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GLÄSERN (German Edition)

GLÄSERN (German Edition)

Titel: GLÄSERN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Walter
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übergeben angesichts meiner offensichtlichen Ergebenheit. Dennoch, ich liebte meine Lady, sobald sie sich mir auch nur näherte.
    So saßen wir bald unangenehm schweigend an der langen Tafel im Speisesaal. Sogar ich war eingeladen, der Gesellschaft am Tisch beizuwohnen, statt wie üblich mit den anderen Bediensteten in der Küche zu speisen. Ich war sehr stolz und auch ebenso unsicher; vor allem in jenen Momenten, in denen Duncan oder einer der Diener, die in meiner Abwesenheit eingestellt worden waren, servierten. Es war kühl in dem Salon, trotz des brennenden Kamins. Nur wenige dunkelrote Kerzen beleuchteten das Mahl indirekt. Zugegebenermaßen war es ein wenig schauerlich. Beinahe schien es, die Abendgesellschaft sollte es nicht allzu lauschig haben. Lady Amaranth saß am Kopfende, zu ihrer Rechten ihre Tochter. Der Platz zu ihrer Linken war unbesetzt, denn der Jäger hatte sich kurz zuvor für einen Moment entschuldigen lassen. Ich selbst saß ein wenig unterhalb zu ihrer Linken. Wir aßen jeder für sich. Nur einmal erkundigte sich meine Lady offiziell nach dem Verbleib des Lords.
    »Tot!«, antwortete ich knapp, als Eirwyn schwieg.
    »Ah.«
    Sie nickte, und widmete sich wieder dem Spanferkel auf ihrem Teller.
    Mit einem Mal wurde die Tür schwungvoll geöffnet. Kieran stürzte langen Schrittes mit wehendem Haar herein und nahm polternd zwischen mir und der Lady Platz. Die Grafentochter lächelte verschmitzt, als er ihr verwegen zuzwinkerte.
    »Georgina, entschuldigen Sie meine Verzögerung«, meinte er knapp, ohne sie direkt anzusehen, und ich erschauerte ob dieser Unverfrorenheit.
    »Ich bin entzückt«, warf Lady Amaranth frostig ein und ignorierte seine unhöfliche Ansprache.
    Eirwyn hob den Blick und sah ihre Mutter abwartend an, ohne das Besteck niederzulegen. Die Lady hielt dem herausfordernden Blick ihrer Tochter souverän stand und sprach den Jäger an, ohne ihn der kleinsten Aufmerksamkeit zu würdigen: »Und, wie haben Sie die letzten Wochen verbracht? In allerlei Gehölz zwischen Räuberpack und in verlotterten Gasthäusern zwischen Huren?«, fragte sie mit leichtem Singsang in der Stimme.
    »Das Übliche – Jagen, Überleben, Grafentöchter vor den Krallen ihrer eifersüchtigen, giftmischenden, alternden Mutter beschützen«, meinte er lapidar.
    Ich bemerkte entsetzt, dass über die Finger der Lady eine dicke Spinne kroch. Sie zuckte leicht mit einem Finger und die Spinne rollte ihre Beine reflexartig zusammen. Ich beobachtete, wie meine Herrin den feisten schwarzen Körper neckisch wie eine Münze über ihre Knöchel rollen ließ. Dabei kicherte sie und das Geräusch ging mir sprichwörtlich durch Mark und Bein, wie man so schön sagte.
    Eirwyn lehnte sich ihr entgegen und ihre Finger umschlossen das Besteck so fest, dass ihre Adern dick hervortraten. »Warum verschwindest du nicht einfach?«, zischte sie ihre Mutter an, die sich nun wieder seelenruhig dem zarten blutigen Fleisch auf ihrem Teller widmete.
    »Das wäre doch ein wenig zu einfach, oder?« Sie hob den Blick und taxierte ihre Tochter abschätzig und – amüsiert.
    Eirwyn starrte zurück und war, um ehrlich zu sein, nicht die schlechteste Schülerin gewesen. Währenddessen war selbst Kieran etwas nervös geworden und bemühte sich um eine ruhige Hand. Die Uhr auf einem kleinen Beistelltischchen tickte so laut, dass es beinahe schien, als würde sie absichtlich die abwartende Ruhe stören. Dennoch gelang es ihr nicht, die Feindseligkeit durch ihre alltägliche Aufgabe zu verjagen. Ansonsten war es totenstill und es schien, als ruhte die Zeit. Auch kam keiner der Servants herein, noch raschelte der Efeu vor dem Fenster am Glas, wie er es sonst getan hatte. Als meine Lady keine Anstalten machte, den eisigen Blick von ihrer Tochter abzuwenden, legte Kieran plötzlich betont laut sein Besteck zur Seite.
    »Würde es Sie stören, wenn ich in Ihrer Gegenwart rauche?«, wandte er sich an Lady Amaranth.
    »Das kann ich Ihnen nicht beantworten«, sagte sie kühl und wandte sich ihm langsam zu, wie eine mechanische Puppe, die man längere Zeit nicht mehr aufgezogen hatte. »Bisher hat es niemand gewagt.«
    Eirwyn sah sie unverwandt an. Dann öffnete sie den Mund. »Wir werden heiraten.«
    In ihrem Gesicht war keine Regung zu sehen. Mir blieb vor Schreck die halbe Sau im Halse stecken, sodass ich hektisch hustete und keuchte, mir mit der Faust auf die Brust schlug. Kieran griff mir dabei allzu hilfsbereit unter die Arme und hieb mir fest auf den

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