Glamorous Love - vollkommenes Glück
Gitarre klimperte. Sie fielen mir nicht ein, also machte ich auf Englisch weiter: „Are you ready fort the next song?“
Die Fans brüllten zusammen: „Yeahhh!“, als hätten sie sich abgesprochen. Ich freute mich über das mitgerissene Publikum und sang mich von einem Song zum nächsten.
Das Oberhemd hatte ich län gst abgelegt und nach hinten geschmissen. Ich warf generell keine Klamotten ins Publikum, um zu verhindern, dass es zu Rangeleien kam. Das türkisblaue Shirt machte durch den Schweiß einen fahlen, grauen Eindruck. Mein Körper war nass und die Schweißperlen rannen über meine Stirn ins Gesicht. Keine schöne Angelegenheit, darum zog ich mich während eines Konzertes bis zu dreimal um. So auch jetzt. Wir waren in der Endphase, alles lief bisher komplikationslos. Das Stadion war dunkel und die ersten Menschen schrien nach einer Zugabe.
Ich stürzte mir fast einen ganzen Liter Wasser auf einmal hinunter, bevor es mit einem frischen Shirt wieder raus auf die Bühne ging. Das gesamte Stadion leuchtete in einem grellen Blau. Blaue Laser zerschnitten das Licht und so wirkte das Stadioninnere wie ein großer Diamant. Durch das Tanzen der Leuchtdioden sah es tatsächlich so aus, als würde die Arena glitzern. Der Anblick war überwältigend. Das musste ich laut über das Mikrofon bekunden: „It looks amazing, thank you for coming! Danke, Hannover!“
Das letzte Lied war ein von mir selbst geschriebenes Stück, einer der Songs, die ich am liebsten sang. Darin hatte ich all meine Emotionen gepackt. Der Text handelte von meinen Gefühlen. Zu gerne hätte ich es für Juno gesungen, in Gedanken tat ich es auch!
Die Menschen applaudierten und von den Rängen gab es standing ovations. Als endgültig Schluss war, wurde Vogelgezwitscher eingespielt. Das Licht ging aus und d iesmal blieb es aus.
Backstage fie len wir uns alle in die Arme.
John meinte: „Jungs, mein Gebet hat doch was gebracht!“ E r grinste bis über beide Ohren.
Martin, unser Schlagzeuger, war völlig außer Atem. Das viele Getrommel war körperliche Schwerstarbeit. Trotz allem witzelte er: „Mensch, John, hast du je bezweifelt, dass wir an deine Gebete glauben?“
Ich musste mich erst mal setzten und tief einatmen. Wir alle waren komplett durch.
„Alles großartig gelaufen, Jungs! Lasst uns ins Hotel fahren und uns frisch machen, bevor der Andrang d raußen zu groß wird“, bat ich.
Unser heutiges Konzert verlief ohne Zwischenfälle. Das war nicht selbstverständlich. Früher gab es Situationen, wo mir einfach die Stimme versagte. Heutzutage hatte ich das zum Glück im Griff. Mittlerweile waren wir zu einem gut organisierten Team zusammengewachsen und technisch bestens ausgerüstet.
Ohne weitere Zeit zu verlieren, verschwanden wir im Auto. George schien noch immer total aufgedreht von der Show. Er genoss es jedes Mal aufs Neue, uns auf der Bühne zu sehen. Ich hatte manchmal den Eindruck, dass er Spaß daran hatte, in diesen Situationen seine eiserne Disz iplin ein wenig auszublenden.
Der Weg führte nach einer kurzen Dusche direkt in die Hotelbar. Wir fingen an, auf den gelungenen Abend anzustoßen. Die Jungs der Vorband warteten bereits und waren immer noch völlig aufgekratzt. Wir begrüßten uns per Handschlag und nahmen an der Theke Platz.
„ So eine geile Scheiße! Ich hab immer noch Gänsehaut von eurer Show“, meinte der Sänger der deutschen Band.
Ich musste lachen. „ So soll es sein, ich hoffe, dass dich unser Konzert bei Laune hält, was das Musikmachen angeht!“
„Davon kannst du ausgehen“, antwortete er und strich sich du rch das wuschelige braune Haar.
Schnell drifteten die Gespräche von der Arbeit ins Alberne. Es gab eine Menge zu lachen unter uns Männern. Auch ohne Frauen war die Stimmung gut. Zu fortgeschrittener Stunde überkam mich die Müdigkeit. Es war schon weit nach Mitternacht. Verdammt, ich hatte es verpasst! Ich wollte auf jeden Fall noch bei Juno anrufen. Gary war schon im Zimmer und ich verabschiedete mich jetzt auch. Allerdings blieb ich nicht oben, sondern zog mir ein dunkles Shirt an und setzte mir ein Basecap auf den Kopf. Darüber schob ich die Kapuze, die zum Pullover gehörte, und hoffte, dass die Straßen in Hannover nicht mehr voll waren. Ich ging zur Hintertür hinaus und kam direkt an einem kleinen Wäldchen heraus. Das war gut, es war dunkel, ruhig und es gab kaum eine Menschenseele, die sich hierher verirrt hatte.
Die Nummer von Juno kannte ich auswendig. Ich drückte die
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