Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)
Panzerwagen? Schweren Geschützen? Oder würde ein Sondereinsatzkommando Ancienne Cologne stürmen?
Sie erinnerte sich an ihren Kampf. Als sie sich gegen Grimm gewehrt hatte, blutete er. Vielleicht reichten Weißhaupts oder Habichts Dienstwaffen mit einem einzigen gezielten Schuss aus. Nur würde diese Aktion unwiderruflich mit Grimms Tod enden.
Wollte sie das? Letztlich war auch er nur Amadeos Opfer.
»Meinst du, Habicht oder Weißhaupt dringen noch zu Grimm durch?«
Chris hob die Schultern. »Er entgleitet sogar Nathanael. Ich bin nicht sicher, ob ihm die Freundschaft zu seinen Kollegen noch etwas bedeutet.«
Camilla ließ sich an seine Brust sinken. »Ich will nicht, dass das alles geschieht. Warum gehorcht mir die Realität jetzt nicht mehr?«
»Wahrscheinlich weil du unsicher bist und nicht allmächtig. Schließlich bist du nicht schlauer als du aus den Informationen werden kannst, die man uns gegeben hat. Es sind so viele offene Punkte, die wir uns nicht erklären können.«
Das stimmte. Kaum bildete sie sich eine Meinung, verschwamm sie, sobald sie die nächste Information erlangte. Sie konnte überhaupt nichts genau sagen. Die einzigen Konstanten blieben Amadeo und Nathanael.
»Ich muss alles wissen. Wenn ich doch endlich alle Puzzleteile vor mir hätte …«
»Dann müssten wir sie immer noch sichten und zusammenfügen.«
»Leider. Aber wir können uns nicht weiter treiben lassen. Wenn wir das mit uns machen lassen, werden wir nie ein klares Bild erhalten.«
»Was hast du vor?«
»Wir drehen den Spieß um.«
Kapitel 18
Weißhaupts Schutz
A ls Camilla zurückkam, las sie in der Mimik ihres Vaters dieselbe Entschlossenheit, die sie auch empfand. Nur würde er nicht unterstützen, was sie wollte. Er stand zum Aufbruch bereit am Rande der Terrasse neben ihrer Mutter. Weißhaupt hatte sich in den Garten zurückgezogen, Habicht war offenbar nicht mehr da. Einzig Melanie empfing sie mit einem warmen Blick.
Camilla verschränkte die Arme vor der Brust. »Ihr geht?«
»Was heißt ihr? Du wirst mitkommen, Camilla.« Schärfe lag in seiner Stimme.
Vor Kurzem hätte er sie damit noch beeindrucken können, doch jetzt prallte der Ton an ihr ab. »Ihr wollt nach Frankfurt zurück?«
»Willst du enden wie Theresa?« In der Frage ihrer Mutter lag nichts Weinerliches, lediglich großer Ernst.
»Wenn wir jetzt nach Hause fahren, überlassen wir hier alle ihrem Schicksal. Davon endet das Morden nicht.« Camilla blieb so ruhig wie ihre Mutter. Es wäre unklug, sich auf dieselbe hysterisch emotionale Ebene zu begeben, auf der sich ihr Vater aufhielt. Mit ihrer Mutter ließ sich am ehesten gefasst reden.
Sekunden verstrichen, in denen ihre Eltern schwiegen. Wahrscheinlich legte sich ihr Vater eine neue Tirade zurecht, während ihre Mutter sachlich Konsequenzen abwägte .
»Du kannst den Sandmann nicht aufhalten.«
»Wir.« Christoph korrigierte sie nicht weniger sachlich.
Camilla nickte. »Wir sind nicht allein, Mom .«
»Innerhalb weniger Tage hat Camilla mehr erreicht als alle anderen Begabten vor ihr.« Chris’ Worte waren ihr nicht sonderlich recht.
Trotzdem führte er einen starken Grund an. Prüfend beobachtete sie ihre Eltern. Der Blick ihres Vaters umwölkte sich immer weiter, während ihre Mutter tatsächlich gründlich nachdachte.
»Nathanael ändert sein Wesen durch Camillas Fähigkeiten.«
»Meine Tochter wird mit uns ins Hotel fahren und morgen fliegen wir nach Frankfurt zurück.«
Die Bestimmtheit ihres Vaters schürte ihren Widerspruchsgeist.
Seine Mimik und Gestik drückte fette, bornierte Selbstgerechtigkeit aus. Wie konnte sie ihm nur je vertraut haben? Im Moment spürte sie nur Enttäuschung und Widerwillen. Er überging sie, verdrängte alle Verantwortung und verzog sich, bevor die Luft für ihn zu dünn wurde.
»Von dir lasse ich mir nichts sagen, so falsch und feige, wie du dich benimmst.«
In der gleichen Sekunde brannte ihre Wange. Reglos schockiert stand ihr Vater vor ihr. Er schwieg. Nicht er, sondern ihre Mutter hatte sie geschlagen.
»Schweig.« Drohend leise sprach sie das Wort aus.
Camilla schüttelte den Kopf. Sie hatte gesagt, was sie dachte. Wahrscheinlich war es ein Fehler, aber sie wollte ihre Eltern nicht mehr in ihrer Nähe wissen. Wortlos wandte sie sich ab.
Für Chris musste diese Situation unerträglich sein. Seine Gleichgültigkeit nahm sie ihm nicht ab. Beständig zuckte sein Augenlid. Auch seine Haltung wirkte verkrampft. Sicher fürchtete
Weitere Kostenlose Bücher