia musterte die Signora verstohlen und wunderte sich über den weichen Ausdruck auf ihrem Gesicht.
»Komm, mein Täubchen, denk dran, was der Dottore gesagt hat. Du sollst dich nicht anstrengen.« Feretti drängte seine Frau zu einem Stuhl und nötigte sie, sich zu setzen. »Ich habe keine Ahnung, wo ich war, als Mario starb. Führe ich ein Tagebuch über meine Schritte? Ich war hier zu Hause, nicht wahr? Trink was, Engelchen …«
Er nahm das Glas, von dem Cecilia sich wieder getrennt hatte, und drückte es seiner Frau in die Hand.
»Es handelt sich um den 16. Januar, Signora Feretti, auf den Tag genau vor einer Woche«, erklärte Rossi. »Es wäre hilfreich, wenn Sie sich erinnerten.«
»Ich führe ebenfalls kein Tagebuch.«
»Hach!«, platzte Feretti stolz heraus. Er tätschelte die freie Hand seiner Frau. »Sie sehen, wir können Ihnen nichts sagen. Ich begleite Sie hinaus. Signora Feretti ist krank. Sie verträgt keine Unruhe.«
Im Hof kam er zur Sache.
»Secci war hier, am Samstagabend. Hat sich den Mund in Fransen geredet, und musste er auch, denn ich war ganz schön wütend auf dieses hysterische Weibsbild, das kann ich wohl sagen. Aber weil er ein respektabler Mann ist, hab ich mir die Sache durch den Kopf gehen lassen. Ich werde also nicht wegen Francesca zu Lupori gehen. Dann erwarte ich aber, dass Sie auf meine Frau ebenfalls Rücksicht nehmen. Signora Feretti ist krank – hab ich schon gesagt. Sie soll sich auf keinen Fall wegen irgendwas aufregen. Ist Gift für sie. Lassen Sie sie also in Ruhe. Und mich auch. Sind wir uns da einig?«
Rossi studierte den Neptun am Tor.
Tut mir leid, dachte Cecilia und fühlte sich grässlich. Verstehen Sie , Feretti , ich war es , die Signore Secci mit dem Geld auf den Weg geschickt hat . Rossi hatte damit nichts zu tun . Unmöglich, das zu sagen. Jedes Wort hätte die Sache nur noch schlimmer gemacht.
Ihr fiel auf, dass die Hunde, jetzt, als Feretti im Hof stand, nicht bellten. Die Schwarze schaute zu ihr hinüber.
»Sergio«, sagte Rossi, »es gibt da etwas, was du nicht verstehst. Das Recht ist kein Handelsgut und ein Richter kein Krämer. Man kann mit ihm also keine Verträge abschließen. Wenn du Mario umgebracht hast, und ich kann es dir nachweisen, bist du dran. Und wenn nicht, hast du nichts zu befürchten.«
Er lauschte seinen eigenen Worten nach und nickte. Dann gingen sie.
»Du bist schon ein Karnickel«, meinte Rossi, als sie den Hof im Rücken hatten. »Der Köter hat nicht einmal versucht, nach dir zu schnappen. Er ist nur an dir hochgesprungen.«
Und du hast das Messer gezogen, dachte Cecilia mit Wärme. Das Wetter hatte sich wieder verschlechtert. Schneeflocken tanzten durch die Luft, aber sie blieben nicht liegen, sondern tauten sofort wieder weg.
Versöhnlich gab sie ihre Meinung zu den Ferettis kund: »Ich glaube, Francesca hat sich die Sache mit Feretti und

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