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Glashaus

Titel: Glashaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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ist?«, fragt er.
    »Nichts«, murmle ich an seiner Kehle. Jetzt bin ich wach genug, um zu merken, dass ich nicht die Einzige im Haus bin, die nackt schläft. Doch ich stelle fest, dass es mir nichts ausmacht - ich vertraue Sam in dieser Hinsicht. Er wird nicht versuchen, mich zu überrumpeln, wird nichts tun, was ich nicht will. Irgendwie hat Sam es geschafft, eine Schwelle zu überschreiten. Ich weiß zwar nicht, wie das passiert ist, aber jetzt ist er kein Fremder mehr, dem ich nicht trauen kann, sondern ein Freund. Und da ich im Moment nicht allein in meinem Schlafzimmer bleiben möchte, ist es die natürlichste Sache der Welt, mich an ihm festzuhalten, meine Hand an seinem Rücken hinauf und herunter gleiten zu lassen, mein Gesicht an seinen Hals zu schmiegen und seinen natürlichen Duft einzuatmen. »Macht es dir was aus, hierzubleiben? Ich möchte nicht allein sein.«
    Er spannt sich leicht an, doch dann spüre ich, wie seine Hand über meinen Rücken fährt und meine Wirbelsäule streichelt. Ich drücke mich an ihn. Er fühlt sich so lebendig an, wie das genaue Gegenteil aller Dinge in meinem blutgetränkten Erinnerungstraum. Mittlerweile schlafe ich schon mindestens einen Monat allein und habe niemanden richtig berührt, ganz zu schweigen von einem Fick. Deshalb überrascht es mich keineswegs, dass ich in sexueller Hinsicht zunehmend erregt bin und mich nach weiterem Hautkontakt, weiteren Berührungen, weiteren Gerüchen sehne. Ich lasse meine Zunge über seine Kehle gleiten und lege eine Hand zwischen seine Beine, und was ich dort entdecke, verblüfft mich nicht, denn auch Sam hat ja ein Leben der Selbstverleugnung geführt.
    »Tu’s nicht«, murmelt er, aber ich höre nicht auf ihn. Stattdessen rutsche ich mit dem Gesicht an seiner Brust herunter und küsse ihn dabei, während ich zärtlich das umfasse, was sein Desinteresse Lügen straft. Sam hat sich wegen einer Geliebten zurückgehalten, wegen einer Frau, die ohne ihn in der realen Welt gestrandet ist. Dagegen lag es bei mir am Stolz und an den Augen, die meinen Punktestand eifrig verfolgen. Wahrscheinlich werden wir das hier am Morgen bedauern, aber im Moment bin ich wie trunken von der Berührung. Ich reibe mit meiner Wange über seinen Schenkel und lecke ihn voller Begehren, während ich seine Hand in meinem Haar spüre …
    »Nein.« Er klingt unentschlossen. Als ich sein Glied so weit ich kann in den Mund nehme, gibt er Geräusche von sich, als werde er gleich ersticken. »Nein, Reeve, bitte tu das nicht …« Doch ich mache weiter, lecke und sauge an ihm, während er Luft holt, um etwas zu sagen. Doch stattdessen keucht er nur leicht, und ich bringe ihn mit einem Gefühl von Ernüchterung zur Ejakulation. Das war zu schnell, nicht wahr? Danach bleibt er auf der anderen Bettseite stehen, wendet mir den Rücken zu und zieht die Schultern ein. »Ich hab dich doch gebeten, damit aufzuhören«, sagt er mürrisch.
    Es dauert ein Weilchen, bis ich wieder sprechen kann. »Ich hab das gebraucht …« Ich halte inne, denn im Mund habe ich einen ätzenden Nachgeschmack. »Ich möchte, dass du glücklich bist.« Wenn ich schon nachgebe und mich vor den punktegeilen Nutten erniedrige, ist das Mindeste, was ich tun kann, es ihnen zu zeigen und ins Gesicht zu spucken.
    »Na ja, aber das ist die falsche Methode.« Er ist angespannt und verhält sich so defensiv, als hätte ich ihn verletzt. »Ich dachte, wir hätten eine Vereinbarung.« Er drückt sich am Bett vorbei und verschwindet, ohne mich eines Blickes zu würdigen, durch die Tür, ehe mir irgendeine Antwort einfällt. Kurz darauf höre ich die Dusche rauschen.
    Da ich mittlerweile hellwach bin, ziehe ich meinen Bademantel an, um nach unten zu gehen und mir Kaffee zu machen, anstatt mir den Mund zu spülen, denn ich kann unmöglich ins Badezimmer, solange Sam dort eifrig versucht, meinen Speichel wegzuspülen. Immer noch habe ich Reste von Stolz. Und im Augenblick könnte ich ihn wohl kaum ansehen, ohne zu brüllen: Und wie steht’s mit deiner Selbstbeherrschung, hä?
    Ständig heult er wegen seiner wunderbaren Geliebten, die er außerhalb dieses Gemeinwesens kennengelernt hat, den Mond an. Aber er ist nicht zu stolz, sich mit einer Fellatio von mir befriedigen zu lassen - und danach bin ich plötzlich eine Unperson. Ich könnte ihn deswegen wirklich hassen. Doch anstatt meinen Gefühlen Luft zu machen, sitze ich mit meinem abkühlenden Kaffee in der Küche herum und warte darauf, dass die Geräusche in

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