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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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nicht?«
    »Nein. Auch der Name sagt mir nichts. Was glauben Sie, wie viele Menschen ich hier oben tagtäglich seh!«
    »Und es gab auch sonst keinen Vorfall gestern Abend oder im Laufe der Nacht, den Sie mit dem Verbrechen in Verbindung bringen könnten?« Es war Häberles verzweifelter Versuch, einen Ansatzpunkt zu finden.
    Der Wirt sah auf seine Armbanduhr. »Wenn so viel los ist wie gestern, kriegen Sie nicht mit, was da draußen passiert.«
    Der Chefermittler konnte sich lebhaft vorstellen, wie groß der Andrang gewesen war. Oft genug war er schon selbst hier oben gewesen, meist zwar nur tagsüber an den Wochenenden. Aber was er da an sonnigen Tagen erlebt hatte, passte zu den Schilderungen des Wirts, unter dessen Leitung das Wasserberghaus zu einem beliebten Ausflugsziel geworden war.
    »Es gibt aber sicher auch Stammgäste«, überlegte Häberle.
    »Natürlich. Auch heut Vormittag ist ein ganzer Tisch voll da.«
    »So? Ich nehm an, das sind alles Herrschaften aus der Gegend.«
    »Ja, drunten von Schlat und von Bad Überkingen.«
    Häberle hoffte insgeheim, bei ihnen auf profunde Kenner der örtlichen Gegebenheiten zu stoßen. »Noch was anderes«, wechselte er das Thema, »der Weg zu Ihnen hier rauf ist für Autos gesperrt. Wie ernst wird das genommen?«
    Sein Gegenüber zuckte mit den Schultern. »Schwer zu sagen. Es gibt einige Grundstücksbesitzer, die natürlich fahren dürfen. Andererseits sehe ich immer mal wieder Autos, die sicher nichts hier oben zu suchen haben.«
    »Vergangene Nacht auch?«
    »Ich sag Ihnen doch, ich hab keine Zeit gehabt, mich da draußen umzusehen. Aber glauben Sie bloß nicht, die vielen Menschen schleppen ihr ganzes Zeug für ihre Party am Feuer im Rucksack rauf.«
    Häberle bejahte. »Und wie sieht es mit Kontrollen aus?«
    »Kontrollen«, wiederholte der Wirt enttäuscht. »Sie wissen genauso gut wie ich, wie es personell bei der Polizei aussieht. Wenn hier jemand etwas unternimmt, dann vielleicht der Förster oder ein Naturschützer.«
    »Und die Gemeinde?«
    »Auch da fehlt es doch am Personal. Oder meinen Sie, der Bürgermeister übernimmt das?«
    Häberle erwiderte nichts. Wenngleich er es ihm zutrauen würde – bei allem, was er über ihn gehört hatte. Kommentieren wollte er es aber nicht. »Die Naturschützer nehmen es hier aber doch ziemlich genau«, hakte er deshalb nach. Ihm war ein Zeitungsartikel über den Schutz der Orchideenwiesen eingefallen.
    »Hm«, gab sich der Wirt unentschlossen. »Was soll ich dazu sagen? Es gibt überall welche, die übers Ziel hinausschießen. Denken Sie nur an das Theater, das um diesen Mammutbaum gemacht wurde.«
    Der Chefermittler versuchte krampfhaft, sich an ein Vorkommnis in diesem Zusammenhang zu erinnern. Doch es fiel ihm nichts ein.
    »Dieser ›Mammut‹ im Käfig da drüben«, half ihm der Wirt auf die Sprünge und machte eine Kopfbewegung in die entsprechende Richtung. »Aber am besten, Sie fragen den Sander.«
    »Den Sander?«
     
    Uli Bayreuter entlud gerade seinen Geländewagen. Er war damit gestern Abend auf den Wasserberg gefahren, um Grillutensilien, Würste, Fleisch und allerlei Gewürze und Zutaten zu transportieren. Natürlich, das war ihm bewusst gewesen, hatte er damit gegen das Fahrverbot verstoßen und sich schlimmstenfalls ein Bußgeld eingehandelt. Aber irgendwie musste alles zur Feuerstelle gebracht werden. Und als begeisterter Naturmensch war ihm die Logistik vertraut, die ein ›Camp‹ im Freien erforderte. Seinen Geländewagen hatte er angeschafft, um bei jedem Wetter seine Wochenendhütte an einem einsamen Punkt der Alb erreichen zu können. Aber auch bei Ausflügen mit seiner Familie ins Gebirge erwies sich der vierradgetriebene Wagen gelegentlich als sinnvoll.
    Während er gerade einen Korb mit Besteck in die offen stehende Garage zurückbrachte, rief ihn Angelika, seine Ehefrau, ans Telefon. Er stellte den Korb in eine Ecke, stieg die paar Stufen in die Wohnung hinauf und nahm das Mobilteil vom Schränkchen an der Garderobe. Am anderen Ende der Leitung wartete Gustav Brandt, den er gestern Abend beim Wasserberghaus nur flüchtig gesehen hatte.
    »Hast du’s schon gehört?«, begann Brandt das Gespräch ohne große Umschweife. Sein Tonfall war ungewöhnlich sachlich.
    »Was – gehört?«, zeigte sich Uli Bayreuter überrascht und versuchte, seine Ungeduld zu zügeln. »Mensch, Gustav, mach’s nicht so spannend. Was ist passiert?«
    »Werner ist tot«, erwiderte Brandt kurz.
    »Werner ist was?«

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