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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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begann der Angesprochene wohlüberlegt, »dass wir bisher nicht nachweisen können, aus welchem Grund Sander keine Angaben macht.«
    Ziegler zog ein verärgertes Gesicht, sodass seine Mundwinkel nach unten hingen. »Er hat Unterlagen, die Aufschluss über die Motivation eines Täters geben könnten«, bemerkte er, als wisse dies Marchtaler nicht längst.
    »Die Frage ist erstens, ob Sander wirklich recherchiert hat«, dozierte Marchtaler und nahm einen Aktenordner zu Hilfe. Auf jedem der vielen Blätter hatte er mit gelbem Leuchtstift einzelne Worte oder ganze Absätze hervorgehoben. »Wenn er zufällig Zeuge eines Verkehrsunfalls oder Mordes geworden wäre, würde er nicht recherchieren – nur als Beispiel.«
    »So weit waren wir schon«, zeigte sich Ziegler leicht verschnupft über Marchtalers Darlegungen. »Sander kann auch bei Mord die Aussage verweigern, wenn sein Hinweisgeber Informant für einen redaktionellen Beitrag ist. So weit, so gut, lieber Marian.« Ziegler konnte auf charmante Art seine Überheblichkeit zum Ausdruck bringen.
    Marchtaler versuchte, sich davon nicht beirren zu lassen, sondern tat so, als behielte er die Reihenfolge seines geplanten Statements bei. In Wirklichkeit jedoch wollte er Zieglers Wünschen entsprechen. »Eine berechtigte Zeugnisverweigerung«, knüpfte er deshalb an dessen ungeduldige Bemerkungen an, »ist dann gegeben, wenn mittel- oder unmittelbar auf den Informanten geschlossen werden könnte. Im Prinzip also wohl alles zur und über die Recherche – wenn der Journalist zum Beispiel schildern müsste, unter welchen Umständen, wann und wo er den ›großen Unbekannten‹ getroffen hat. Denn käme dies raus, wäre ein zeitliches Fenster vorhanden, mit dem der Informant einzukreisen wäre.«
    »Und was sagt die obergerichtliche Rechtssprechung dazu?«
    Marchtaler hatte das Gefühl, dass sein Chef sich bereits auch anderweitig kundig gemacht hatte. Denn genau diese Frage hatte er jetzt aufwerfen wollen. »Die Rechtssprechung sieht es eher kritisch«, konnte er sofort antworten. »Die Behauptung des Journalisten, er habe alles, was er weiß, im Zuge einer Recherche von einem zu schützenden Informanten erfahren, wird man ihm wohl nicht widerlegen können.«
    Zieglers Gesicht zeigte Spuren von Müdigkeit. »Und wie sieht es mit einer Strafvereitelung aus?«
    Marchtaler antwortete vorsichtig: »Bei berechtigter Zeugnisverweigerung scheidet das aus.«
    Klar, dachte Ziegler, wem das Recht es erlaubte zu schweigen, der durfte deswegen nicht bestraft werden. »Und TKÜ ?«, fragte er und benutzte die übliche Abkürzung für Telekommunikationsüberwachung.
    »Bislang haben wir keine Erkenntnisse, dass er von einem Straftäter angerufen wurde. Du weißt, wie die Richter …«
    Ziegler wollte die Antwort nicht abwarten. Natürlich wusste er, dass es keinesfalls einfach wäre, einen Richter dafür zu gewinnen, Sanders Telefon anzuzapfen.
    Marchtaler fügte an: »Nach dem Gesetzestext sind Journalisten nicht ausgenommen, wenn es um die Erhebung von Telefonverbindungsdaten geht. Man wird aber über die Verhältnismäßigkeit streiten können.«
    Der Leitende Oberstaatsanwalt gab sich zerknirscht. »Wenn ich mir das so anhöre, tust du gerade so, als seien uns bei Sander die Hände gebunden.«
    »So würde ich das nicht formulieren«, beeilte sich Marchtaler, den Chef bei Laune zu halten. »Natürlich haben wir Ansatzpunkte. Was ich meine, ist nur, dass sie uns nicht so schnell weiterhelfen, wie wir uns das wünschen würden. Wir müssen natürlich davon ausgehen, dass Sander und sein Arbeitgeber gegebenenfalls alle Register ziehen werden …«
    »Was schlägst du also vor?«
    Marchtaler überlegte, was er preisgeben sollte, entschied sich dann aber dafür: »Ein persönliches Gespräch.«
    »Wie?«, entfuhr es Ziegler. »Wie soll ich das verstehen?«
    Marchtaler war zusammengezuckt und rang sich durch, es noch einmal zu wiederholen: »Ein persönliches Gespräch, unter vier Augen – zwischen Ihnen und Sander.«
     
    Sander hatte so gut wie kein Auge zugetan. Er war mit Kopfschmerzen aufgestanden und hatte morgens sofort eine Schmerztablette genommen. Noch in der Nacht hatte er Doris davon berichtet, wie er beim Auftauchen des Taxis versagt hatte. Sie versuchte, ihn zu trösten, doch er fühlte sich matt und energielos. Er trank den heißen Kaffee und strich sich ein Marmeladenbrot, während Doris in der Tageszeitung blätterte und seinen Artikel suchte. Ihm kam noch einmal der

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