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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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war.
    Spöttisch lachte sie auf. »Dann kennst du ihn schlecht. Er ist mächtig, boshaft und scharf darauf, all das zu besitzen, was Nathanael gehört. Davon abgesehen ist er böse. Oder war das, was er mit Amelie gemacht hat, in Ordnung, weil es der guten Sache und der Gemeinschaft diente?« Sie wollte ihn zu einer Antwort provozieren. Wer ein Herz in sich schlagen fühlte, konnte nicht guten Gewissens Ja sagen.
    Er setzte an, atmete tief durch, senkte schließlich aber den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Du solltest aber nicht zu sehr darauf vertrauen, dass Nathanael die Wahrheit sagt.«
    Wut kochte in ihr hoch und legte sich würgend um ihren Hals. Wo war der Gerechtigkeitssinn ihres Vaters? Langsam begriff sie gar nichts mehr. »Für Amadeo sind die Menschen in seiner Umgebung Material.«
    »Mag sein.« Seine Augen flammten wütend. »Ich weiß, dass er brutale Entscheidungen trifft. Aber du darfst nicht vergessen, dass Nathanael ein Mörder ist.«
    »Das habe ich nicht vergessen. Allerdings hast du kaum eine Vorstellung von dem Amadeo, der er jetzt ist. Dir hat er sicher nur den gütigen Stadtvater vorgespielt, oder?«
    Beinah kalt sah ihr Vater sie an. »Ich kenne ihn besser als jeder andere, denn ich bin sein Sohn.«
    Camillas Mund klappte auf und zu. Chris war aufgesprungen und seine Hände legten sich auf ihre Schultern. Melanie entfuhr ein Stöhnen, Ralph, Weißhaupt und Habicht starrten ihren Vater fassungslos an.
    Hoffmann und Hofmann. Der Gedankensplitter, den sie bei dem Gespräch mit Melanie und Amadeo hatte, erwachte wieder. Wie schrecklich, es gab einen Zusammenhang.
    »Du bist in eine uralte Fehde hineingeraten, die kein Ende nehmen wird.« Ihr Vater nippte an seinem Glas, bevor er den goldgelben Inhalt in einem Zug leerte.
    Camilla wollte etwas sagen, doch kein Wort kam über ihre Lippen. Er hatte sie verraten, indem er sie all die Jahre belog. Sie kannte nur den fürsorglichen, freundlichen Mann, nicht den Lügner, als der er sich jetzt vor aller Augen enttarnte.
    »Sie sind Amadeos Sohn?« Melanie war die Erste, die ihre Sprache wiederfand.
    »Das ist etwas sehr Privates, Frau Wallraf .« Camilla fand kaum Raum in ihren verwirrten Gedanken, um sich darüber zu wundern, dass ihre Mutter das Wort ergriff. Bislang hatte Camilla zumindest gehofft, dass wenigstens sie nicht ebenso tief in diesen Sumpf von Täuschung und Lügen verstrickt wäre. »Der momentane Zeitpunkt ist mehr als ungünstig, um darüber zu reden.« Ihre Stimme klang kalt.
    O nein! Es gab keinen günstigeren Zeitpunkt. Ihre Eltern konnten nicht eine solche Bombe platzen lassen nach gefühltem, stundenlangem Gespräch und sich dann mit einer lächerlichen Phrase um eine Erklärung drücken.
    Die Vorstellung, mit Amadeo verwandt zu sein, verursachte Übelkeit. Wer ließ dieses alte Gerümpel nachts in sein Bett und trug auch noch sein Kind aus? War sein Körper überhaupt noch zeugungsfähig? Bei seiner vertrockneten Gestalt bezweifelte sie es. Aber wann war ihr Vater in Wahrheit geboren? Er ähnelte Amadeo in nichts: Weder in dem, der er jetzt war, noch in irgendeinem Punkt aus Hoffmanns verzeichneten Darstellungen.
    Camilla presste eine Hand auf ihren Mund, sprang auf und rannte zum Haus.
    »Camilla«, rief ihr Vater.
    »Wagen Sie es ja nicht«, sagte Christoph drohend.
    Erst im Haus hielt sie an und verkroch sich in einer Ecke der Gästetoilette. Chris trat ein ohne zu klopfen.
    »Geht es?« Er kniete sich vor ihr hin.
    Ihr Kopf dröhnte und ihr Magen revoltierte. Sie fühlte sich leer.
    Seine großen, groben Hände strichen unbeholfen über ihre Wange. »Sie wollen dich sicher mitnehmen«, sagte er.
    »Scheiß drauf, was die wollen. Ich bin volljährig.«
    Er neigte sich still zu ihr. Seine Lippen waren rau und sein Atem roch nach Cola und Bier. Ihr war es egal. Sie umschlang ihn und lehnte ihre Stirn gegen seine.
    »Ich will mit Weißhaupt und Habicht auf Jagd nach Grimm gehen«, stieß sie hervor.
    »Auch wenn es der Stadt nicht guttäte.«
    »Vielleicht ist es doch gut.« Sie küsste ihn noch einmal. »Zumindest Weißhaupt hat einen unvoreingenommenen Blick auf die Situation.«
    »Aber selbst ein Muskelpaket wie Habicht hat keine Chance gegen Grimm.«
    Habicht war durchtrainiert, muskulös und nur minimal größer als Chris. Wahrscheinlich waren beide gleich schwer und gleich stark, lebende Dampframmen. Wenn selbst Habicht und Chris gegen Grimm nichts ausrichten konnten, mit was ließ sich der Maschine Einhalt gebieten? Einem

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