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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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musste, mit allen Wassern gewaschen war. Dabei hatte er immer geglaubt, dieser Journalist sei kooperativ im Umgang mit der Justiz, doch jetzt schien ihm die große Story offensichtlich wichtiger zu sein als die Aufklärung eines schweren Verbrechens, noch dazu in seinem engsten Umfeld. »Wir werden das besprechen und prüfen«, grollte er. »Vor allem aber will ich wissen, mit wem er in letzter Zeit Kontakt hatte und was er jetzt so treibt. Wer ist eigentlich sein Chef?«
    Manuela Maller musste eingestehen, dass sie noch nicht lange genug in der Kreisstadt Göppingen war, um zu erfahren, wer in diesem Provinzstädtchen Geislingen bei der Zeitung das Sagen hatte. »Ich glaube, der heißt Kauz oder so ähnlich – der Redaktionsleiter. Ich mein, gehört zu haben, dass es sogar noch einen Verleger gibt. Ich weiß aber nicht, ob …«
    »Wir werden auch das prüfen«, wurde sie barsch von Ziegler unterbrochen. »Und noch was: Ich wünsche, ab sofort über alles informiert zu werden. Und jede Verlautbarung an die Medien geht über meinen Tisch.« Er stand dazu auf, als wolle er einem imaginären Publikum die Bedeutung seiner Worte deutlich machen. »Das gilt auch für Häberle«, betonte er ausdrücklich, »und auch für Watzlaff, falls der sich seiner Kompetenzen nicht bewusst ist.«
    Nach zwei Sekunden Pause erwiderte Manuela Maller standhaft: »Ich glaube nicht, dass jemand seine Kompetenzen überschreitet.«
    Ziegler tat so, als habe er diesen Einwand überhört, und glaubte plötzlich, eine geniale Idee zu haben: »Wie kann eigentlich einer über einen Fall in der Zeitung berichten, wenn er selbst darin verwickelt ist. Üblicherweise nennt man das Befangenheit.«
    »Vergessen Sie nicht«, entgegnete die Kripochefin couragiert, »wir haben es hier mit der Presse zu tun und nicht mit einer Behörde.«
    Ziegler beendete das Gespräch wortlos. Er hatte die Anspielung sehr wohl verstanden.
     
    Sander hatte an diesem Montagmorgen in der Redaktion angerufen und der Sekretärin, die als Einzige um 9 Uhr anwesend war, erklärt, dass er auf Recherche sei. In Wirklichkeit wollte er seinen Golf holen, den er gestern Abend auf dem Park-and-ride-Parkplatz an der Autobahnanschlussstelle Aichelberg abgestellt hatte. Doris fuhr ihn hin. Schon als sie auf den Parkplatz einbogen, wo um diese Zeit nahezu jede freie Fläche belegt war, erkannte er sofort, dass sein rückwärts eingeparkter Golf Opfer einer mutwilligen Sachbeschädigung geworden war: Die beiden vorderen Reifen waren platt. Nahezu ohnmächtig vor Wut, sprang er aus dem Wagen, besah sich den Schaden, ging zum Heck und musste feststellen, dass auch die hinteren Reifen keine Luft mehr hatten.
    »Unglaublich!«, entfuhr es ihm, ein-, zweimal, als er sich wieder auf den Beifahrersitz von Doris’ Wagen fallen ließ. »Schweinehunde, verdammte Schweinehunde!«
    »Und jetzt?«, fragte Doris vorwurfsvoll, um gleich anzufügen: »Ich hab dir doch gleich gesagt, du solltest dich nicht auf solche Dinge einlassen.«
    »Was heißt ›einlassen‹? Ich erledige meinen Job, mehr nicht.« Sander wollte bereits nach seinem Handy greifen, um die Polizei zu rufen, da wurde ihm plötzlich klar, dass er dann auch die näheren Umstände schildern musste. Immerhin hätte er das Kennzeichen des Geländewagens gehabt, womit man möglicherweise einen Ansatzpunkt für diese gemeine Freveltat haben würde.
    »Und jetzt?«, hörte er Doris’ Stimme erneut – und es war ihm danach, mit der Faust auf die Klappe des Handschuhfachs zu donnern.
    »Was heißt ›und jetzt‹?«, äffte er sie nach. »Ich lass mich nicht in die Knie zwingen. Ich nicht.«
    »Und was sollen wir tun?«, fragte Doris ungeduldig.
    Er überlegte. Mein Gott, er konnte doch nicht in einer halben Sekunde eine Entscheidung treffen, die unabsehbare Folgen haben würde. Einerseits brauchte er jetzt vier neue Reifen, denn sie waren – so, wie es aussah – zerstochen worden. Andererseits standen diesen finanziellen Ausgaben all die interessanten Daten und Fakten entgegen, die ihm der Unbekannte vergangene Nacht überlassen hatte. Und dass dieser nicht als Reifenstecher infrage kam, war klar. Vielmehr dürfte die Tat dem Verfolger zuzurechnen sein, der ihm möglicherweise auf diesem Parkplatz aufgelauert hatte und dann aus Frust darüber, dass er nicht mehr gekommen war, die Reifen zerstochen hatte.
    »Ich ruf Gunther an«, entschied Sander schließlich. Doris wusste, wer gemeint war: ein guter Freund, der in Geislingen eine

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