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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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Weißhaupt abbog und durch einen offenen Torbogen in einen Hinterhof fuhr. Er löschte die Lichter und stieg aus.
    »Wo sind wir?«
    »In Kreuzberg«, antwortete Chris.
    Finstere Backsteinmauern erhoben sich um sie herum. Die Dunkelheit drückte herab. Die Atmosphäre erinnerte Camilla an ihre ersten Stunden in der Unterwelt.
    Was hatte Weißhaupt nun vor? Ein Verhör? Dafür war sie viel zu erschöpft. Sie dachte an Habichts Visitenkarte, die sie in ihrer Hosentasche mit sich herumtrug. Ihn sollte sie zumindest noch anrufen. Sicher wartete er auf ein Lebenszeichen.
    Der junge Kommissar kam ihr nicht mehr so unfreundlich vor. Er war lediglich kein warmherziger Mann, doch das bedeutete nicht, dass er kein guter Mensch war.
    »Verhör?«, fragte sie matt.
    Weißhaupt schüttelte den Kopf. »Reden wir morgen.«
    Sie zog die Karte aus ihrer Tasche. »Kann ich von Ihnen aus telefonieren?«
    Bernd Weißhaupt wohnte in einer Maisonette-Wohnung unter dem Dach des Hinterhauses. Aus dem Flur schlug ihr der Geruch nach Katzenfutter und nicht gereinigten Katzenkästen entgegen. Umso weniger überraschte sie der Anblick von zwei dicken, grauen Katzen.
    »Das sind Max und Moritz.« Ungeschickt streifte Weißhaupt seine Schuhe ab und hob die beiden Kater hoch. Einer brummte unwillig, der andere schnurrte.
    »Schöne Tiere.« Camilla musterte die beiden kapitalen Brocken. Ihr silbriges Fell mit den unauffälligen Streifen schimmerte seidig im Licht.
    »Eher schlachtreif«, entgegnete Weißhaupt und grinste. »Die beiden gehören meiner Tochter. Sie hat ihnen solche komischen, japanischen Namen gegeben – Itachi und Sasuke , aber auf die haben sie nie gehört.«
    Seine Tochter war ein Mangafan , anhand der Namenszusammensetzung vermutlich sogar Yaoi -Fan. Diese Mädchen verschwulten alles. Itachi und Sasuke entstammten der Serie Naruto und erfreuten sich besonders bei dem weiblichen Publikum extremster Beliebtheit.
    » Naruto , oder?«
    Er nickte. »Das Telefon steht im Wohnzimmer.« Langsam drehte er sich um.
    Schwefelgelbe Augen wandten sich ihr zu. Den Katzen entging nicht die geringste ihrer Bewegungen. Sie fühlte sich beobachtet.
    Weißhaupt trug die Tiere ins Wohnzimmer.
    Camilla zog sich die Schuhe aus und stellte sie neben der Wohnungstür ab. Auf den Fliesen lag etwas Katzenstreu. Das Gefühl der kleinen Körnchen unter den Fußsohlen war ihr unangenehm. Chris, der eine Weile mit den Schnürsenkeln seiner Springerstiefel zu kämpfen hatte, stöhnte.
    »Manga- Girly .«
    »Garantiert ne Stufe schlimmer: Yaoi-Girly , wollen wir wetten?«
    Er schüttelte den Kopf. »Lass mal. Dann verliere ich sicher. Die Namen sagen alles.« Er richtete sich auf und verzog spöttisch die Lippen. »Wir verschwulen alles, sogar unschuldige Katzen.«
    Sie nickte. »Hundertprozentig ja.«
    Weißhaupt schob die Wohnzimmertür weit auf. »Wolltest du nicht telefonieren?«
    »Klar, ich komme.« Sie schlang einen Arm um Christophs Hüfte und schob sich dicht an ihn heran.
    Ungehalten winkte Weißhaupt sie in das Wohnzimmer.
    Der Raum besaß den altbackenen Chic der siebziger Jahre. Cordsofa und Lederwürfel, die als Sessel oder Fußbank dienten, umstanden einen einfachen Wohnzimmertisch, der nur ein Standbein besaß. Auf grünem Filz lag ein schmutziger Flokati . Eine Wand wurde von einem Wohnzimmerschrank aus mittelbraunem Holz eingenommen, während die andere Seite zu einer antiquierten Pantry-Küche gehörte. Eine Spindeltreppe wendelte sich in die Dachetage. Dahinter verbarg sich eine Tür.
    Weißhaupt wies auf den Apparat, der auf dem Beistelltisch zwischen Sofa und Sessel stand.
    Camilla setzte sich auf die Couchlehne, nahm den Hörer des Mobilanschlusses auf und tippte die Nummer von Matthias Habicht ab. Das Freizeichen ließ einen Moment auf sich warten. Bei dem ersten Ton nahm Habicht bereits ab. Saß er neben dem Telefon?
    »Bernd?«
    Er klang hektisch. Im Hintergrund plätscherte Wasser. Was machte der Mann mitten in der Nacht? Hausputz?
    »Camilla hier. Störe ich?«
    »Ich habe schon auf deinen Anruf gewartet.« Ein Wasserhahn quietschte.
    Sie zögerte. »Soll ich später anrufen?«
    »Kein Problem, ich bade nur.«
    Leider hatte sie eine zu genaue Vorstellung von dem großen, muskulösen Mann, der gerade splitterfasernackt im Wasser lag. Musste gut aussehen. Peinlich war ihr die Situation in keiner Weise, aber Chris hörte zu. Insofern konnte sie ihren Gedanken keinen freien Lauf mehr lassen.
    »Wenn Sie nicht gerade Wohnungsputz

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