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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Leute das Sagen hatten, die von der Praxis, von der ›Arbeit an der Front‹ null Ahnung hatten und bürokratische Hemmnisse aufbauten. Dies zeigte sich nach Meinung Sanders sogar in der Software, die ihnen für die Herstellung zur Verfügung stand und die nicht auf die Bedürfnisse einer Tageszeitungsredaktion zugeschnitten war. Vielleicht ließ sich damit ein Wochenblatt machen, wetterte er oft, wenn er sich durch die unzähligen Spezifikationen kämpfte und das Layout des Artikels heillos verwüstet war.
    Stock beobachtete, wie die Kollegen der Spurensicherung einen winzigen Gegenstand in eine Klarsichthülle steckten und deren Inhalt nun begutachteten. Als sich Sander umdrehte, um die Übersichtsaufnahme zu machen, wurde auch er darauf aufmerksam. »Haben die denn was gefunden?«, fragte er, ohne von Stock eine Antwort zu erwarten, denn erstens wusste dieser es vermutlich selbst nicht und zweitens würde er, falls er es denn wüsste, zu diesem Zeitpunkt noch nichts sagen wollen.
    »Keine Ahnung«, kam es wie erwartet zurück, und Sander wandte sich an die Mitarbeiter der Spurensuche: »Habt ihr was?«
    Ein paar der Männer blickten sich um, die anderen waren weiterhin mit dem Gegenstand beschäftigt, den sie in die Tüte gesteckt hatten. Irgendetwas schien sie zu faszinieren.
    »Ein Splitter«, fühlte sich einer zu einer Antwort bemüßigt.
    »Wovon?«, fragte Stock, jetzt wohl auch neugierig geworden, zurück.
    »Keine Ahnung. Er hat mit dem Blut zusammen am Käfig geklebt.« Der Beamte deutete auf die Maschendrahtzaunkonstruktion.
    Sander knipste vorsorglich noch ein paar Fotos. »Dann hat sich das alles da drüben abgespielt«, konstatierte er unterdessen und versuchte mithilfe des Zooms, Details zu dem merkwürdigen Fund zu erkennen. Doch dann wurde ihm bewusst, dass er noch seine alte Brille aufhatte, die er normalerweise nur daheim oder bei der Arbeit am Computer benutzte. Ihre Stärke war längst nicht mehr ausreichend, um in der Ferne Einzelheiten erkennen zu können. Während er sich darüber ärgerte, gab sich Stock ungewöhnlich auskunftsfreudig und bestätigte, dass sich das Verbrechen vermutlich an dem Drahtgitterkäfig abgespielt haben musste.
    »Und was ist das für ein Splitter, der da eben gefunden wurde?« Sander zögerte, zu den Kriminalisten hinüberzugehen, obwohl er damit wohl kaum noch Spuren hätte zertrampeln können. Viel zu viele Personen waren in den vergangenen Stunden zwischen dem Forstweg, dem ›Mammut‹ und dem Tatort hin und her gelaufen.
    Stock zuckte mit den Schultern. »Das werden die Kriminaltechniker herausfinden müssen.« Er wandte sich ab, um in den Schatten der Sträucher zurückzugehen. Die feuchtwarme Luft schien zu stehen. Vermutlich würde es gewittern.
    Sander hatte ein Gespür dafür entwickelt, wann ihm ein Gesprächspartner ein Thema vorenthalten wollte. Jetzt war so ein Moment. Dennoch folgte er Stock auf dem Forstweg zurück zum Albvereinshaus.
    »Sie haben keine Probleme, über den Fall zu schreiben?«, fragte Stock unvermittelt.
    Sander sah den Mann, der einen Kopf größer war als er, von der Seite an und stellte an dessen Gesichtsausdruck fest, dass er es ernst meinte.
    »Ich? Wieso sollte ich nicht über den Fall schreiben?«
    »Sie sind doch befangen. Sie stecken doch auch da mit drin, oder seh ich das falsch?«
    Zum zweiten Mal an diesem Vormittag wurde ihm bewusst, dass er nicht nur der Journalist war, der wie gewohnt berichten musste. Vor seinem geistigen Auge tauchten Bilder auf, die ihn als Zeugen vorm Landgericht Ulm zeigten. Aber nicht als Angeklagten.
     
    Häberle war mit Watzlaff zu dessen Streifenwagen geeilt. Den beiden Männern, Uli Bayreuter und Gustav Brandt, hatten sie lediglich erklärt, dass die Vernehmung beendet sei und sie gehen könnten. Revierleiter Watzlaff jagte das Polizeiauto über den Forstweg zur Wegegabelung, folgte dort links der Hauptrichtung und schaltete das Blaulicht ein, um den Wanderern zu signalisieren, dass sie ihm Platz machen sollten. Der Uniformierte, der die Absperrung bewachte, hob das Plastikband und ließ das Einsatzfahrzeug hindurch. Watzlaff winkte dem jungen Beamten freundlich zu und gab Vollgas. Häberle war in Gedanken versunken und nahm überhaupt nicht zur Kenntnis, wie die Wanderer respektvoll Platz machten und sich abwandten, um den aufgewirbelten Staub nicht ins Gesicht zu bekommen.
    »Und ich hab mich die ganze Zeit schon gewundert, weshalb er sich nicht meldet«, sagte Watzlaff, um das

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