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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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waren. Trotzdem lächelte sie aufmunternd.
    Der Abschied von Ralph fiel gezwungen gelassen aus. In seinen Augen lag ein seltsamer Ausdruck.
    »Viel Glück, Camilla. Wir setzen Vertrauen in dich.«
    Ihre Eltern hatten Alkohol getrunken, daher musste Camilla den gemieteten Mondeo fahren. Weißhaupt würde mit Chris vorausfahren und sie zum Hotel ihrer Eltern geleiten. Anschließend sollte sie zu ihm in den Wagen umsteigen.
    Widerwillig stimmte sie zu. Seit sie den Führerschein gemacht hatte, hatte sie selten Gelegenheit gefunden, zu fahren. Der Mondeo war ein Schiff, mit dem sie nicht so leicht zurechtkommen würde. Schlimmer noch, er war weiß. Jeder Kratzer würde verheerend deutlich auffallen.
    Mit schlotternden Knien setzte sie sich hinter das Steuer.
    Während sie Sitz und Spiegel einstellte, setzte sich ihre Mutter neben sie. Seit dem Streit hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen.
    Wunderbar. Unter Druck und mit dicker Luft unterwegs zu sein entsprach ganz und gar nicht dem, was Camilla gefiel. Ihre Mutter ließ auch keinen Zweifel daran, dass sie noch immer wütend war. Logisch, nach dem, was sie ihren Eltern an den Kopf geworfen hatte. Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass es stimmte.
    Augen zu und durch.
    Wenn beide beleidigt die Klappe hielten, konnte die nächtliche Fahrt durch Berlin doch noch ganz erträglich werden.
    Ihre Mutter klappte die Sonnenblende hinunter und öffnete den Schminkspiegel. Sorgsam kontrollierte sie ihr Gesicht.
    Dünkel und Herablassung waren dem Wesen ihrer Mutter keine Fremdworte. Andererseits konnte Camilla mit ihr einigermaßen gut reden, schließlich blieb ihre Mutter fast immer sachlich.
    Sie versuchte, sich vorzustellen, was ihre Mutter empfand. Wut, verletzter Stolz, Sorge, Angst um das gute Leben in Frankfurt? Vielleicht dachte sie auch ein wenig über Theresa nach. Die Mielkes würden diesen Verlust nicht wegstecken.
    Camilla strich mit beiden Händen über das Lenkrad und ließ die Hände am tiefsten Punkt liegen.
    »Haben sich Theresas Eltern gemeldet?«
    Ihre Mutter reagierte nicht. Ihr starrer Blick floh aus dem Seitenfenster. Entweder war das eine betroffene Zustimmung oder die aktive Weigerung, mit ihr zu reden.
    »Mama, bitte …«
    »Nein.« Die Reaktion kam kühl und schnell.
    »Nein was?«
    Langsam wandte sich ihre Mutter um. »Wir haben die Mielkes nicht mehr gesprochen.«
    Camilla verdrehte die Augen. »Entschuldige, dass ich gefragt habe. Schluck mal deinen scheiß Stolz runter und komm auf den Boden zurück. Theresa ist tot. Sie ist langsam und qualvoll gestorben, weil ihr die Augen bei lebendigem Leib herausgeschnitten wurden …«
    Camilla rechnete mit der Ohrfeige und wich zurück. Die Nägel ihrer Mutter kratzten leicht über die Kopfstütze.
    »Immerhin reagierst du noch normal.«
    Sofort verfiel ihre Mutter wieder in ärgerliches Schweigen.
    Camilla sah aus dem Seitenfenster.
    Weißhaupt, dessen Audi schräg hinter dem Mietauto stand, saß bereits hinter dem Steuer. Chris schnallte sich neben ihm an. Der Beamte starrte ziellos auf die Straße hinaus. Dennoch wirkte er verbissen. Camilla folgte seinem stoischen Blick. Bis auf ein paar geparkte Fahrzeuge und die phosphoreszierenden Augen einer Katze bemerkte sie nichts Außergewöhnliches. In einem Wagen glomm ein hellrotes Lichtauge auf.
    In dem Moment ließ sich ihr Vater auf den Rücksitz fallen. »Fahr los.«
    Camilla schnallte sich ab und wollte aussteigen, als Chris die Tür des Audis zuwarf und zu Melanie hinaufeilte. Vermutlich warnte er sie.
    Sie zog den Gurt wieder fest und startete den Wagen. Die Innenbeleuchtung verlosch. Der Motor gab ein leises, souveränes Brummen von sich.
    Weißhaupt wartete auf Chris. Als dieser zurückkam, hielt er demonstrativ ein Päckchen Zigaretten hoch. »Hab’ meine Kippen vergessen.«
    »Da hast du dir ja einen Typ eingefangen. Lungenkrank und süchtig.«
    Ihr war klar, was ihr Vater über Chris dachte. Eifersucht unter Vater und Freund. Offensichtlich entging ihm die Überwachung dabei vollkommen. Camilla war nicht bereit, ihren Vater auf die Gefahr aufmerksam zu machen. Überhaupt mit ihm zu reden war müßig. Chris hatte Melanie gewarnt. Das war das Einzige, was zählte.
    Der Audi stieß zurück und wendete. Camilla ließ den Ford weitaus vorsichtiger über den Bordstein rollen, bis sie quer auf der Straße stand und den Lenker langsam einschlug. Weißhaupt hängte sie fast ab. Er fuhr bereits am Ende der Straße in die Kurve, wurde aber

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