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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Steuerfahndung war, aber in Wirklichkeit seine Tätigkeit für die Polizei fortgesetzt hat und über drei Jahrzehnte hinweg ein verdeckter Ermittler war, der sich in alle Bereiche des Lebens eingeschlichen hat.«
    »Du willst damit sagen«, unterbrach ihn Rahn und setzte sich wieder aufrecht in den Stuhl, sodass er seinen Kollegen um einen halben Kopf überragte, »… du willst also sagen, dass Heidenreich gar nicht wirklich gegen die Eisenbahn war, sondern sich nur in die Gegnergruppe eingeschlichen hat?«
    Sander holte tief Luft. »Wenn man dem folgt, was hier so geschrieben steht, könnte man davon ausgehen.« Er warf Kauz einen vorsichtigen Blick zu, doch in dessen Gesicht war nicht abzulesen, was er von dieser Theorie hielt. Gleich würde er wahrscheinlich sagen, dass dies alles einem schlechten Kriminalroman entstammen könnte, es aber von der Realität meilenweit entfernt sei.
    »Wenn man dem hier folgt«, fuhr Sander fort, »dann ist mein Informant am vorletzten Sonntag angereist, also am 15. Juni. Leider schreibt er nicht, wo er genächtigt hat. Aber es ist anzunehmen, dass er gleich sein Zelt auf dem Wasserberg aufgeschlagen hat – ausgerechnet auf dem Wasserberg.« Seine beiden Kollegen sagten nichts dazu. »Er wollte«, so schlussfolgerte Sander, »absichtlich nicht in ein Hotel gehen – und er hat wohl auch keine Bekannten, bei denen er übernachten konnte. Die Nähe zu Heidenreichs Schulfreunden muss allerdings nachdenklich stimmen.«
    Rahn hegte neue Zweifel: »Wenn er ihn umbringen wollte, hätte er dies viel bequemer auf andere Weise tun können. Warum denn gerade in dieser Nacht da oben, wo doch überall so viele Menschen unterwegs waren? Das ergibt keinen Sinn.«
    Sander fühlte sich erneut missverstanden. Er kam jetzt zu einem Punkt, an dem er am liebsten die Papiere zusammengeschoben und gesagt hätte: Okay, dann hat sich das erledigt, lassen wir es sein. Denn mit solchen Ignoranten wollte er nicht länger etwas zu tun haben.
    Doch er hielt sich zurück. »Nur noch eines«, entschied er mit einem tiefen Seufzer. »Mit Datum vom vergangenen Freitag hat er niedergeschrieben:
     
    »›Ich vermute, Werner Heidenreich spielt ein absolut falsches Spiel. Zum einen ist er für die Polizei tätig – zum anderen mischt er in einer Szene mit, die den El-Kaida-Terrorkreisen nahesteht. Tagsüber mimt er den eifrigen Steuerfahnder, womit er gewiss Zugang zu allen möglichen sensiblen Daten und Dateien hat.‹«
     
    »Aber sag mal«, unterbrach ihn Rahn wieder, »wenn der in irgendeiner Weise ein Polizeispitzel war, dann müsste doch die Kripo rausfinden können, was da tatsächlich gelaufen ist.«
    »Falls die Kripo überhaupt auf diese Daten zugreifen kann«, gab Sander zu bedenken. Aus früheren Gesprächen mit Häberle wusste er, dass es nicht immer einfach war, an die Ermittlungsergebnisse der einzelnen Geheimdienste heranzukommen. Oft genug schien es auch so zu sein, dass entweder die verdeckten Ermittler geschützt wurden oder auch der Staat gar kein Interesse hatte, Details ans Tageslicht zu bringen. »Also hier«, machte Sander weiter, »schreibt mein Informant:
     
    ›Heidenreich hat erklärt, er wisse von dem Vorhaben, dass Terrorkreise versuchen wollten, beim Bau des Eisenbahntunnels heimlich Sprengkammern einzubauen, um nach der Fertigstellung des Projekts eine große Katastrophe inszenieren zu können.‹«
     
    Die drei Männer schwiegen sich eine halbe Minute an.
    »Jemand will heimlich Sprengkammern einbauen?«, wiederholte Kauz ungläubig.
    Auch Rahns Sprachlosigkeit hielt nicht lange an: »Dazu braucht er doch jede Menge Helfer. Du kannst auf so einer Baustelle nicht irgendwo Sprengkammern einbauen, und keiner merkt das.«
    Sander zuckte mit den Schultern. »Einer allein natürlich nicht. Aber vielleicht ganze Ingenieursstäbe.«
    »Jetzt kommt es ja ganz dicke – nur mal langsam«, unterbrach Kauz. Sander befürchtete, dass jetzt der Einwand folgte, es handle sich um eine reine Verschwörungstheorie.
    »Mal ehrlich«, meinte Rahn. »Der Kerl, der das hier geschrieben hat, behauptet, dieser Heidenreich habe von so einem riesigen Ding gewusst.«
    »So schreibt er es jedenfalls«, gab Sander schnippisch zurück.
    »Aber wenn er tatsächlich ein heimlicher Ermittler war, muss er dies doch auch der Polizei gemeldet haben«, warf Kauz ein.
    »Sofern er seinen Pflichten nachkam, schon«, erwiderte Sander.
    »Und gab es daran Zweifel?«, hakte Kauz nach.
    »Sicher«, gab sich Sander

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