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Glashaus

Glashaus

Titel: Glashaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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rot-weiße Polizeiabsperrung und parkte ihn dann vor einer Garagenausfahrt.
    Fünf Gestalten in hellen Wegwerfoveralls, die hinter der Absperrung Spuren sicherten. Dazu der Polizeifotograf, der seine Fotos schoss.
    Boyle trug seine Lederjacke zu dunklen Jeans und einem Button Down–Hemd, das er sich zusammen mit den Hosen von Tommy geborgt hatte. Die Jeans waren etwas zu kurz und das Hemd um Hals und Brustkorb zu eng. Aber wenigstens hatte er geduscht und sich rasiert. Das Gefühl von Frische danach, das dennoch nichts an der Scham zu ändern vermochte, die ihn überkam, sobald sein Hirn sich an die Erinnerung der Geschehnisse am Straßenrand herantraute.
    „ Wieso bist Du zu mir gekommen und nicht nach Hause gefahren?“
    Tommys Frage war nicht mehr als ein Flüstern. „Keine Ahnung“, log Boyle, aber dachte daran, dass er es weder hätte ertragen können seine Verletzung allein vorm Spiegel in seiner Wohnung zu flicken, noch sich damit bei Teddy Amin oder gar Sascha blicken zu lassen.
    „ Was hast du jetzt vor? Das kannst Du Färber und Saleki nicht einfach so durchgehen lassen.“
    Tommy Graf, der harte Hecht.
    Boyle starrte stur geradeaus durch die Frontscheibe auf das stille Stück Straße vor ihnen.
    „ Falls Du damit meinst, dass ich sie anzeigen sollte – das wird bestimmt nicht passieren.“
    Tommy, der die Wagentür aufstieß und sich dann noch einmal zu Boyle umwandte.
    „ Nein, das wird es wohl nicht.“
    In Tommys Blick stilles Einverständnis darüber, dass die Straße eines war und das Präsidium etwas anderes.
    „ Pass dabei auf Deine Hundemarke auf, mein Freund.“
    Ein Uniformierter, der sie an der Absperrung aufzuhalten versuchte. Tommy hielt ihm seinen Dienstausweis unter die Nase. Der Uniformierte machte ihnen Platz.
    Ein kurzer Blick auf die Gestalt des Jungen, die mit ausgebreiteten Armen zwischen Müllcontainern, Plastiktüten und dem ersten Herbstlaub am Boden lag. Weitaufgerissene blaue Augen und volle, halbgeöffnete Lippen unter einem blonden mit Gel gestylten Haarschopf.

    Bulldogge Haffner hatte, breitbeinig und die Hände tief in den Manteltaschen vergraben, vor Stillers Tür Aufstellung genommen.
    Keine Empfindung, die sich aus seinen intelligenten Insektenaugen hätte ablesen lassen, sobald er Boyle und Tommy die Auffahrt herauf kommen sah.
    „ Du nicht.“
    Haffner hinderte Tommy Boyle zur Tür zu folgen.
    „ Der Chef will mit Boyle allein reden.“
    Haffners hohe mädchenhafte Stimme, die so gar nicht zu seiner massigen Erscheinung passen wollte.
    Tommy zuckte gleichgültig die Achseln und steckte sich eine Zigarette an.
    Haffner öffnete Boyle die Haustür.
    „ Ich weiß nicht, wie Du das gedreht hast, aber bild Dir bloß nicht ein, dass Du bei mir irgendeinen Bonus kriegst nur weil Du Beziehungen zu `n paar hohen Tieren hast.“
    Boyle, der Haffners Blick ungerührt erwiderte.
    „ War’s das?“
    Haffner machte Boyle endgültig den Weg frei.

    Ein Mann in einem Dinnerjackett führte ihn in Carl Stillers Wohnzimmer und bat ihn knapp da zu warten.
    Boyle sah sich um.
    Ein großzügiger hoher Raum. Eingerichtet, wie der feuchte Traum eines SCHÖNER WOHNEN – Redakteurs. Zwei riesige abstrakt rot blaue Bilder an den Wänden, die seine Aufmerksamkeit für eine Sekunde auf sich zogen.
    Später sah er immer noch allein durch das weite Wohnzimmerfenster den Kriminaltechnikern in ihren weißen Overalls dabei zu, wie sie ihre Utensilien aus den Metallkoffern packten und Absperrband von den Rollen wickelten.
    Zwei Männer in schwarzen Anzügen, die eben den Blechsarg mit der Leiche von Stillers Sohn ins klaffende Maul eines silbergrauen Leichenwagens schoben.

    Eine Frau in einem moosgrünen Etuikleid huschte fast lautlos ins Zimmer und starrte Boyle einen Augenblick irritiert an.
    „ Wer sind Sie?“
    Sie musste Mitte vierzig sein, vielleicht knapp drunter. Eine attraktive Frau, schlank, mit einem Hintern, in den die hunderte von Joggingkilometern nicht umsonst investiert worden waren. Genau die Sorte Frau, die zu einem Haus wie diesem passte.
    Boyle setzte ein beruhigend warm weiches Lächeln auf.
    „ Mein Name ist Boyle. Hauptkommissar Boyle von der Mordkommission.“
    Entsetzen im Blick der Frau.
    „ Arbeiten Sie … für meinen … Mann?“
    „ Ja, Frau Stiller. Er hat mich rufen lassen.“
    Margaret Stillers Entsetzen wich allmählich widerwilligem Interesse.
    Boyle, der sich vorkam wie examiniert.
    „ Sie wirken nicht wie die Klone, die er sich sonst hält.“
    Sie

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