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Glanz

Glanz

Titel: Glanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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Wenn dieser Junge, der da angeblich aus dem Krankenhaus entführt wurde, wieder dorthin zurückgebracht wird, dann wird er wahrscheinlich sterben! Die Mutter des Jungen ist kein bisschen verrückt, und sie steht unter meinem persönlichen Schutz. Du wirst jetzt in dein gemütliches Sheriffsbüro fahren und vergessen, dass du diesen Wagen da draußen gesehen hast! Verstanden?«
    Einen Moment schwieg der Polizist. »Okay, Mrs. Derringer«, sagte er schließlich.
    Erst jetzt merkte ich, dass ich den Atem angehalten hatte.
    »Vertrau mir, Sammy«, sagte Tante Jo. »Es ist richtig so.«
    »Ja, Mrs. Derringer. Entschuldigen Sie die Störung. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht, Officer Johnson.«
    |270| Tante Jo schloss die Tür. Sie wandte sich um und blickte mich über den schmalen Flur hinweg an. »Er wird wiederkommen«, sagte sie. »Und er wird nicht allein sein. Sammy ist kein schlechter Kerl. Er tut, was man ihm sagt. Aber er ist nicht gut darin, den Mund zu halten. Ihr müsst so schnell wie möglich weg von hier!«
    Ich nickte und ging zurück ins Zimmer. Ich rüttelte Emily an der Schulter. »Wach auf!«
    Sie öffnete die Augen und blinzelte verwirrt. »Was ist denn los?«
    »Wir müssen verschwinden. Dr. Ignacius hat eine richterliche Anordnung erwirkt und uns die Bullen auf den Hals gehetzt, wie wir es befürchtet hatten. Ein Polizist hat deinen Wagen erkannt. Tante Jo hat ihn abgewimmelt, aber er wird wiederkommen, sagt sie.«
    Emily stand auf. »Okay. Aber wohin sollen wir jetzt fahren? Wenn die Polizei das Kennzeichen unseres Wagens hat, werden sie uns früher oder später erwischen.«
    Ich konnte nur mit den Schultern zucken.
    In diesem Moment betrat Tante Jos Sohn George das Zimmer. Er wirkte entspannt, als sei es etwas ganz Normales, dass mitten in der Nacht ein Polizist vor der Haustür stand. »Guten Morgen, Ladys. Meine Mutter sagte, ich soll euch helfen, euch vor der Polizei zu verstecken.« Er grinste schief. »Nicht, dass ich das häufiger mache – eigentlich haben wir hier ein gutes Verhältnis zum Sheriff in Huntingdon. Aber dies ist wohl eine besondere Situation, und wenn meine Mutter so was sagt, dann hat sie in aller Regel recht.«
    »Wir können nicht länger in Steephill bleiben«, sagte Emily. »Wenn wir es über die Staatsgrenze nach Ohio schaffen …«
    »Das könnt ihr vergessen«, erwiderte George. »Die |271| Polizei überwacht garantiert die Grenzen, und auch die wichtigen Ausfallstraßen aus der Gegend.«
    »Wenn wir ein anderes Auto nehmen …«
    »Die sind nicht blöd. Sam kennt meinen Pick-up, und ich wüsste nicht, wo wir um diese Zeit ein unverdächtiges Auto herkriegen sollten. Nein, ihr müsst vorläufig hier in der Nähe bleiben. Wir können nur hoffen, dass sie die Suche irgendwann aufgeben, wenn sie euch nicht gleich finden.«
    »Ich verstehe nicht, warum die diesen ganzen Aufwand treiben, nur, weil ich meinen Sohn aus dem Krankenhaus geholt habe«, sagte ich.
    »Ich kenne die Bullen. Wenn deren Apparat einmal in Bewegung gekommen ist, dann ist er nicht mehr zu stoppen, bis sie euch haben oder irgendwann ein Verwaltungsbeamter mitkriegt, dass hier wieder mal Steuergelder sinnlos verpulvert werden. Jetzt kommt. Wir legen Eric auf die Ladefläche meines Pick-ups. Maria, du nimmst den Ford und fährst mir nach. Okay?«
    »Wohin bringen Sie uns?«, fragte ich.
    »Es gibt hier in der Nähe einen Stausee, den Raystown Lake. Er wurde in den siebziger Jahren gebaut, um die Wasser- und Elektrizitätsversorgung in der Gegend zu verbessern. Eigentlich sollte er auch eine Touristenattraktion werden, aber das Gelände rund um den See gehört immer noch dem Ingenieurscorps der U.S. Army. Es ist zu einer Art inoffiziellem Naturschutzgebiet geworden. Dort leben sogar noch ein paar Weißkopf-Seeadler, unsere Wappentiere. Die Ufer des Sees sind unbewohnt, und es gibt nur ein paar Jagdhütten im Wald weiter oben in den Hügeln. Eine davon gehört Jake Winston. Der schuldet Mutter noch einen Gefallen. Und vor allem mag er die Bullen nicht, seit er damals eingesperrt wurde, weil er sich |272| vor dem Kriegsdienst in Vietnam drücken wollte. Anna und Emily, wir tragen Eric am besten mit dem Laken. Ihr beide nehmt diese Seite, ich die andere. Alles klar?«
    Unter Georges kompetenter Anleitung hievten wir Eric auf die Ladefläche des Pick-ups. Ich setzte mich neben ihn. Emily bestand darauf, bei mir zu bleiben.
    Wir fuhren über eine schmale Straße zu einem Bauernhof in der Nähe. Während wir auf der

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