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Glanz

Glanz

Titel: Glanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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sofort wissen. Sie würden ihre Pläne ändern und mich auf andere, vielleicht weniger subtile Art umbringen. Ein unvorhergesehener Zwischenfall, aber kein ernstes Problem für Menschen, die den Tod von unschuldigen Kindern für ihre perversen Experimente in Kauf nahmen.
    Am besten blieb ich hier auf dem Highway zwischen den vielen unbeteiligten Menschen, die zusammen mit mir nach Südwesten fuhren. Mein einziger Vorteil war, dass ich nun wusste, was sie vorhatten – ein Umstand, den sie nicht kannten, solange ich mich weiterhin so verhielt, wie sie es erwarteten. Vielleicht konnte ich die Falle, die sie mir gestellt hatten, rechtzeitig erkennen, ihr ausweichen und den Überraschungseffekt nutzen, um ihnen zu entkommen.
    Der Morgen graute. Nervös beobachtete ich die Scheinwerfer der Wagen im Rückspiegel. Wann immer ich absichtlich langsam fuhr, überholten mich die Autos hinter mir. Dennoch war ich sicher, dass sie mir folgten.
    Plötzlich klingelte mein Handy, das ich auf den Beifahrersitz gelegt hatte. Ich tastete danach, doch ich war so nervös, dass es mir aus der Hand glitt und unter den Sitz rutschte.
    Ich bremste scharf, was den Fahrer hinter mir zu einem empörten Hupen veranlasste, und fuhr an den Straßenrand.
    Immer noch klingelte es. Ich betete, dass Emily nicht auflegen würde, bis ich das Handy fand.
    Endlich hielt ich es in der Hand und nahm das Gespräch an. »Demmet?«
    Es schien niemand am Apparat zu sein. Ein leises Rauschen, ein regelmäßiges Piepen im Hintergrund.
    »Hallo? Emily, bist du das?«
    Keine Antwort.
    Was sollte das? War sie irgendwie zufällig auf die Anruftaste ihres Handys geraten? Oder hatte sie meine Nummer heimlich gewählt und konnte nicht sprechen?
    Ich lauschte konzentriert. Aber da waren nur dieses gleichmäßige Rauschen und Piepen. Es klang wie die Überwachungsgeräte, die neben Erics Bett gestanden hatten. War Emily im Krankenhaus?
    »Emily!«, rief ich. »Kannst du mich hören?«
    Ein Geräusch erklang, ein heiseres Krächzen.
    »Hallo? Ich kann dich nicht verstehen!«
    Das Geräusch wurde lauter, und jetzt erkannte ich, dass es kein menschlicher Laut war. Es war eindeutig die kalte Stimme einer Krähe. Sie krächzte ein paar Mal unmittelbar neben dem Telefon, als wolle sie mir etwas mitteilen. Dann hörte ich das Flattern von Flügeln und danach wieder nur Rauschen und Piepen.
    Ich beendete die Verbindung und rief die Liste der eingegangenen Anrufe auf. Als das Handy geklingelt hatte, war ich sicher gewesen, dass nur Emily mich um diese Zeit anrufen konnte, aber offensichtlich hatte ich mich getäuscht.
    Ich sah die Nummer des Anrufers, von dem das letzte Gespräch kam. Es war nicht Emilys Nummer. Es war meine eigene.
    Wie ich befürchtet hatte, waren meine Verfolger offensichtlich in der Lage, das Handynetz zu manipulieren. Tränen der Wut traten in meine Augen. Diese Schweine! Mit ihren Psychotricks versuchten sie, mich mürbe zu machen, meine Selbstzweifel zu schüren, damit ich im entscheidenden Moment nicht Herr meiner Sinne war und so reagierte, wie sie es beabsichtigten. Aber so leicht würden sie mich nicht kleinkriegen!
    Erfüllt von umso größerer Entschlossenheit fuhr ich weiter.
    Ein paar Kilometer hinter Worcester dirigierte mich das Navigationssystem auf die Interstate 84 Richtung Süden. Kurz darauf geriet ich in einen Stau, was zu dieser frühen Stunde ungewöhnlich war. Meine Nackenhaare stellten sich auf. Ich schaltete das Radio ein und erfuhr, dass die Interstate aufgrund eines LKW-Unfalls in Richtung Süden voll gesperrt war. Der Verkehr werde über eine Umleitungsstrecke abgeleitet. Ich folgte der langen Kolonne im Schritttempo von der Autobahn fahrender Autos.
    Hinter der Ausfahrt hielt ein Polizist auf dem Motorrad das Fahrzeug unmittelbar vor mir an. Er bedeutete ihm, nicht den anderen Fahrzeugen weiter geradeaus zu folgen, sondern rechts Richtung Norden abzubiegen. Der Fahrer gehorchte.
    Der Polizist machte mir ein Zeichen, dem Wagen vor mir zu folgen, doch ich hielt an. »Was ist denn los, Officer?«
    »Die Umleitungsstrecke über den Highway 171 ist überlastet. Bitte folgen Sie der Straße Richtung Norden, bis Sie Hinweisschilder zum Highway 19 sehen. Dem folgen Sie dann nach Süden bis Stafford Springs, dann geht’s über den 32er wieder auf die Interstate.«
    Es blieb mir nichts anderes übrig, als der Aufforderung Folge zu leisten. Mit einem mulmigen Gefühl folgte ich der kleinen Landstraße nach Norden. Der Wagen vor mir war

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