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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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veränderte.
    Je länger sie hier saß und ihn beobachtete, desto mehr gewann sie den Eindruck, hinter seiner Teilnahmslosigkeit verberge sich ein Plan. Die Wahrscheinlichkeit, dass Amadeo und der Sandmann mehr miteinander zu tun hatten, lag nah. Außerdem glichen sich die unheimlichen Fähigkeiten Grimms und Amadeos. Beide manipulierten ihre Umwelt. Erneut sah sie Grimm vor sich. Die vermeintliche Schönheit gerann zu einer bedrohlichen Monstrosität. Vor ihren Augen verschwamm das Bild des Beamten mit Amadeos Skelettzügen und dem Sandmann. Manchmal glaubte sie, die Gerüche aller drei Männer wahrzunehmen. Diese Vorstellung war zu viel für sie. Ihr Magen rebellierte und sie presste die Hände darauf. Ihr wurde schmerzhaft bewusst, dass sie bereits zum zweiten Mal nur knapp dem Tod entronnen war. Unwillkürlich klammerte sie sich an Chris’ Arm. Liebevoll drückte er sie an sich. Sein Duft war anders. Er vertrieb die Eindrücke, die sie bedrängten, und half ihr, sich langsam zu beruhigen.
    Nachdem Chris seinen Bericht beendet hatte, schwieg Amadeo. Camilla behielt den alten Mann misstrauisch im Blick. Aus seiner ausdruckslosen Mimik ließ sich nicht herauslesen, was er dachte. Wahrscheinlich hatte er sie die ganze Zeit überwacht. Seine mentalen Fähigkeiten gefielen ihr überhaupt nicht. Wenn er in ihren Gedanken herumgrub wie Grimm, war er kein bisschen besser.
    Melanie und Amelie hingegen schienen jede Sekunde der Erzählung körperlich mitzuerleben. Besorgt strich Melanie über Camillas Rücken. Trotz der Tatsache, dass Amelie eine Maschine war, wirkte sie zutiefst aufgewühlt. Die Art, wie sie Christoph betrachtete, verstärkte Camillas Eindruck, dass sie ihn noch immer wie eine Mutter liebte.
    »Kann er eigentlich auch bis hierher kommen?«, fragte Amelie.
    Camilla fiel wieder ein, was Amadeo gesagt hatte: Dieses Haus gehörte einst dem Sandmann. Er würde wohl kaum vergessen haben, wie man an diesen Ort gelangte. Zugleich überlegte sie, wie man gegen ein solches Monster vorgehen konnte. Seine Zerstörungskraft lag weit über allem Menschlichen. Er erinnerte mehr an eine Maschine. Wenn sie an Filme wie Terminator dachte, stoppte man solche Geschöpfe nur mit Waffengewalt. Sie knirschte mit den Zähnen.
    »Was hast du?«, fragte Chris.
    Camilla schüttelte den Kopf. Sie wartete auf Amadeos Antwort.
    Der alte Mann ergriff seine Tasse und führte sie an die Lippen. Ohne zu trinken starrte er einige Zeit ins Leere. Schließlich setzte er sie wieder auf dem Tisch ab.
    »Sicher, aber er würde es nicht«, entgegnete er.
    »Warum?« Camilla kam es seltsam vor, dass er so lang über Amelies Worte nachdenken musste.
    Sein Kopf ruckte herum. Zum ersten Mal an diesem Abend fasste er sie direkt in den Fokus. Erschrocken straffte sie sich und ärgerte sich über ihre Reaktion. Sie wollte sich ihm gegenüber keine Blöße mehr geben.
    »Er weiß, dass ich ihn zuvor bemerken würde. Ancienne Cologne ist kein Ort, der ihm wohlgesinnt ist.« Amadeo deutete auf Amelie. »Sie hassen ihn.«
    Wütend schlug Chris mit der Faust auf den Tisch, wobei die Platte bebte. »Willst du damit sagen, dass du bereit wärst, sie in den Kampf zu schicken?«
    »Nicht ich«, entgegnete der alte Mann ruhig. Ein hintergründiges Lächeln huschte über seine Lippen. Er legte eine Kunstpause ein, die Christoph zur Weißglut zu treiben schien. Bevor Chris ihn anfahren konnte, sprach er weiter. »Olympia ist es. Für das, was sie diesem Wesen gegenüber empfindet, gibt es keine Worte. Vielleicht ist das die Unversöhnlichkeit einer Frau, die um ihr Glück gebracht wurde.« Obwohl sein Gesicht wieder vollkommen ausdruckslos wirkte, spiegelte sich Amadeos Häme in seinen Worten wider.
    In Camilla kochte unversöhnliche Abneigung gegen den Alten. Wahrscheinlich sagte er die Wahrheit, aber er manipulierte zugleich Christophs Empfindungen. Ihr war nur nicht klar, ob Amadeo ihn verletzen oder gegen Olympia aufhetzen wollte.
    Mühsam schluckte sie ihren Ärger hinunter. Wenn sie einen kühlen Kopf bewahrte, konnte sie vielleicht gegen ihn steuern und die Situation entspannen. Wörter waren zwar seine Macht, aber sie hielt sich für schlagfertig genug, um wenigstens einen Versuch zu unternehmen. Sanft schloss sie ihre Finger um Christophs und zog ihn auf die Bank. Vielleicht konnte sie das Gespräch herumreißen.
    »Wenn der Sandmann hier gelebt hat, war er nicht immer ein Frauenmörder, oder?«
    »Als ich ihn verurteilte, war ich mir unsicher. Deswegen

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