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Glaesener Helga

Glaesener Helga

Titel: Glaesener Helga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfe im Olivenhain
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Marzia aus den Fingern gesogen. Feretti liebt sein Weib und umgekehrt ist es ebenso – das sieht man.«
»Sieht man das?«
»Hast du nicht seine Besorgnis bemerkt? Und sie hat sich auf seine Seite geschlagen, was den vergangenen Montag angeht. Das ist doch Liebe. Was rede ich: Sie brauchten gar nichts zu sagen. Man konnte es spüren .«
Rossi lachte. »Während wir geplaudert haben, hat Marzia sich im Pferdestall die Wäsche gerichtet.«
»Bitte?«
»Ich habe die Gelegenheit genutzt und geschnüffelt, während die Signora dich mit Riechsalz versorgte. Feretti kam aus dem Stall. Er war schief geknöpft und fummelte an seiner Hose, und hinter dem dreckigen Fenster strahlten die blausten Augen der Welt.«
Einen Moment war Cecilia sprachlos. »Wie kann er dann so tun …«
»Ich glaube nicht, dass er so tut.«
Sie dachte an den Uringeruch im Boudoir von Signora Feretti und daran, dass das Eheleben der Ferettis womöglich komplizierter ablief, als sie es aus den entsprechenden Romanen kannte. Was ihrer Abneigung gegen Sergio Feretti keinen Abbruch tat. Er hatte Francesca mit der Peitsche über die Wiese gejagt. Und auch sonst mochte sie ihn nicht leiden.
»Signora Feretti hatte keine Ahnung, wo ihr Mann zu der Zeit steckte, als Mario umgebracht wurde. Oder doch?«
Rossi zuckte mit den Schultern.
»Was war mit den Hunden? Passte ein Gebiss?«
»Die Hunde, Cousine Cecilia, haben ihre Zahnlücken an allen möglichen Stellen, aber keiner dort, wo sie sich nach Marios Wunden befinden müsste. Der Mörder, den man identifizieren könnte, befand sich jedenfalls nicht im Zwinger. Natürlich wissen wir nicht, ob wir tatsächlich alle Hunde zu sehen bekamen.« Rossi blies eine Schneeflocke von seinem Handrücken.
»Wird Feretti jetzt bei Lupori Anzeige erstatten?«
»Ich schätze, er wird abwarten, was geschieht.«
»Dass Lupori aber auch so ein … Mistkerl ist.«
»Es sind die Fischer.«
Fragend blickte sie ihn an.
»Sie haben einen Aufstand gemacht, vor zwei Jahren, als der Damm bei Ponte a Cappiano gesprengt wurde. Dieser Damm hatte den Abfluss des FucecchioSumpf gestaut und die Teiche erhalten. Sie haben einen Lastkahn versenkt, mit dem Pumpenteile herangeschafft wurden, und einen von Brandis Ingenieuren verprügelt. Als der Ärger nach Florenz drang, bekam Lupori ein unfreundliches Schreiben aus der Hauptstadt. Daher sein Hass auf die Fischer.«
»Und aus diesem Grund weigert er sich, den Mord zu untersuchen? Weil die Fischer ihn in ein schlechtes Licht gesetzt haben?«
»Lupori eben.«
Sie sagten beide kein Wort mehr, bis sie die Stadt und den Marktplatz erreichten. Dort stand, mit den Händen in den Taschen, ein unglücklicher Goffredo und blickte zum Himmel hinauf, als könnte er auf diese Weise den Sonnenschein herbeizaubern, der die Montecatinier wieder in sein Kaffeehaus locken würde. Bei diesem Wetter blieben alle zu Hause. Sie waren Italiener, sie hielten nichts davon, sich der Witterung auszusetzen.
Als Cecilia und ihr Begleiter den verlotterten Vorgarten betraten, flog die Tür auf, und Dina stürzte heraus. »Ein Brief!«, rief sie und wedelte mit einem Billett, auf dem ein großes, rotes Siegel prangte. »Aus Marliana. Vom Kloster. Ich glaub, ich soll kommen!«
    5. Kapitel
    F ür das Kloster würde Dina Kleider brauchen. Und um die zu kaufen, benötigte Cecilia Geld. Sie hasste es, zu Rossi zu gehen. Ich weiß , ich habe deine Börse schon über Gebühr strapaziert , und das mit Francesca und F eretti tut mir wirklich leid … Skid!
    Aber wie immer hörte er ihr auch dieses Mal kaum zu, als er merkte, worauf sie hinauswollte. »Du hast doch eine Verfügung über mein Konto.«
    »Da es sich aber möglicherweise um eine größere Summe … Rossi, bist du bei Verstand? Du musst doch wissen, was ich damit anstelle. Was, wenn ich mit deinem Geld durchbrenne?«
    Er brach in Gelächter aus.
    »Gibt es irgendeine Grenze …? Was ist so komisch?« Zum Teufel mit seinem Gelächter.
Cecilia ging hinauf zum Bankhaus Secci und bediente sich reichlich. Sie kaufte für Dina Pantöffelchen – lauf nicht barfuß , mein Schatz , Klöster haben kalte Fliesen – , sie kaufte einen Muff und einen warmen, wollenen Umhang mit Kapuze – in jeder Kirche zieht es , Engelchen , sei nicht leichtsinnig , sie kaufte ein in Leder gebundenes Gebetbüchlein, damit niemand auf den Gedanken kam, Giudice Rossis Tochter wäre anders als in frömmster Andacht aufgewachsen …
Letzteres war ihr ein besonderes Anliegen. Sie war sicher, jeder im

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